TV-Serie: The Americans

The Americans„The Americans“ ist eine amerikanische TV-Serie, die seit 2013 läuft. Mittlerweile gibt es fünf Staffeln mit 65 Episoden. Entworfen wurde sie von Joe Weisberg, der passenderweise tatsächlich mal für die CIA gearbeitet hat.

Die Serie

1981: Elizabeth und Philip Jennings leben mit ihren Kindern Paige und Henry ein ganz normales Leben in einem Vorort von Washington DC. Sie führen ein kleines Reisebüro, die Kinder gehen zur Schule. Doch ihr Leben verkompliziert sich als nebenan die Beemans einziehen. Stan Beeman arbeitet nämlich bei der CIA, in der Abteilung für Spionageabwehr. Was niemand weiß und wissen darf: Elizabeth und Philip sind nicht die guten Amerikaner, die sie vorgeben zu sein. Sie stammen aus der Sowjetunion, wurden als Agenten ausgebildet und dann undercover nach Amerika geschmuggelt. Während andere Eltern Wäsche bügeln, abwaschen oder ins Kino gehen, sammeln Elizabeth und Philip geheime Informationen und leiten sie an die Rezidentura in der sowjetischen Botschaft weiter…

Bewertung

Mich faszinieren immer wieder Serien, welche vom klassischen Schema des strahlenden Helden gegen die Horden des Bösen abweichen. Wie schreibt man eine Geschichte, wenn die Hauptfigur eben nicht zu den Guten gehört? Wo liegt dann die Sympathie des Zuschauers? Bei „Prison Break“ und bei „Dexter“ war das schon recht spannend, und deswegen habe ich auch „The Americans“ angefangen zu schauen.

Elizabeth und PhilipUm eines vorweg zu nehmen: Die Jennings sind die Sympathieträger der Serie, und sie sind eindeutig nicht „gut“ im klassischen Sinn. Die Serie löst dieses Dilemma durch Realismus. Es gibt bei den „Americans“ nicht wirklich Gute und Böse, nur jede Menge politische Intrigen. Die Serie spielt in den frühen Achtzigern, zur Zeit des Kalten Krieges. Die Amerikaner spionieren in der Sowjetunion und die Sowjets spionieren in den USA. Beide Seiten sind nicht zimperlich, und wenn die Jennings Amerikaner töten, kommt eben durch die CIA auch mal ein Botschaftsangestellter als Vergeltung zu Tode. Gleichzeitig werden aber auch beide Seiten nicht als Monster dargestellt, sondern als normale Menschen mit allen Schwächen und Stärken.

Allerdings verklärt die Serie hier auch nichts: Im Rahmen ihrer Agententätigkeit können die Jennings nur überleben, wenn sie auch unschuldige Zeugen töten. Sie hadern damit hinterher mal mehr oder weniger, aber sie töten den Wachmann oder den Küchengehilfen, die einfach zur falschen Zeit am falschen Ort waren, ohne zu zögern. Bei der Bewertung der Serie versuche ich immer, das auch im Hinterkopf zu behalten. Die Autoren kriegen es aber auch ganz gut hin, hier eine Balance zu behalten. Man fiebert also schon mit den Jennings mit, aber man weiß auch, dass sie es eigentlich nicht verdienen, aus der Sache heil rauszukommen. Als Zuschauer hat man natürlich zusätzlich den Bonus, den Fortgang der Weltgeschichte zu kennen und zu wissen, welche der beiden Supermächte den kalten Krieg gewonnen hat.

Die Serie ist dabei relativ komplex. Zum einen sehen wir das Leben der Jennings, welche ihre Agententätigkeit mit ihrem normalen Leben unter einen Hut kriegen müssen. Nach außen geben sie das gute amerikanische Ehepaar, nachts brechen sie ein oder treffen sich mit Kontaktpersonen. Philip hat dabei in Verkleidung ein Verhältnis mit der Sekretärin von Stans Boss, welcher er Insiderinformationen aus der CIA entlockt. Elizabeth setzt dagegen ihre weiblichen Reize bei anderen Zielpersonen ein und bildet andere Agenten aus. Dass ihre Ehe nicht auf Liebe basiert, sondern vom KGB arrangiert wurde, ist beiden bewusst. Sie sind auch fast immer in mehrere Aktionen verstrickt, werben Informanten an, die dann Episoden später eine Rolle spielen etc. Manchmal ist es nicht ganz leicht, da den Überblick zu behalten.

Stan BeemanEin zweiter Fokus der Geschichte liegt auf Stan Beeman und seinem Team von der CIA. Sie sind ständig damit beschäftigt, die Illegalen zu jagen und die sowjetische Botschaft im Auge zu behalten. Stan gelingt es dabei, die Botschaftsangestellte Nina Sergeevna als Informantin zu gewinnen. Durch sie sehen wir auch viel vom Innenleben der Botschaft, welche die Spionagetätigkeit des KGB unter dem Deckmantel der Diplomatie koordiniert. Ein direkter Kontakt zu den Jennings besteht allerdings nicht, sie werden von eigenen Handlern geführt.

