The Mentalist Spoiler-Post

Ich habe kürzlich habwegs spoilerfrei meine Meinung zur TV-Serie „The Mentalist“ aufgeschrieben. Ich wollte hier aber auch noch etwas konkreter über das Rätsel um Red John schreiben. Also, Spoiler-Warnung: Wer „The Mentalist“ noch nicht gesehen hat, sollte nicht weiterlesen. Wirklich! Ihr verderbt euch sonst den Spaß an einer tollen Serie.

Red John

Red Johns MarkenzeichenIn der ersten Episode untersucht das Team einen Fall, der scheinbar Red John zuzuordnen ist. Patrick Jane kommt jedoch schnell dahinter, dass hier nur jemand sein Verbrechen Red John in die Schuhe schieben will. In dieser Episode erfahren wir einiges an Background zum Hauptcharakter Patrick Jane und dessen Vorgeschichte mit Red John. Vor Jahren hatte sich Jane dazu hinreißen lassen, im Fernsehen über Red John herzuziehen. Daraufhin hat Red John Patricks Frau und Tochter ermordet. Alle diese Verbrechen dekoriert der Serienmörder mit einem in Blut an die Wand gemalten Smiley.

Die Jagd nach dem Serienmörder und das Rätsel um seine Identität bilden den Rahmen der Serie. In der ersten und zweiten Staffel merkt man davon aber noch nicht so viel. Es gibt nur alle zehn, zwölf Folgen eine Weiterentwicklung der Geschichte. In Staffel 3 bis 5 sind Aspekte der Rahmenhandlung in viele Einzelepisoden integriert. Staffel 6 beginnt dann mit einem mehr oder weniger durchgehenden Handlungsbogen über acht Episoden, an deren Ende die Enthüllung von Red Johns Identität steht.

Das Ganze schaukelt sich also immer weiter auf, und dann war es plötzlich vorbei und ich war von dem tatsächlich präsentierten Täter irgendwie enttäuscht. Die über Jahre ausgestreuten Hinweise passten nicht wirklich zu der langweiligen Gestalt, die wir dann vorgesetzt bekamen. Dem will ich hier ein bisschen nachgehen.

Zugang zu Strafverfolgungsbehörden

Red John hat schon früh einen erstaunlichen Zugang zu Strafverfolgungsbehörden in Kalifornien demonstriert. Schon in Staffel 2, in Episode 31 „His Red Right Hand“, hat Red John eine Quelle in dem CBI-Team platziert, das ihn jagt. Das war in dieser Staffel nicht Lisbons Team, sondern das von Lisbons Kollege Bosco. Red John wusste also, dass die Zuständigkeit gewechselt hat und konnte sich ein Mitglied dieses Teams gefügig machen. Als es drauf ankam, kann er einen belastenden Leichnam verschwinden lassen. Er kann sich in die Infrastruktur des CBI hacken und Videoaufnahmen löschen. Und er kann am Ende in das CBI-Gebäude gehen (er oder ein weiterer Komplize) und dort einen Mord begehen.

Weiter geht es in Episode 55 „Red Moon“. Der Fall hat nichts mit Red John zu tun, aber wohl der Mörder Todd Johnson. Das Team verhaftet ihn, aber er will nur mit Patrick Jane reden. Als Jane dessen Zelle betritt, steht Todd in Flammen. Vor seinem Tod zitiert er noch die Worte „tyger, tyger“, was eine Verbindung zu Red John andeutet. Wir sehen hier erneut einen erstaunlichen Einfluss von Red John, der einfach im CBI-Gebäude einen Mord begehen kann.

In Folge 62 „Red Queen“ ist Red John erneut gut über die Untersuchungen gegen ihn informiert. Als Agent LaRoche auf der Suche nach Red Johns Komplizen beim CBI der Wahrheit nahe kommt, manipuliert Red John Beweise so, dass Lisbons Chefin Madeleine Hightower die Mörderin von Todd Johnson zu sein scheint. Jane verhilft ihr zur Flucht, offiziell gilt sie aber als Schuldige am Tod von Todd Johnson, womit die Untersuchung beendet ist.

