Star Trek: Discovery 1.05: Choose Your Pain

Review zur „Star Trek: Discovery“-Episode 1.05 „Choose Your Pain“
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SPOILER: Die Review geht ins Detail und verrät auch das Ende der Episode. Es können auch Spoiler für spätere Episoden der ersten Staffel enthalten sein.

Choose Your PainBurnham macht sich Sorgen um den Tardigrade, der mit jedem Sprung schwächer wird. Admiral Cornwell befiehlt der Discovery derweil, den Spore Drive nur in Notfällen einzusetzen, bis man die Technologie auch auf anderen Schiffen einsetzen kann. Die Dynamik zwischen Admiral Cornwell und Captain Lorca ist spannend.

Auf dem Rückweg von seiner Konferenz mit der Admiralität wird Lorca von Klingonen gefangen genommen. Wie weit genau wagen die sich eigentlich ins Föderationsgebiet? Und wieso Langstrecken mit einem Shuttle fliegen, wenn man auch ein größeres Schiff nehmen könnte? Woher wussten die Klingonen, dass Lorca an Bord des Shuttles war? Wie immer bleibt das unbeantwortet.

Commander Saru übernimmt derweil das Kommando der Discovery. Das macht er gut, trotz aller Selbstzweifel. Lorca findet sich derweil auf einem klingonischen Schiff wieder, wo er den Kriminellen Harry Mudd trifft. Mudd ist wirklich gut gecastet, irgendwo auf halbem Weg zwischen der Witzfigur, die er in der Classic-Serie war, und einem wirklich gefährlichen Charakter. Der Schauspieler, Rainn Wilson, bringt beides gut rüber.

Wir sehen hier auch etwas mehr von Doktor Culber. Unter anderem lernen wir, dass er nicht der Chefarzt des Schiffes ist. Die Beziehung zwischen Stamets und Culber wird nur angedeutet, es herrscht eine gewisse Vertrautheit zwischen den beiden, aber mehr sehen wir fürs erste nicht. Die Art, wie das umgesetzt ist, finde ich sehr gelungen.

Lorca lernt derweil seinen anderen Mitgefangenen kennen, Lieutenant Ash Tyler, der angeblich seit der Schlacht am Binärstern in der Gefangenschaft der Klingonen ist. Der Titel der Episode bezieht sich übrigens auf die klingonischen Foltermethoden. Sie fordern die Gefangenen regelmäßig auf, zu bestimmen, wer als nächstes gefoltert werden soll, sie selbst oder die Mitgefangenen. Lorca macht die Bekanntschaft von L‘Rell, welche scheinbar beim Haus ihrer Mutter eine neue Anstellung gefunden hat und mehr über die geheimnisvollen Sprungmöglichkeiten der Discovery wissen möchte.

Burnham arbeitet, entgegen Commander Sarus Wünschen, an einer Möglichkeit, den Spore Drive ohne den Tardigrade zu benutzen. Wir erfahren hier, dass die Pilzsorte, von der die Sporen kommen, doch nicht so normal ist, sondern tatsächlich eine Subraum-Komponente hat, und dass das Mycelial Network in einem bestimmten Subraum-Bereich angesiedelt ist. Konnte man sich ja vorher schon denken, aber mit den Details jetzt um die Ecke zu kommen, wirkt ein bisschen so, als wäre den Autoren zu spät aufgefallen, wie lächerlich die ganze Pilzsporen-Sache bisher wirkte.

Im Gespräch mit Mudd erfahren wir etwas Wichtiges aus Lorcas Vergangenheit. Sein letztes Schiff war die USS Buran, welche von Klingonen angegriffen wurde. Nur Lorca konnte entkommen, und um seiner Crew die Gefangenschaft auf Kronos zu ersparen, zerstörte Lorca sein eigenes Schiff. Das ist nicht direkt eine glaubwürdige Geschichte, aber irgendwie hat Lorca das wohl der Sternenflotte verkauft bekommen. Am Ende der Staffel erfahren wir ja dann, was wirklich geschehen ist. Spiegel-Lorca kam scheinbar auf eine Weise in unserem Universum an, bei der er keine Zeugen brauchte.

Während die Discovery in klingonischen Raum springt und den Tardigrade damit fast umbringt, tun sich Lorca und Tyler zusammen und brechen aus ihrer Zelle aus. Mudd lassen sie zurück, was für beide Charaktere out-of-character wäre, wenn sie beide die wären, die sie vorgeben zu sein. Beim ersten Schauen wundert man sich noch darüber, aber das geht in der weiteren Action des Ausbruchs unter. Lorca stiehlt einen Raider. Diese Schiffe sind der Größe nach Shuttles und sehen nicht nach Warp-Kapazitäten aus. Dass Lorca dann trotzdem mit 5 Minuten Flug bei der Discovery herauskommt, zeigt mal wieder, dass die Autoren keinerlei Ahnung haben, wie groß der Weltraum ist. „Space is big“; lest euren Adams, liebe Leute.