Der echte geschichtliche Hintergrund fließt immer wieder mit in die Geschichten ein. Neben dem Konflikt USA gegen Sowjetunion ist das der Krieg in Afghanistan und die Einmischung der USA in Nicaragua. Das ist sehr spannend, auch wenn man Parallelen zum heutigen Krieg in Afghanistan ziehen kann. All das bildet für die geheimen Einsätze der Jennings den glaubwürdigen Hintergrund.

Alles in allem ist die Darstellung der Agententätigkeit sehr glaubwürdig, denke ich, nicht zuletzt da der Serienschöpfer ja für die CIA gearbeitet hat. Zum Realismus trägt auch bei, dass die Sowjets in der Botschaft sich auf Russisch mit Untertiteln unerthalten. Als Vater finde ich die Darstellung des Familienlebens dagegen unglaubwürdig: Die Jennings sind dermaßen selten zu Hause und für ihre Kinder da, das kann doch auch in Amerika nicht normal sein! Aber gut, andernfalls hätten wir halt keine Geschichte.

Die Kinder Paige und Henry waren für mich übrigens einer der Gründe, die Serie weiterzuschauen. Ich wollte einfach wissen, an welchem Punkt sie verstehen, wer ihre Eltern sind. Warum ihre Mutter sich zum Bügeln einschließt (sie decodiert geheime Nachrichten) oder wo ihr Vater mitten in der Nacht immer wieder hinverschwindet (eine Entführung hier, ein Mord da). Die Spannung dieser Serie entsteht tatsächlich daraus, dass sich alle Charaktere quasi gegenseitig belauern, wenn auch teilweise unwissend.

Schauspielerisch kann die Serie überzeugen. Die Jennings werden von Keri Russell und Matthew Rhys (am Namen unschwer als Waliser zu erkennen) gespielt, Noah Emmerich ist als Stan Beeman zu sehen. Annet Mahendru ist als Nina sehr überzeugend, interessanterweise wurde sie als Tochter einer Russin und eines Inders ausgerechnet in Kabul geboren. Ebenfalls erwähnenswert sind Alison Wright als Martha und Holly Taylor als Paige. Taylor begann die Serie zu drehen als sie gerade 15 war und ist in dieser Rolle nun onscreen erwachsen geworden. Das kann nicht leicht sein, sie spielt Paige jedoch sehr glaubwürdig und intensiv. Ihr Serienbruder Henry bleibt im Vergleich leider als Charakter etwas blass. Noch erwähnen möchte ich Margo Martindale als Claudia, die erste Handlerin der Jennings.

Die Serie spielt in den USA der 80ger Jahre und hat einen ganz eigenen, reduzierten Stil. Was Technik, Autos, Mode und Frisuren betrifft, sind wir natürlich in den 80gern. Es gibt aber keine bunten, schrillen Aspekte der 80ger zu sehen, keine Pop-Musik zu hören etc. Die Farbgebung der Bilder ist durchweg sehr düster, man sieht kaum mal Szenen in knalligem Sonnenschein und bei den Jennings zu Hause herrscht quasi immer stockdunkle Nacht. Das schafft zusammen mit der eigentlichen Handlung eine recht beklemmende Atmosphäre. Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass die Serie zwar hauptsächlich mit psychologischer Spannung arbeitet, aber auch eine ganz gute Portion Sex und Gewalt mit einstreut. Nicht durchgehend wie bei „The Walking Dead“, aber wenn dann auch durchaus drastisch. Die Szene, in der Philip eine nackte Tote in aller Eile aus einem Hotelzimmer entfernen muss und ihm nichts besseres einfällt als sie in einen großen Koffer zu packen, gehört zum ekligsten, was ich im Fernsehen jemals (durch die Hand vor meinen Augen) gesehen habe. 🙁

The Americans – Title Sequence

Fazit

„The Americans“ ist ein sehr realistisch gehaltenes, hochspannendes Agentendrama. Wer seine Plots gerne schwarz-weiß mit klar definierten moralischen Grenzen mag, ist bei dieser Serie falsch. Hier gibt es nur Grautöne. Trotzdem weiß die Serie zu begeistern, mit den Einblicken in die fremde Welt der Geheimagenten abseits des albernen Glamours von James Bond und dem Schicksal der verschiedenen in den Intrigen gefangenen Charaktere. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie diese Serie dereinst enden wird.

Update Mar 2021: Mittlerweile habe ich die sechste Staffel gesehen und damit das Ende der Serie. Staffel 5 hat sich ziemlich gezogen, Staffel 6 war dagegen wieder spannend. Unterm Strich kann ich die Serie nur empfehlen!

Veröffentlicht unter Serien

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)