Am Ende der dritten Staffel kommt in diesen Aspekt bereits etwas Licht, denn FBI-Agent Craig O‘Laughlin wird als Komplize Red Johns enthüllt. Als Verbindungs-Agent zum CBI hatte er sicher Zugang zum Gebäude, zur Infrastruktur und zu vielen Informationen und konnte Red John auf dem Laufenden halten. Das erklärt also vieles von dem, was wir bis dahin gesehen haben. Auch nach O‘Laughlins Tod hat Red John scheinbar Zugang zum FBI, wie wir spätestens in Episode 95 „The Crimson Ticket“ sehen: Am Ende der Episode wird Lorelei Martins im Gefängnis gegen eine andere Frau vertauscht; das Original ist verschwunden. Blake-Verschwörung hin oder her, hier werden so langsam Komplizen einfach aus dem Hut gezaubert, wenn sie für die Story nötig erscheinen.

Bedingungslose Gefolgschaft

Bereits in Folge 31 begann sich abzuzeichnen, dass Red John immer wieder bedingungslose Loyalität inspiriert hat. Irgendwie hat er die Sekretärin Rebecca soweit gebracht, dass sie für ihn ihre Kollegen ermordet hat. Das ist eine ganz erstaunliche Leistung, die nie wirklich näher erklärt wurde. Und bevor Jane Details über Red John in Erfahrung bringen kann, bringt dieser sie jedoch um. Uns Komplizen Red Johns zu präsentieren, die ihn verraten könnten, aber gerade noch rechtzeitig von Red John umgebracht werden, hat die Serie leider überstrapaziert, und wir sind hier erst in Staffel 2.

Auch was die Sekretärin Rebecca über ihn sagt, klingt merkwürdig:

„You are so wrong… He’s a very good man. He’s on a mission. For love… and enlightment. Don’t you see? Without death there is no life. And without darkness, there is no light… until your daughter and wife were killed you were living an illusion… Red John opened your eyes, and now you see the world for what it truly is.“

Das alles deutet für mich auf mehr als einfach einen allein agierenden Serienmörder hin und hat für mich das Bild, das ich mir von Red John gemacht habe, mit geprägt. Man erwartet nach dieser Episode alleine schon eine speziell charismatische Person.

Auch FBI-Agent Craig O‘Laughlin hatte scheinbar keine Skrupel für Red John zu morden und hat für ihn seine Karriere und sein Leben riskiert (und verloren). Hier bleibt uns die Serie ebenfalls eine Erklärung schuldig, wie Red John O‘Laughlin dazu gebracht hat. Mit der Enthüllung der Blake-Verschwörung lautet rückblickend dann die Erklärung wohl, dass O‘Laughlin sich irgend etwas hat zu Schulden kommen lassen und mittels der Blake-Truppe davon befreit wurde und gleichzeitig erpressbar wurde. Andererseits wirkte der FBI-Agent geradezu fröhlich entschlossen, nicht wie jemand, der unter Zwang zu furchtbaren Taten getrieben wird. Wie findet also Red John immer wieder Menschen, die von sich aus keinerlei Skrupel mitbringen und sich von Versprechen von Macht korrumpieren lassen?

Vielleicht die merkwürdigste Szene stammt aus der gleichen Folge, Staffelfinale „Strawberries and Cream“: Das Team stellt eine professionelle Killerin beim Versuch, Madeleine Hightower zu beseitigen. Statt sich verhaften zu lassen, stürzt sie sich in den Tod. Wie macht Red John das? Woher nimmt er das Geld, um eine Killerin anzuheuern? Und wie kriegt er sie dazu, lieber zu sterben als sich verhaften zu lassen? Der Drang, am Leben zu bleiben, ist in den meisten Menschen mit der stärkste überhaupt und lässt sich nicht durch Kleinigkeiten außer Gefecht setzen. Meine Theorie, dass er ein Sektenguru ist, der mehr als den normalen Einfluss auf andere Menschen hat, fand ich an diesem Punkt sehr plausibel.

