TV-Serie: Travelers

Travelers„Travelers“ ist eine kanadische SF-Serie vom Stargate-Produzenten Brad Wright. International wird die Showcase-Serie von Netflix vertrieben, die erste Staffel wurde Ende 2016 bereitgestellt, die zweite Staffel ist seit Ende 2017 abrufbar. Es handelt sich um jeweils 12 Episoden á 45 Minuten.

Die Serie

Einige hundert Jahre in der Zukunft: Durch eine Reihe katastrophaler Entscheidungen hat sich die Menschheit an den Rand der Vernichtung gebracht. Die letzten Menschen harren in Bunkern aus, mit begrenzten Ressourcen und wenig Hoffnung für die Zukunft. Ein Ausweg aus dieser Situation soll das Traveler-Programm bieten: Das Bewusstsein einiger Spezialisten wird in die Vergangenheit geschickt, wo sie die Körper von Menschen Momente vor deren Tod übernehmen. Die Traveler haben die Aufgabe, dort im 21. Jahrhundert den Grundstein für eine bessere Zukunft zu legen…

Bewertung

Das grundlegende Konzept von „Travelers“ ist nicht direkt neu. Zeitreisende aus der Zukunft hatten wir in „Time Trax“, in den „Sarah Connor Chronicles“ und gerade letztens erst wieder in „Continuum“. Gerade mit der Terminator-Serie gibt es viele Parallelen, denn hier wie dort geht es darum, aktiv die Zukunft zu ändern um etwas Schlimmes zu verhindern. „Travelers“ geht jedoch einen sehr coolen und zumindest für mich neuen Weg: Während die Zeitreise-Technologie bei „Terminator“ keine Kleidung mitnehmen kann (fragt nicht, das macht keinen Sinn), kann man bei „Travelers“ gar keine Materie mitnehmen. Es wird lediglich das Bewusstsein des Zeitreisenden transportiert.

Das bringt natürlich die Frage mit sich, wo das Bewusstsein hin soll. Gruselige Antwort: Wenn sie wollten, könnten die Zeitreisenden jeden beliebigen Körper übernehmen und das vorhandene Bewusstsein überschreiben. Da das aber Mord wäre, sucht man sich Menschen, die historisch gesehen an einer vermeidbaren Todesursache gestorben sind, und überschreibt sie direkt vor ihrem Tod. Der Zeitreise hat dann Sekunden, um dem Unfall oder Überfall zu entkommen oder eben keinen Selbstmord zu begehen. Dann steht er da im 21. Jahrhundert mit dem neuen Körper, dessen Identität er so gut es geht weiterspielen muss. Jeder Reisende hat eine Nummer, aber um die Zukunft hinter sich zu lassen, nimmt er den Namen des Wirtskörpers an.

Am Anfang der Serie sehen wir die Ankunft von vier Spezialisten aus der Zukunft. FBI-Agent Grant MacLaren untersucht die merkwürdige Verbindung dieser vier Personen, deren plötzliche gemeinsame Aktivitäten sie wie eine Terrorgruppe erscheinen lassen. Doch am Ende der ersten Episode wird auch er kurz vor seinem Tod von einem Zeitreisenden aus der Zukunft überschrieben. Traveler 3468 übernimmt MacLarens Identität und die Leitung dieser Gruppe.

Grant und Marcy

Die erste Staffel besteht aus einer Reihe von Missionen, die dazu dienen sollen, die Zukunft zum Positiven zu ändern. Diese Geschichten sind spannend, aber für mich nicht das Herzstück der Serie. Vielmehr ist es ungeheuer spannend, den fünf Reisenden beim Eingewöhnen in ihrem neuen Leben zuzuschauen. MacLaren ist verheiratet, die junge Carly hat ein Baby. Der Highschool-Sportliche Trevor beherbergt nun das Bewusstsein des ältesten Teammitglieds, muss der Tarnung wegen jedoch weiter zur Schule gehen. Der Historiker des Teams hat noch mehr Pech: In der Zukunft war unbekannt, dass Philips tödlicher Schuss gar nicht seine erste Injektion war sondern er komplett heroinabhängig ist. Sein Bewusstsein mag sauber sein, aber noch so viel Disziplin helfen nichts gegen einen drogenabhängigen Körper. Und dann ist da noch die Ärztin des Teams, Marcy, welche bis zu ihrem Tod geistig behindert war und deren Körper die Ankunft eines „normalen“ Bewusstseins nicht gut verkraftet. Sie alle müssen einen Mittelweg finden, sie selber bleiben aber auch das Leben ihrer neuen Identität weiterleben.

