TV-Serie: Jericho

Jericho„Jericho“ ist eine amerikanische Serie von Stephen Chbosky, Josh Schaer und Jonathan E. Steinberg. Zwischen 2006 und 2008 liefen in zwei Staffeln 29 Episoden.

Die Serie

Jericho ist eine beschauliche Kleinstadt im ländlichen Kansas. Doch ein Ereignis im September 2006 ändert alles: In 23 amerikanischen Großstädten explodieren Atombomben. Von einem Tag auf den anderen sind Washington, Los Angeles, Chicago, Atlanta, Denver etc. ausgelöscht. Jericho liegt so weit ab vom Schuss, dass die Stadt das Ereignis unbeschadet übersteht. Doch das Leben der Menschen ändert sich nun drastisch: Es existiert keine Außenwelt mehr, die die Stadt mit Lebensmitteln und anderen Waren versorgen könnte. Es existiert kein Staat mehr, der Renten überweisen oder für Sicherheit sorgen könnte. Die Bewohner von Jericho sind auf sich gestellt. Und in einer Welt mit Zerstörungen diesen Ausmaßes ist eine völlig intakte Kleinstadt plötzlich ein begehrter Ort…

Bewertung

Als „Jericho“ 2007 bei uns ins Fernsehen kam, hatte ich die Serie zwar wahrgenommen, aber nie mehr als ein oder zwei Folgen geschaut. Das habe ich nun auf Netflix nachgeholt und war angenehm überrascht. „Jericho“ ist eine spannende Serie, die sich nicht auf einer einmal abgesteckten Storyline ausruht, sondern immer wieder zu überraschen weiß. Das Grundszenario ist recht simpel, und die Serie lotet es in alle möglichen Richtungen hin aus. Emotionale Geschichten bieten sich natürlich an: Dale Turner hört den Tod seiner Eltern auf dem Anrufbeantworter mit, andere halten ihre Lieben vorschnell für tot. Der Steuerprüferin Mimi geht mit der Zerstörung von Washington DC gleich Familie, Zuhause und Job verloren, ihre Buchhalter-Kenntnisse sind in der postapokalyptischen Welt wertlos. Dann gibt es natürlich Überlebensgeschichten (Medikamente gehen aus, Nachbarorte werden von Milizen geplündert) und politische Geschichten, etwa um den altgedienten Bürgermeister Johnston Green. Über all dem liegt die große Frage danach, was hinter den Anschlägen steckt. Ein Angriff von außen? Eine Verschwörung von innen? Sehr schnell wird uns Zuschauern klar, dass der Neuankömmling Robert Hawkins in die Vorgänge verwickelt ist und dass er in seinem Haus ein schreckliches Geheimnis hütet.

Immer wenn man glaubt, das Muster, nach dem die „Jericho“-Autoren ihre Geschichten stricken, erkannt zu haben, ändert die Geschichte auf subtile Weise ihre Richtung. Wo es mich an einer Serie wie „Caprica“ gestört hat, dass die Serie wenig Fokus hatte und etwas hilflos zwischen den Themen mäanderte, macht „Jericho“ es irgendwie richtiger, in sich logischer. Die vielen verschiedenen Themen ergeben sich einfach folgerichtig aus dem Grundszenario. Für eine Weile hatte ich die Befürchtung, dass die Serie keine brauchbare oder vielleicht auch gar keine Antwort auf die Frage nach den Hintergründen parat hätte. Die zweite, nur sieben Episoden kurze Staffel legt sich hier jedoch mächtig ins Zeug und erklärt das alles halbwegs zufriedenstellend. Das Ende kommt ein wenig abrupt, ist aber durchaus passend. Das vorschnelle Ende der Serie lag offenbar mal wieder an den Quoten. Angesichts der spannenden Geschichten kann ich das allerdings nicht nachvollziehen.

Jericho-Cast

Schauspielerisch hat „Jericho“ einiges zu bieten. Der Cast ist groß, aber alle bekommen auch tatsächlich etwas zu tun. Im Kern dreht sich die Serie um die Green-Familie und da vor allem um die sehr gegensätzlichen Brüder Jake (Skeet Ulrich) und Eric (Kenneth Mitchell). Vor allem Skeet Ulrich macht seine Sache sehr gut und trägt die Serie ein Stück weit, wenn auch weniger als in manch anderen Serien. Pamela Reed und Gerald McRaney verkörpern ebenfalls sehr gut die Eltern der beiden. Dann hätten wir da z.B. noch Lennie James als Robert Hawkins, den man kürzlich bei den „Walking Dead“ sehen konnte und der genug Charisma hat um jede seiner Szenen zu dominieren. Sprague Grayden als Lehrerin Heather kenne ich noch aus „John Doe“, auch wenn ich sie nach all den Jahren nicht wiedererkannt habe. In der zweiten Staffel kommt noch Esai Morales dazu, den man als Vater von Bill Adama aus „Caprica“ kennt und der ebenfalls sehr gut spielt.

Gefallen haben mir ansonsten die Geschichten um Stanley, seine Schwester Bonnie und Mimi. Der Gegensatz des praktisch veranlagten Stanley und der Bürokratin Mimi ist einfach herrlich, und parallel dazu ist die Beziehung der beiden Geschwister toll dargestellt. Besonders toll finde ich, dass die Rolle der Bonnie mit Shoshannah Stern von einer gehörlosen Schauspielerin gespielt wird. Ihre Gehörlosigkeit und der sich daraus ergebende Einsatz der Gebärdensprache ist in keiner Weise Teil der Story, es ist einfach so. Das kommt leider selten vor im TV, dass eine Behinderung einfach als normaler Teil eines Charakters dargestellt wird, ohne dass die Story das nötig macht.

Gedreht wurde übrigens hauptsächlich in Kalifornien, was für Kansas einspringen muss. Von den Produktionswerten her reißt „Jericho“ keine Bäume aus, muss das aufgrund des Settings aber auch gar nicht. Die Geschichten spielen naturgemäß in der Kleinstadt und dem umliegenden Farmland. Viel Einsatz für Special Effects gibt es da nicht, eher klassische Action und Pyrotechnik. Auch mal wieder schön zur Abwechslung, zumal sich die Serie auch in Actionszenen oder sinnlosen Cliffhangern auch nicht suhlt, sondern eben die Geschichte vorantreibt.

Fazit

„Jericho“ ist eine spannende und sehenswerte Serie, die mal wieder viel zu früh abgesetzt wurde. Trotzdem lohnen sich die 29 Episoden als abgeschlossene Was-wäre-wenn-Geschichte. Wer mag kann eine Fortsetzung in Comic-Form lesen.

Veröffentlicht unter Serien

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)