Auf Fanseiten wurde auch über Hypnose spekuliert. Dazu hat die Serie uns meiner Erinnerung nach nie einen wirklichen Hinweis geliefert, mit vielleicht einer Ausnahme: In „The Blood on His Hands“ wird Janes Freundin Kristina Frye aus Red Johns Gefangenschaft befreit. Sie verhält sich jedoch sehr merkwürdig, scheint sich an nichts Nennenswertes zu erinnern und hält sich scheinbar für tot. Das Gespräch ist sehr kurz und wird danach nie wieder aufgegriffen, genau wie der Charakter Kristina Frye selber. Hat Red John sie hypnotisiert oder sonstwie geistig beeinflusst? Sie soweit vollständig gebrochen, dass Patrick Jane auch mit vielen Monaten Zeit keine Hinweise von ihr erhalte konnte? Das hätten die Autoren meiner Meinung nach durchaus deutlicher machen dürfen.

Zu Beginn der vierten Staffel, in den Episode 71 „Scarlet Ribbons“ und 72 „Little Red Book“, sehen wir erneut Red Johns Einfluss auf ganz unterschiedliche Menschen. Da wäre zum einen Timothy Carter, der sich als Red John ausgegeben hat. Wieso macht er das? Erpresst ihn Red John mit dessen eigenen Taten? Fühlt er sich geschmeichelt, in diese Rolle schlüpfen zu dürfen? Dann hätten wir den Wachmann, den Red John scheinbar dort platziert hat, damit er vom Tatort direkt nach dem Mord an Carter Beweise verschwinden lässt. Gut, der ist vielleicht über die Blake-Gruppe angeheuert worden und hatte ja einen vergleichsweise einfachen Job zu erledigen. Weiter geht es aber mit Sally Carter, der Frau von Timothy Carter, welche in ihrer Zelle Selbstmord begeht, nachdem sie einen Brief an „ihren Mann Red John“ verfasst hat. Hat der echte Red John sie dazu gebracht, um die Fiktion seines Todes zu bestärken? Offiziell gilt ja nun Timothy Carter als Red John. Und hat er sie dann im Gefängnis umgebracht oder sie sich selbst? So oder so ist das relativ erstaunlich, wenn man die Auflösung kennt.

In Episode 95 „The Crimson Ticket“ gibt sich die gefangen genommene Komplizin Lorelei Martins noch komplett entspannt und meint, dass ihre Freiheit oder ihr Tod in Red Johns Händen liege. Woher diese bedingungslose Loyalität kommt, ist erneut schwer zu erklären. Später erfahren wir, dass Red John ihre Schwester getötet hat, wohl nur zu dem Zweck, um sie in ihrer Trauer dann für sich zu gewinnen. Inwiefern das aber dieses Level an Hingabe erklärt, bin ich mir nicht sicher. Außerdem: Wie geht Red John überhaupt einem geregelten Tagesjob nach, wenn er sich um dermaßen viele Menschen kümmert und so viele Intrigen spinnt? Das klingt für mich tagesfüllend. 🙂

Verbindungen mit Visualize

Patrick Jane und Bret StilesDie Sekte Visualize und deren Anführer Bret Stiles hatten wir in der zweiten Staffel schon kennengelernt. In der dritten Folge der dritten Staffel, „The Blood on His Hands“, gibt es eine spannende Wendung: Im Laufe eines Falles gibt Bret Stiles an, mehr über Red John zu wissen, will aber keine Details mit Patrick Jane teilen. Er gibt ihm jedoch eine Adresse, an der das Team die vor drei Episoden entführte Kristina Frye wiederfindet. Stiles hat also auf irgendeine Art Informationen über Red John, und zwar aktuelle Informationen. Zusammen mit der Sektenführer-artigen Darstellung Red Johns in „His Red Right Hand“ war ich an diesem Punkt eigentlich überzeugt, dass Red John Stiles‘ Sohn sein müsse.

In Folge 107 „The Red Barn“ erfahren wir etwas über Red Johns Vergangenheit, was ja auch mal Zeit wurde. Im Jahr 1988 war er offenbar relativ jung und ein Mitglied der Visualize-Sekte. Hier beging er seine ersten Morde und malte seinen ersten Smiley an eine Wand. Mich hat die Verbindung zu Visualize in meiner Theorie bestärkt, dass Red John eine starke Verbindung zu deren Anführer Bret Stiles haben müsse. Das könnte wenigstens zum Teil seinen Einfluss über andere Menschen erklären.

