Kanada 2016 Tag 8 bis 10: Lillooet und Hat Creek

An Tag 8 unseres Kanada-Urlaubs 2016 haben wir früh den Campingplatz Nairn Falls verlassen und sind weiter dem Highway 99 gefolgt. Wir kamen ins Tal nach Pemberton und dann ging es so richtig in die Berge. Hatte sich der Highway bisher eher gemütlich unten an die Berge geschmiegt, ging es nun über Serpentinen hoch hinauf in die Coast Mountains. Die Bergstraße war immer noch Highway 99, hieß hier nun aber „Duffey Lake Road“.

Lower Joffre Lake

Blick über den kühlen Lower Joffre Lake.

Erster Stop gegen Mittag war der Joffre Lakes Provincial Park. Die drei Joffre Lakes hatten im Reiseführer nach einem lohnenswerten Ausflugsziel ausgesehen, und das sahen die anderen Touristen ähnlich. Der Parkplatz war jedenfalls gut gefüllt, und gerade nach den eher einsamen Nairn Falls war uns hier eigentlich zu viel los. In erster Linie war es uns aber zu kalt: Der untere der drei Seen liegt bereits auf 1200 Metern über dem Meeresspiegel, der oberste dann auf 1600 Metern. Mitte Mai war es hier empfindlich kalt, und auf den Berggipfeln lag nicht nur hier und da etwas Schnee – die waren zugeschneit. Mit Blick auf die weitere Strecke über die Passstraße mit unserem seit Vancouver nicht betankten Wohnmobil machte uns das durchaus nervös. Hinweis: Der Aufstieg nach Pemberton ist drastisch, hier sah man die Tanknadel sich wirklich bewegen. Auf den knapp 15 km haben wir 1/8 des Tanks verbraucht! Nach den Serpentinen ging es dann aber relativ eben weiter.

Mount Chief Pascall

Herangezoomter Blick auf den verschneiten Mount Chief Pascall vom unteren See aus.

Wir sind letztlich vom unteren See aus dem Wanderweg ein Stück bergauf gefolgt, damit wir überhaupt etwas gesehen haben. Nach einer Stunde sind wir dann aber weitergefahren. Die Straße nach Lillooet, vorbei am Duffey Lake, war die Fahrt aber durchaus wert und wir mussten immer wieder anhalten, um die Aussicht zu genießen und Fotos zu machen. Auf der einen Seite gab es hohe, schroffe Berggipfel zu bestaunen, auf der anderen Seite ging es immer wieder tief nach unten in schwer zugängliche Täler.

Die Landschaft änderte sich auch: Die bisher durchgehend bewaldeten Berge wurden kahler. Immer noch mit Nadelbäumen bewachsen handelte es such nun mehr um Felsen mit ein paar Bäumen als wie bisher um einen Wald mit einem Berg darunter. In Lillooet wurden die Hänge dann endgültig kahl, mit nur noch wenigen Bäumen. Das Klima ist hier sichtlich trockener als am Sea-to-Sky-Highway.

Seton Lake

Blick vom Parkplatz aus über den Seton Lake.

Die Straße zog sich eine ganze Weile durch die Berge, immer am Cayoosh Creek entlang. Am frühen Nachmittag kamen wir an den Seton Lake, der langgezogen direkt vor Lillooet liegt. Hier im Tal wurde dann auch das Wetter wieder besser, die Sonne kam raus und es wurde wärmer. Am anderen Ende des Sees gibt es übrigens eine kleine Ortschaft, welche man nur per Zug erreicht. Das hätten wir gerne gemacht, aber der Zug fuhr leider nicht täglich und die Abfahrtszeiten passten für uns nicht. Achtet auf dem Foto auf die Waggons: Die gehören alle zum gleichen Zug. In den Bergen ist das immer wieder faszinierend, wie sich so ein gigantisch langer Zug die Hänge hinauf oder hinab quält.

Seton Lake

Blick vom Seeufer aus den Seton Lake entlang.