Alle diese Charaktere wachsen einem schnell ans Herz, und die Schauspieler haben die spannende Aufgabe, gewissermaßen zwei Charaktere gleichzeitig zu spielen. Sie alle bringen es wirklich gut rüber, dass sie eigentlich jemand anderes sind. Krass ist vor allem Jared Abrahamson als Trevor. Achtet mal darauf: Obwohl er der Jüngste im Team ist, bewegt er sich wie ein alter Mann, vorsichtig, gebrechlich. Das ist aber so schön subtil gespielt, dass man es erst nach einer Weile merkt. Auch alle anderen Schauspieler sind Klasse. Ich mag vor allem die Storyline um MacKenzie Porter als Marcy und Patrick Gilmore als ihren völlig verblüfften Sozialarbeiter. Und nicht zuletzt hat Eric McCormack das Zeug, die Serie als Hauptdarsteller zu tragen. Und dann gibt es auch viel bekannte und gute Gastdarsteller, wie Kyra Zagorski, Teryl Rothery und Eric Colantoni. Der Hauptcast ist dabei komplett kanadisch, da die Serie vom kanadischen Showcase-Sender produziert wird.

Mit zu meinen Lieblingsideen der Serie gehören die Messenger: Wenn die Zukunft eine dringende Nachricht überbringen muss, schickt sie ein Kind als Messenger. Das kindliche Bewusstsein verkraftet eine kurze Beeinflussung ohne Schaden zu nehmen, und so tauchen ab und an Kinder bei den Reisenden auf, verkünden eine Nachricht und schauen dann völlig verwirrt, wie sie dorthin gekommen sind. Das ist wirklich creepy! Anderes schönes Detail: Jeder einzelne Reisende ist vernarrt in das Essen des 21. Jahrhunderts! Achtet mal darauf, wie sie auf Fast Food jeder Art reagieren. Daran kann man wohl ahnen, wie limitiert das Nahrungsangebot in den Bunkern der Zukunft sein mag.

Inhaltlich wird vieles geboten. Die Frage, wie man die furchtbare Zukunft abwenden kann, ist ja schon durchaus spannend. Daneben werden unweigerlich moralische Fragen aufgeworfen. Da die Reisenden ja die Zukunft kennen, könnten sie im Prinzip ständig Menschenleben retten. Wen rettet man, wen nicht? Aus ihrer Sicht sind ja alle Menschen um sie herum seit Jahrhunderten tot. Später in der ersten Staffel und dann auch noch mal verstärkt in der zweiten Staffel ergeben sich aber auch noch andere Aspekte. An den ständig aus der Zukunft ankommenden Reisenden zeigen sich so langsam Änderungen dieser Zukunft (ähnlich wie bei den „Sarah Connor Chronicles“). Nicht alle diese Änderungen sind aber so, wie man sich das gedacht hat. Diese Interaktionen mit der Zukunft sind sehr spannend, und aus dem Kampf um die Zukunft wird teilweise auch ein Kampf gegen die Zukunft. Viel mehr kann ich hier eigentlich nicht schreiben ohne zu spoilern.

Gedreht wird die Serie übrigens in Vancouver, was sich an vielen Ecken auch deutlich zeigt. Wie zu guten alten Highlander-Zeiten soll sie aber im US-Bundesstaat Washington spielen, also wohl in Seattle. Zwölf Episoden pro Staffel ist meiner Meinung nach genau das richtige Format, um einerseits Zeit für individuelle Storylines zu haben, aber andererseits nicht in sinnlosen Füllepisoden zu versacken. Beim Realismus muss man naturgemäß natürlich etwas Abstriche machen. Wie Carly die Missionen mit einem Job und ihrem Baby unter einen Hut bringt, wird ja immerhin gelegentlich thematisiert. Das FBI dagegen scheint MacLaren keinerlei Arbeit zuzuteilen, so viel wie er sich mit dem Traveler-Programm beschäftigen kann. 🙂

Hier noch der offizielle Trailer zur ersten Staffel:

Travelers | Official Trailer [HD] | Netflix

Fazit

„Travelers“ ist einfach eine spannende Mischung aus Science-Fiction, Agentenserie und Charakter-Drama. Die Charaktere sind gut gespielt und glaubwürdig, und die Serie hat viel mehr zu bieten als nur Action. Neben dramatischen und berührenden Szenen und moralischen Fragen gibt es auch immer wieder humorvolle Momente. Die Folgen sind dabei so spannend, dass man für eine Staffel wirklich nicht lange braucht.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)