Im Finale der 5. Staffel, „Red John’s Rules“, treffen wir erneut auf eine 100% loyale Anhängerin Red Johns, die sich nach ihrer Festnahme natürlich ohne zu zögern selbst das Leben nimmt. Das wurde an diesem Punkt leider echt zum Klischee. Hat Red John bei Visualize gelernt, wie man Macht über andere Menschen gewinnt? Das kann man sich im Nachhinein so zurechtlegen, aber wirklich etwas gesagt wurde in der Serie leider nicht.

Zu meiner Theorie hätte auch gepasst, dass Stiles von Malcolm McDowell gespielt wird. Wenn man schon mal einen solchen bekannten und charismatischen Schauspieler engagiert hat, hätte es Sinn gemacht, wenn er später in der Serie eine größere Rolle gespielt hätte. Sein Ende in der Explosion kam für mich deswegen auch speziell enttäuschend rüber, da der Charakter an diesem Punkt einfach nur noch Dekoration war und keine sinnvolle Rolle mehr erfüllte.

Spannende Wendungen

Wenn man die Serie vom Ende her betrachtet, dann bleibt sie unbefriedigend. In der Präsentation der Hinweise und dem schrittweisen Enthüllen hat „The Mentalist“ aber lange Zeit auch sehr viel richtig gemacht. Es ist Schade, dass das nicht von einer wirklich gelungenen Auflösung gekrönt wurde, aber für mich zumindest ändert das nichts daran, dass ich die frühen Staffeln einfach gelungen finde.

Im Finale der ersten Staffel, „Red John’s Footsteps“, trifft Jane z.B. die blinde Rosalind, welche offenbar eine Beziehung mit Red John hatte, den sie als Roy kennt. Sein Aussehen kann sie logischerweise nicht beschreiben. Dieser Kniff ist spannend und nachvollziehbar. Man hat die ganze Episode über das Gefühl, Red John ganz nah auf der Spur zu sein, ohne dass das Team etwas Konkretes erfährt. Über Rosalind kommt das Team aber zu Dumar, dem Sohn von Red Johns erstem Komplizen. Jane wird gefangengenommen und hätte um ein Haar Red John getroffen, wird jedoch zu früh befreit. Auch hier sind die Charaktere Red John ganz nahe, ohne dass etwas Nennenswertes verraten werden musste.

Ähnlich verhält es sich im Finale der zweiten Staffel, Episode 46 „Red Sky in the Morning“. Das Team untersucht einen scheinbar von Red John begangenen Mord, den Jane jedoch erneut als Nachahmungs-Tat einstuft. Seine Freundin Kristina Frye wendet sich jedoch im Fernsehen an Red John, und Jane weiß, wie gefährlich das ist. Er untersucht eine Gruppe durchgeknallter Filmstudenten, welche ihn kidnappen und an einen Stuhl fesseln. Alle Verdächtigen werden schließlich von Red John umgebracht, der es nicht mag, wenn andere Mörder ihn kopieren. Jane ist hier erstmals in einem Raum mit Red John, aber es ist dunkel und der ist maskiert. Man sieht nicht viel von ihm, trotzdem ist diese direkte Begegnung der beiden Gegenspieler ein spannendes Highlight der bisherigen Serie.

Staffel 3 wird dominiert von der Untersuchung, welche das CBI nach dem Tod eines Verdächtigen in einer Arrestzelle des CBI anberaumt hat. Dass das CBI nicht einfach akzeptiert, wenn ein Verdächtiger in einer Zelle verbrennt, fand ich spannend. Agent LaRoche leitet diese Untersuchung, und Pruitt Taylor Vince hat diesem Charakter wirklich Leben eingehaucht. Nach einigen Episoden erfahren wir, dass LaRoche fünf Verdächtige hat, abzüglich Hightower noch vier. Im Staffelfinale „Strawberries and Cream“ wird enthüllt, dass FBI-Agent Craig O‘Laughlin die undichte Stelle im CBI und der Mörder von Todd Johnson ist. Das ist spannend für uns Zuschauer, da O‘Laughlin eine Beziehung mit Grace Van Pelt angefangen hatte. Die Enthüllung O‘Laughlins fand ich etwas weit hergeholt und unnötig dramatisch. Aber das Motiv mit der überschaubaren Liste an Verdächtigen war spannend und wurde dann ja in Staffel 5 und 6 wieder aufgegriffen.