Nach einer Pause am See fuhren wir nach Lillooet rein. Die Stadt liegt am Fraser River und ist mit 2300 Einwohnern etwa so groß wie Pemberton. Im Gegenteil zu Pemberton habe ich hier aber etwas den kompakten Stadtkern vermisst. Stattdessen verteilten sich die Gebäude relativ weit in der Landschaft und auf die Hügel. Als alte Minenstadt aus Goldrausch-Zeiten empfand ich den Ort nicht als speziell charmant. Die Landschaft drum herum ist aufgrund des anderen Klimas aber durchaus einen Besuch wert – nur vielleicht nicht so lange. Aufgrund des Victoria-Day-Wochenendes hatten wir hier gleich drei Nächte reserviert, was in dieser Gegend überhaupt nicht nötig gewesen wäre.

Zudem standen wir hier nun zum ersten Mal auf einem privaten Campingplatz, der Retasket Lodge, und nicht in einem Provincial Park. Das hatte Vor- und Nachteile. Vorteilhaft waren natürlich die vorhandenen Anschlüsse für Strom und Abwasser. Den Camper konnten wir hier aufladen, die Abwasser-Tanks leeren und dann auch noch entspannt Wäsche waschen und duschen. In der Stadt gab es auch einen Supermarkt, zum Auffüllen der Lebensmittel. Aber das Ambiente eines Campingplatzes und Motels am Rande der Stadt ist natürlich nicht mit der tollen Natur in einem Provincial Park zu vergleichen.

Für Tag 9 hatten wir uns eine Wanderung vorgenommen. Vorher waren wir aber einkaufen fürs lange Wochenende und haben ein gar nicht mal so kleines Museum zur Stadtgeschichte besucht. Nach dem Mittagessen brachen wir auf, den Red Rock nahe der Stadt zu erklimmen. Es war bewölkt, aber doch warm, und diese Wanderung war tatsächlich unser Highlight der drei Tage in Lillooet. Der Blick über das Tal und den Fraser River wurde immer schöner, je höher wir kamen. Die Spitze des Felsens liegt 500 Meter über dem Ort, und der Aufstieg ist nicht ohne. Da wir von der Retasket Lodge aus gelaufen sind, haben wir bis oben fast dreieinhalb Stunden gebraucht! Unterwegs wollte ich mehr als einmal aufgeben, aber unsere gut gelaunte Fünfjährige meinte, sie würde das schon schaffen und würde nun doch gerne die Spitze noch sehen. Da kann man als Papa dann ja nicht einfach aufgeben. Ich bin jedenfalls froh, dass wir bis zum Aussichtsfelsen gegangen sind (ich wollte „Gipfel“ schreiben, aber der höchste Punkt liegt noch mal etwas höher), denn der Ausblick war super. Dafür hat sich auch die nicht unbeträchtliche Anstrengung gelohnt! Der Name kommt übrigens von den roten Felsen ganz oben.

Blick über Lillooet

Blick über Lillooet vom Red Rock aus.

Lange konnten wir oben aber nicht verweilen, denn es war bereits fast 17 Uhr. Ich war dann auch zu entkräftet um Fotos zu knipsen, deswegen kann ich nicht sagen, wie lange der Abstieg gedauert hat. Vermutlich nicht so lange wie der Aufstieg, wir waren jedenfalls noch im Hellen wieder am Campinglatz. Auf dem Rückweg hatten wir auch noch ein besonderes Erlebnis: Nachdem wir den ganzen Weg gegangen waren und dabei kaum einen Menschen getroffen hatten (oder wirklich gar keinen?) und auf der Suche nach einem Geocache viel weiter als gut ist abseits des Weges über eine Wiese gelaufen sind (sah näher aus als es war, hat sich von der Aussicht her aber gelohnt), kamen wir beim Abstieg am Ende unserer Kräfte um die vorletzte Wegbiegung und sahen am Ende des Weges ein dunkles Tier stehen. Wir sind bis heute nicht sicher, ob das ein Bär war, aber ich denke schon (ein junger?). Mein erster Gedanke war jedenfalls, dass das zu groß für einen Hund ist. Da waren wir dann erst mal wieder wach! Am Ende half es nichts, wir mussten an der Wegstelle vorbei. Da wir uns kurz zurückgezogen hatten, waren wir auch nicht sicher, wohin das Tier verschwunden war. Generell sind wir in diesem Urlaub an das Thema „Wilde Tiere“ wohl auch zu unbedarft herangegangen und hatten viel Glück oder waren immer laut genug.

