Structured Procrastination

Beim Aufräumen meiner Bookmarks habe ich gerade einen Link zu einem Essay namens „Structured Procrastination“ wiedergefunden. Geschrieben wurde der Text von John Perry, und ich fürchte, ich erkenne darin irgendwie einiges von meinem Arbeitsstil wieder.

All procrastinators put off things they have to do. Structured procrastination is the art of making this bad trait work for you. The key idea is that procrastinating does not mean doing absolutely nothing. Procrastinators seldom do absolutely nothing; they do marginally useful things […]. Why does the procrastinator do these things? Because they are a way of not doing something more important.

Da ist viel Wahres dran. Man hat ja immer mehr zu tun als man auch nur theoretisch schaffen kann, und alles ist irgendwie wichtig und müsste eher gestern als heute fertig sein. Mit die schönsten Arbeitsergebnisse habe ich aber oft, wenn ich mich zwischen zwei oder drei wirklich wichtigen Sachen entscheiden muss und stattdessen plötzlich mit höchster Energie an etwas Viertem arbeite, das gar nicht auf dem ToDo-Zettel steht. 😉

Noch in einem anderen Textteil erkenne ich mich leider irgendwie wieder:

Procrastinators often follow exactly the wrong tack. They try to minimize their commitments, assuming that if they have only a few things to do, they will quit procrastinating and get them done. But this goes contrary to the basic nature of the procrastinator and destroys his most important source of motivation. The few tasks on his list will be by definition the most important, and the only way to avoid doing them will be to do nothing. This is a way to become a couch potato, not an effective human being.

Klingt bescheuert, aber irgendwie macht es Sinn. Meine Versuche, Commitments zu reduzieren, haben jedenfalls zu keiner merklichen Stress- oder Arbeitsreduktion geführt. Allerdings dazu, dass ich heute gefühlt viel weniger schaffe als vor einigen Jahren. Nun könnte man entweder annehmen, dass ich bloß nicht weit genug gegangen bin und noch mehr Aufgaben loswerden müsste, bis es hier endlich etwas entspannter wird. Oder ich bin ein Procrastinator und brauche tatsächlich viel mehr Aufgaben, damit ich wieder mehr schaffe. 😉

Der Text erläutert im Folgenden, dass es wichtig ist, die richtigen Aufgaben für die Spitze der ToDo-Pyramide auszuwählen: Sie müssen sehr wichtig erscheinen ohne es wirklich zu sein und sie müssen über klare Deadlines verfügen, bei denen es aber nichts ausmacht, wenn man sie nicht einhält. Eines meiner Probleme ist dann vielleicht, dass zu viele meiner wirklich wichtigen Aufgaben nicht in diese Kategorie passen. Geburtstagsgeschenke kann man nun mal nicht ein halbes Jahr später abliefern, ein Fedcon-Kostüm bringt nichts drei Monate nach der Con etc.

Alles in allem ist „Structured Procrastination“ sicher kein Allheilmittel, aber aus diesem vermutlich nicht ganz ernst gemeinten Text kann man durchaus ein bisschen was lernen über das Strukturieren von Aufgaben. Wenn man sich das etwas bewusster macht und diesen Effekt bewusster einsetzt, ist man später nicht so enttäuscht oder sauer, wenn der ToDo-Zettel für ein langes Wochenende sechs Wochen später immer noch zur Hälfte unerledigt ist.

Übrigens, diesen nicht ganz so gelungen Ansatz zum Managen meiner Aufgaben habe ich gestern gerade zufällig wiedergefunden. Ich bin die Zettel mit gemischten Gefühlen durchgegangen. Freude bei jedem, den ich zerreißen konnte, weil das zwischenzeitlich mal erledigt worden ist. Aber auch Erstaunen, dass es ToDo-Zettel von vor zwei Jahren gibt, die immer noch aktuell sind. Vielleicht sind das aber auch einfach Aufgaben, die zu weit unten in der ToDo-Pyramide stecken…

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2 Gedanken zu „Structured Procrastination

  1. Also ich bin der Meinung, du brauchst mehr Aufgaben, um wieder produktiver zu werden 😉 . Aber ich bin mir nicht so ganz sicher, ob Diana damit auch einverstanden ist.

    Aber ich kenne das Problem sehr gut. Hmmm, vielleicht sollte ich mir auch mal mehr Aufgaben zuteilen … 😉 .

  2. Hi JR!

    Also erst einmal: Kreative Menschen wie wir arbeiten einfach so. Wie denn sonst? 😉 Sonst würde das Leben ja absolut langweilig und uninteressant sein. Den Druck braucht man da schon, finde ich.

    Und ich finde, es macht nichts, wenn man Geburtstagsgeschenke später schenkt. Ich mache in der Regel Sommer- und Wintergeschenke, nämlich dann, wenn mir was Sinnvolles einfällt. Ich schenke ungern etwas Sinnloses, nur weil der Termin es vorgibt (Ausnahmen bestätigen die Regel *g* Aber das mache ich normalerweise auch irgendwann wieder wett).

    Und was die FedCon betrifft: Nach der Con ist bekanntlich vor der Con. 😉 Also: Ran ans Basteln und Schneidern!!!

    Somit: Keine Sorge! Du kriegst den Dreh auch noch raus. Und Diana wird es mit Sicherheit verstehen (besonders, wenn Du ihr zum Schluß ein kreatives Produkt im Sommer oder Winter schenkst *g*).

    LG,
    Kaineus.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)