In Episode 93 „Red Rover, Red Rover“ entwickelt Jane einen Plan, um an Red John heranzukommen: Er täuscht einen kompletten Breakdown vor, will angeblich die Jagd auf Red John aufgeben (der nun auch offiziell nicht mehr als tot gilt, schätze ich) und lässt sich vom CBI feuern. Das Finale der 4. Staffel, „The Crimson Hat“, spielt 6 Monate später. Patrick Jane lernt Lorelei Martins kennen, mit der er die Nacht verbringt. Danach gibt sie sich als Anhängerin Red Johns zu erkennen und unterbreitet ihm ein Angebot: Red John bietet Jane seine Freundschaft an (zusammen mit einer neuen Identität und einem Job), wenn dieser dafür Lisbon tötet. Auf diese Art Red John näher zu kommen war scheinbar die ganze Zeit über Janes Plan, und er geht zum Schein darauf ein. Am Ende unterhalten sich Red John und Jane kurz, bevor das FBI die Situation sprengt. Lorelei Martins wird verhaftet, gibt aber nichts über Red John preis. Wie schon bei der O‘Laughlin-Geschichte, trägt die Serie hier teilweise zu dick auf. Der auf dem Rücksitz gefesselte CBI-Chef war albern und unnötig dramatisch. Aber die grundsätzliche Geschichte mit Lorelei Martins funktioniert gut.

Der falsche Red John

Timothy Carter und Patrick JaneDie Versuchung, den Zuschauer auf eine falsche Fährte zu locken, ist bei dieser Art Geschichte sicher groß. Am Ende der dritten Staffel ist es dann soweit. Patrick Jane spürt in einer Einkaufspassage Timothy Carter auf, der Red John zu sein scheint. Jane ist skeptisch, aber Carter verrät ihm Details zum Mord an Janes Frau und Tochter, die niemand außer Red John wissen kann. Daraufhin erschießt Jane Carter und setzt sich dann ruhig wieder hin und wartet auf seine Verhaftung.

Wenn die Serie hier zu Ende gewesen wäre, hätte man das so stehen lassen können. Da die Serie aber nicht zu Ende war, musste man dieses scheinbar eindeutige Ergebnis wieder rückgängig machen, was ich alles in allem nicht so genial fand. Staffel 4 beginnt mit Episode 71 „Scarlet Ribbons“, in welcher das Team ermittelt, dass Timothy Carter nicht Red John war. Der echte Red John hat aber dafür gesorgt, dass Beweise vom Tatort verschwinden. Unerklärbar bleibt für mich, wie eine Jury jemanden, der des Mordes angeklagt ist und diesen auch zugibt, freisprechen kann. Wie geht so etwas? Würde das nicht garantieren, dass kein Mafia-Boss je verurteilt wird, wenn er nur an genug Geschworene herankommt? Das Ende dieser Episode empfinde ich deswegen nach wie vor als Tiefpunkt der Serie. Man kann es in der Gesamtsicht auf die Serie schon ausblenden, aber es macht einfach keinen Sinn, dass Patrick Jane nicht wenigstens zehn Jahre im Gefängnis verbringt für diese Tat.

Die Liste

Folge 102 „Red Sails in the Sunset“ markiert einen Wendepunkt in der Red-John-Geschichte. Jane hat Lorelei Martins in einem anderen Gefängnis aufgespürt und befreit sie. Sie gehen auf einen Road Trip und Jane versucht, ihr Vertrauen zu gewinnen. Am Ende lässt er sie gehen, da er hofft, dass sie sich gegen Red John wenden wird. Lorelei erwähnt nebenbei etwas sehr Wichtiges:

„God you‘re just like him, you know that? Relentless manipulation… I only wonder why the two of you didn’t become lifelong friends the moment you shook hands.“