Red Rock

Blick vom Red Rock aus über den Berg und Lillooet.

An Tag 10 wären wir normalerweise weitergefahren, da Lillooet nicht so spannend war wie erhofft. Es gab hier Mitte Mai einfach nicht viel zu tun für Touristen. Da wir nun aber reserviert hatten, mussten wir den Tag in der Gegend verbringen. Nach einigem Nachdenken haben wir also unseren Camper abgestöpselt und sind dem Highway 99 gefolgt.Am Pavilion Lake sollte man angeblich Boote mieten können, wir haben den Anbieter aber nicht gefunden. Am benachbarten Marble Canyon haben wir fürs Mittagessen gehalten. Die Seen waren nett, aber auch nicht direkt spannend. Also weiter auf dem Highway 99, bis zu dessen Ende. Dort, wo die Straße auf den Highway 97 trifft, liegt Hat Creek , eine Art Freilichtmuseum. Auf 130 Hektar wird hier das Leben zu Ende des 19. Jahrhunderts ausgestellt und nachgestellt. Die Gebäude sind wohl größtenteils Original aus der Zeit. Dazwischen fahren Postkutschen, wie sie damals auf der Cariboo Wagon Road unterwegs waren, und Angestellte in historischen Kostümen erklären einem die Exponate.

Ehrlich gesagt hatten wir uns auch hier von mehr versprochen. Das Wetter war leider schlecht, es begann zu regnen, und so früh im Jahr war hier generell noch nicht viel los. Manches funktionierte auch besser als anderes. Die Damen, die in dem kleinen Indianerdorf im Kostüm herumstanden, versprühten zum Beispiel nicht gerade authentischen Flair. Auf der anderen Seite gab es einen „Gentleman“, der sich in seine Rolle sehr schön reingehangen hat, wir sind mit einer Postkutsche gefahren, haben zwei Lämmern die Milchflasche gegeben und haben auf der Terrasse echte Kolibris gesehen. Und wir können immerhin sagen, dass wir den Highway 99 vom Anfang bis zum Ende gefahren sind, jeden Kilometer davon (naja, bis auf die letzten 200 Meter).

Kutschfahrt in Hat Creek

Letzte Kutschfahrt des Tages im nassen Hat Creek.

Generell fand ich auch die Fahrt von Lillooet nach Hat Creek spannend, da man immer wieder Häuser und kleine Mini-Orte am Straßenrand gesehen hat. In dieser Gegend bekommt man schon einen Einblick in das echte, ländliche Kanada, abseits von Hochglanzorten wie Vancouver und Whistler. Nicht immer schön, aber authentisch. Auch sehr spannend fand ich, dass unterwegs oft ausgeschildert war, wenn man das Gebiet einer der First Nations betrat oder verließ. Gerade auf dem Sea-to-Sky-Highway ist mir das sehr oft aufgefallen, während es an anderen Orten gar nicht dran stand. Wir haben auf unserer Fahrt allerdings keines der Reservate speziell besucht. Wenn das ähnlich für Touristen aufbereitet ist wie in Hat Creek, dann wäre mir das auch merkwürdig vorgekommen. Insofern blieb die Kultur der verschiedenen Indianervölker für uns auf den kurzen Blick in Hat Creek und die Straßenschilder beschränkt.

→ Zur Übersicht der Kanada-Reise 2016

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)