Im übrigen wurden auch die klingonischen Schiffe alle neu designt. Sie haben nun im Prinzip keinerlei Ähnlichkeit mehr mit den Schiffen, die wir kennen, weder innen noch außen. Das irgendwie stachelige Kunstwerk aus dieser Episode wird auch tatsächlich als D7-Kreuzer identifiziert, was ich schade finde. Hätte man nicht wenigstens die Grundform der alten D7-Schiffe übernehmen können? Die Tiefseefischen ähnelnden Raider setzen dem noch mal die Krone auf. Seit wann bauen Klingonen solche filigrane Strukturen?

Auf der Discovery wird derweil die nächste Stufe in der ganzen Mycelial-Network-Storyline eingeleitet: Um aus dem klingonischen Raum zu entkommen, hat Lieutenant Stamets sich selbst Tardigrade-DNA injiziert und sich selbst mit dem Spore Drive verbunden. Wieder einmal: Sich einfach etwas DNA zu spritzen und ein Kabel irgendwo (wo?) zu verbinden, kann wohl kaum den gewünschten Effekt haben. Hier fehlen mir einige Monate bis Jahre an Forschung und Entwicklung, damit so etwas unheimlich Komplexes funktioniert. Die Serie macht es sich an der Stelle leider sehr einfach.

WTF: Nur eine Kleinigkeit, aber immerhin. Die Serie hat keine Lust, uns mit den Offizieren des Schiffes, die wir noch nicht kennen, bekannt zu machen. Aber es sind mit dem Neuzugang Tyler 137 Leute an Bord und wir haben bereits gesehen, dass Stamets einen Stab von mehreren Mitarbeitern hat. Wie kann Stamets diese Aktion mitten im Maschinenraum durchziehen, ohne dass jemand etwas sagt oder die Brücke informiert? Er ist in einer Krisensituation offenbar allein im Maschinenraum, denn Saru und die anderen finden ihn später in der Sporenkammer kollabiert vor. Wo ist der Rest der Ingenieurs-Crew? Einen Kaffee trinken? Ähnlich könnte man sich auch fragen, wieso Saru über den Tardigrade nur mit dem untergeordneten Doktor Culber spricht und nicht mit dem CMO des Schiffes, wer immer das sein mag.

Es gibt zum Schluss noch ein ruhiges Gespräch zwischen Burnham und Saru, und Burnham und Tilly lassen den schwer angeschlagenen Tardigrade frei, welcher sich mittels des Mycelial Networks davon macht. Das ist eine nette Geste, aber die Idee, dass das Wesen intelligent sein könnte, wird mir etwas sehr plötzlich und ohne jeden Beleg aus dem Hut gezaubert. Wieso hat es denn dann das Außenteam auf der USS Glenn angegriffen, welches das Wesen ja in keiner Weise bedroht hat? Nicht zuletzt verstößt Saru doch eindeutig gegen Sternenflotten-Befehle. Nach gerade mal einem Sprung kann man ja noch gar nicht sagen, was das mit Lieutenant Stamets macht und ob das dauerhaft funktioniert. Das Wesen einfach so über Bord zu werfen, wirkt also eher merkwürdig.

Hugh und Paul

Ganz am Ende gibt es noch eine besondere Szene: Wir sehen Stamets und Culber beim Zähne putzen. Diese Szene passt einfach perfekt und schildert die Beziehung der beiden unaufgeregt und so normal, wie sie ist. Keine romantische Szene hätte die Vertrautheit der beiden besser darstellen können als das gemeinsame, abendliche Zähne putzen, was im übrigen für Star Trek auch ein Novum darstellt. Ich finde es jedenfalls gut, dass man aus dem ersten schwulen Hauptcharakter einer Star-Trek-Serie keine große Show gemacht hat. Man hätte uns das über Stamets auch schon in seiner ersten Episode verraten können, aber da es für seinen Job als Ingenieur nicht wichtig ist, kam es bisher eben nicht zur Sprache. Die Autoren wollten sich hier absichtlich daran halten, wie es im echten Leben ja auch abläuft, wo ein neuer Kollege damit ja auch nicht beim ersten Händedruck rausrückt.

Unterm Strich eine spannende Episode, vielleicht auch weil Burnham so wenig zu tun hat. Admiral Cornwell und Harry Mudd sind interessante Charaktere, genau wie Commander Saru und Doktor Culber. Es gibt ein paar WTF-Momente, aber dieses Mal hält es sich in Grenzen. Wenn man die Auflösung der Staffel kennt, dann sieht man diese Episode auch weniger als Einzelabenteuer und mehr als wichtigen Baustein der Geschichte. Und für Paul Stamets ist es natürlich auch eine sehr wichtige Episode.

Anmerkungen

  • Tilly erwähnt das Daystrom-Institut, welches wohl von Dr. Richard Daystrom (bekannt aus der Classic-Episode „The Ultimate Computer“) gegründet wurde und in späteren Serien regelmäßig erwähnt wird.
  • Saru bittet den Computer, wichtige Captains aufzulisten, und wir bekommen genannt: Robert April, Jonathan Archer, Matthew Decker, Philippa Georgiou und Christopher Pike. April war der erste Captain der Enterprise, vor Pike, wurde bisher aber nur in der alten Zeichentrick-Serie erwähnt. Damit ist er nun endgültig canon. Decker ist in der Classic-Episode „The Doomsday Machine“ als Commodorore zu sehen gewesen.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)