Sie denkt sich nichts dabei, aber Jane erstellt im folgenden eine vollständige Liste aller Männer, denen er die Hand geschüttelt hat. Diese Enthüllung ist wiederum ein großartiger Kniff der Autoren, der uns Zuschauern das Gefühl gibt, Red John ganz nah auf der Spur zu sein, ohne dass etwas Konkretes enthüllt wird. Denn natürlich kann das heißen, dass Red John jemand ist, den wir schon gesehen haben. Es kann aber auch jemand sein, den Patrick Jane offscreen getroffen hat. Janes Liste enthält anfangs über 2000 Namen, und das Reduzieren der Liste bestimmt die Serie bis zum Tod von Red John.

Janes Liste mit Verdächtigen ist aufgrund ihrer Größe voll mit Leuten, die wir nicht in der Serie gesehen haben. Die Autoren hatten an diesem Punkt aber wohl entschieden, dass sie jemanden, den wir schon gesehen haben, retroaktiv zu Red John deklarieren würden (es gab auf der CBS-Webseite wohl eine Liste mit den finalen 30 Verdächtigen, alles Charaktere aus der Serie). Wenn ich das richtig gelesen habe, hatte Serienschöpfer Bruno Heller nicht von Anfang an einen Masterplan, wer Red John ist, sondern hat das wohl wirklich erst im Lauf von Staffel 5 entschieden. Prinzipiell kann man das schon so machen. Das erkärt dann aber auch die unbefriedigende Auflösung. Irgendwie haben sich die Autoren zu sehr auf das „Wer ist es?“ konzentriert und auf das Hin und Her mit der Geheimorganisation, und haben darüber vergessen, Red John als Charakter glaubwürdig zu machen. Einfach nur zu enthüllen, wer von den letzten Verdächtigen es ist, hat mir jedenfalls nicht gereicht.

Übersinnliche Fähigkeiten?

Im Finale der 5. Staffel, „Red John’s Rules“ treibt Red John ein spezielles Psychospielchen mit Patrick Jane. Er tötet eine Person aus Janes Kindheit, von der er eigentlich nicht wissen kann, wie viel sie Jane bedeutet hat. Wir erfahren einige Episoden später, dass er sich dafür Zugang zu Janes ehemaliger Psychiaterin verschafft hat. Das mag diesen anfangs sehr merkwürdig wirkenden Kniff erklären.

Schwieriger ist es mit dem anderen Aspekt der Folge: Jane erhält eine Videobotschaft, in der Lorelei Martin vor ihrem Tod die letzten 7 Verdächtigen auf Janes Liste aufzählt. Die Aufnahme muss Wochen alt sein. Woher weiß Red John, wer genau auf Janes Liste steht? Woher weiß er, wie kurz die Liste ist und an welchem Zeitpunkt Jane die vorbereitete Nachricht bekommen sollte? Solche Story-Wendungen sind ja spannend anzuschauen, aber deuten letztlich übersinnliche Fähigkeiten an.

Die Serie präsentiert diese Fakten aber einfach und lässt uns Zuschauer unsere eigenen Schlüsse ziehen. Ich hatte beim Schauen nie das Gefühl, dass man ernsthaft dran denkt, Red John etwas Übersinnliches anzuhängen. Im Zweifelsfall hätten die Autoren wohl immer irgendeine Erklärung dafür aus dem Hut gezogen. In diesem Fall haben sie sich die Mühe aber nicht mal gemacht.

Die Blake-Verschwörung

Im Finale der zweiten Staffel zitiert Red John die ersten Zeilen eines Gedichtes von William Blake:

Tyger, tyger, burning bright, in the forests of the night, What immortal hand or eye could frame thy fearful symmetry?

Das dient forthin als Erkennungszeichen der Komplizen Red Johns, wird aber nicht näher erklärt. Erst in Staffel 6 wird die ganze „Tyger, Tyger“-Sache zu einer großangelegten Geheimorganisation innerhalb von Justiz und Polizei Kaliforniens aufgeblasen. Das erklärt zwar ein wenig, woher Red John so viele Möglichkeiten innerhalb des CBI hatte. Nicht erklärt wird aber, wie die Organisation an dermaßen viele korrupte und komplett skrupellose Charaktere gekommen ist. Die vielen Mitglieder, die ohne mit der Wimper zu zucken auf Red Johns Befehl hin einen Mord begehen, sind schon merkwürdig und klischeehaft. Den ganze Subplot um die „Blake Association“ fand ich dann auch wenig gelungen. Der Gipfel sind dann die Tattoos der Mitglieder. Auffälliger geht es ja kaum, wenn man bedenkt, wie oft die Mitglieder der Truppe versterben.

Die Auflösung

Patrick JaneNach einigen Haken und Wendungen finden wir in Episode 124 „Red John“ schließlich heraus, dass Red John Sheriff McAllister ist. Von allen Verdächtigen hat man sich hier tatsächlich für einen Charakter aus der zweiten Episode der Serie entschieden. Ich war von der Auflösung relativ enttäuscht, aus mehreren Gründen. Zum einen ist Red John einfach irgendein Kleinstadt-Sheriff ohne jedes Charisma. Natürlich ist Bruno Hellers Argument, dass sich Serienkiller oft hinter einer bürgerlichen Fassade verstecken, nicht von der Hand zu weisen. Aber der Sheriff ist doch sicherlich für Red John eine Rolle, die er spielt. Nach der Enthüllung hätte hinter dieser Rolle der wahre Red John zum Vorschein kommen müssen. Und nach allem, was wir so über ihn wissen, hätte er charismatisch und bedrohlich sein müssen. Das hat der Schauspieler von McAllister für mich einfach nicht rübergebracht.

Zum anderen wurde uns über mehr als 5 Staffeln hinweg immer wieder gezeigt, dass Red John eine starke Kontrolle über andere Menschen ausübt. Sie töten für ihn und sie bringen sich mehr als einmal auch für ihn um. Seine gezeigten Fähigkeiten muten fast übernatürlich an, mindestens aber müsste er Hypnose beherrschen. Und selbst das würde nicht erklären, wie er die Verdächtigen auf Janes Liste Wochen bevor dieser sie aufgeschrieben hat vorhersagen konnte. Und nicht zuletzt wurden immer wieder Verbindungen zur Sekte Visualize angedeutet. Das solchermaßen geformte Bild von Red John passt einfach nicht zu Sheriff McAllister. In den wenigen Szenen, in denen er als Red John auftritt, erfahren wir einfach nicht, wie er all die Menschen kontrolliert hat. Wir erfahren nicht, wieso Bret Stiles so viel über Red John wusste und was dessen aktuelle Verbindung zu Visualize ist. Wir erfahren einfach sehr viel nicht.

Bei der (erfolglosen) Suche nach brauchbaren Bildern von McAllister bin ich im Netz übrigens auf diesen Blog-Eintrag gestoßen. Der Autor hat genau wie ich ein Problem mit der Auflösung und bringt das noch etwas konzentrierter auf den Punkt: Das Problem ist nicht so sehr die Identität Red Johns als solche, sondern die Art, wie er sich in seiner letzten Episode verhält. Wie banal und einfach es für Patrick Jane ist, Red John auszutricksen. Das kann man also auch nicht einfach dem Schauspieler anlasten, sondern das Script dieser letzten Episode lässt einfach ganz massiv zu wünschen übrig.

Fazit

„The Mentalist“ war nach dieser Episode nicht zu Ende, und ich finde das Argument des Serienschöpfers richtig, dass Red Johns Tod nicht das Ende der Geschichte ist, sondern der Beginn einer neuen Geschichte. Gleichzeitig hat ein Teil von mir anderthalb Staffeln lang gehofft, dass McAllister vielleicht doch nicht der echte Red John gewesen sein könnte. Obwohl ja irgendwie klar war, dass die Autoren so einen Stunt nicht zweimal bringen konnten.

Ja, von der Enthüllung von Red Johns Identität war ich enttäuscht. Nichtsdestotrotz ist „The Mentalist“ eine großartige Serie, und nachdem ich gerade so viele Episoden-Zusammenfassungen noch einmal gelesen habe, würde ich sie mir direkt noch einmal anschauen.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)