Perry Rhodan: Ara-Toxin (Teil 2)

Cover 'Die Eiserne Karawane'Das hier sollte eigentlich der zweite Teil meiner Besprechung des Ara-Toxin-Minizyklus werden, nachdem ich im August schon was zu Band 1 bis 3 geschrieben hatte. Daraus wird leider nichts, denn ich habe mich mittlerweile entschlossen, Band 4 bis 6 nicht zu lesen. Den freigewordenen Platz kann ich nun nutzen, ein wenig über diese Reihe zu meckern. *g*

Ich weiß noch, wie ich früher begeistert die Silberbände verschlungen habe, jene Hardcover-Reihe, in der die ersten Hefte in bearbeiteter Form enthalten sind. Um die 470 Hefte habe ich in dieser gerafften Form gelesen. Später bin ich in die Heftserie eingestiegen, habe acht Jahre lang die Erstauflage gelesen (1800 bis 2200) und nebenbei noch mal 250 ältere Hefte (600 bis 850). Immer mal war ein nicht so spannender Roman dabei, aber die große Rahmenstory war nie langweilig oder enttäuschend (na gut, na gut, ich habe den Jii-Nevever-Teilzyklus gehasst, zugegeben). Und die Fehler eines einzelnen Heftes verzeiht man gerne, immerhin wird diese Serie unter dem Druck einer wöchentlichen Erscheinungsweise produziert. Klar haben da die Autoren nicht immer Zeit zu warten, bis die Vorgängerhefte fertig geschrieben sind, um einen nahtlosen Anschluss hinzukriegen. Und die Heftromane müssen abgegeben werden, egal ob der Autor gerade in Hochform ist oder nicht.

Bei einem sechsbändigen Minizyklus, wie er in letzter Zeit immer wieder mal beim Heyne-Verlag erscheint, lege ich aber doch andere Maßstäbe an. Es mag sein, dass auch bei diesen Reihen viel Stress hinter den Kulissen herrscht. Vielleicht wurden die Erscheinungstermine zu knapp angesetzt oder was weiß ich. Aber wenn das so ist, dann ist das Stress, der zumindest vermeidbar wäre und mich als Leser nicht weiter interessiert. Bei einer Taschenbuchreihe erwarte ich einfach, dass sich die Redaktion genug Zeit nimmt, um ein ordentliches Produkt auf den Markt zu bringen.

Die Realität sieht leider anders aus: Nach einem relativ guten Eröffnungsband von Leo Lukas nahm die Qualität zusehends ab, bis zu einem Punkt wo man Charaktere nicht mehr wiedererkannte, nicht einmal Perry Rhodan und Julian Tifflor selbst, und eine sinnvolle Handlung nicht erkennbar war, geschweige denn so etwas wie ein übergreifender Storybogen. Von Band 4 habe ich 116 Seiten geschafft, bevor ich entnervt aufgegeben habe. Und zu diesem Entschluss trugen auch die recht deutlichen Reviews im Netz bei, die ich mir leider nicht durchgelesen habe, bevor ich mir Band 1 vorletztes Jahr zu Weihnachten bestellt habe. Ich zitiere mal aus einer Review, die vermutlich meine Meinung sehr gut wiedergeben würde, wenn ich die Reihe denn zu Ende gelesen hätte.

Ich hatte ja schon zu einem recht frühen Zeitpunkt befürchtet, dass dieser Sechsteiler kein Glanzpunkt in der PR-Historie werden würde. Und er ist denn auch nichts anderes als eine Abfolge thematisch leicht miteinander verknüpfter Einzelromane mit schwankender, insgesamt knapp durchschnittlicher Qualität, aber kein richtiger Zyklus. Dass es dann am Ende so schlimm werden würde, hätte ich nicht erwartet.

Cover 'Der Unlichtplanet'Und ich frage mich wirklich, was da schief gelaufen ist. Kann es sich die PR-Redaktion leisten, so ein unausgegorenes Zeugs zu veröffentlichen? Vor allem wo die Taschenbücher vom Heyne-Verlag in jeder Buchhandlung rumstehen und da sicher eher wahrgenommen werden als die Heftserie selber. Was ist da schiefgelaufen? Wie schwer kann es sein ein Exposée für sechs Romane zu erstellen, das eine erkennbare und spannende Rahmenhandlung beinhaltet? Wie schwer kann es sein, die Autoren mit Charakterbeschreibungen zu versorgen, die gewährleisten, dass man die Charaktere von einem Band zum nächsten wiedererkennt? Und sollte es bei der Veröffentlichungsweise im Monatsabstand nicht sogar möglich sein, dass die Autoren zumindest eine Rohfassung der jeweils vorhergehenden Romane zu lesen kriegen, um sich dahingehend abstimmen zu können? In der Heftserie selber klappt das unter viel größerem Zeitdruck normalerweise doch auch ganz gut.

Obendrein hat dieser Minizyklus irgendwie auch sein Thema verfehlt, finde ich. Jedenfalls soweit ich das nach etwas mehr als der Hälfte schon sagen kann. Eines der Ziele des Zyklus war doch auch, das Volk der Aras näher zu beleuchten. Aber wirklich Neues haben wir dahingehend nicht erfahren, finde ich. Es gab verschiedene Beschreibungen der medizinischen Aspekte der Ara-Kultur – so alles schon in der PR-Serie gehabt, als vor nicht allzu langer Zeit der Ara Zheobitt eine Rolle spielte. Die sonstigen Einblicke in die Ara-Kultur und das Leben auf Aralon blieben spärlich und stereotyp, fand ich. Stattdessen werden in aller Ausführlichkeit neu erdachte Welten und Völker beschrieben, die es teilweise nicht mal bis zum nächsten Roman schaffen. Die vorkommenden Ara-Charaktere glänzen auch nicht gerade mit Dreidimensionalität, mal abgesehen von Zhana, welche aber wiederum völlig widersprüchlich geschildert wird zwischen den einzelnen Romanen.

Am allerbesten wird dieses Manko aber an den Kurzgeschichten im Anhang deutlich: Jeder Roman enthält am Ende eine Kurzgeschichte eines anderen Autors, deren Ziel es sein soll, einen Ara zu zeigen, der kein Mediziner ist. Tolle Idee, aber sehr merkwürdige Ausführung: Zumindest in Band 1, 3 und 4 kommen in den Geschichten nur am Rande Aras vor (auch in Band 6, ausgehend von der kurzen Zusammenfassung, die ich gefunden habe, aber da kann ich mich irren). Das sagt nichts über die Qualität aus, gerade Andreas Eschbachs Story aus Band 4 fand ich sehr unterhaltsam. Aber das eigentliche Ziel dieser Kurzgeschichten-Reihe ist damit natürlich nicht erreicht. Und dabei wäre es nicht so schwer gewesen, denke ich, hier einfach Geschichten begabter Fan-Autoren abzudrucken, die sich dann wirklich um Aras drehen.

Alles in allem: Wirklich Schade. Das Thema des Zyklus hätte mich interessiert und ich hatte mich eigentlich darauf gefreut, mal wieder entspannt ins Perry-Rhodan-Universum einzutauchen, ohne gleich zur Erstauflage zurückzukehren. Aber das war leider nichts, und ich bin ganz froh, dass ich die Reihe nicht zu Ende gelesen habe. Freizeit fällt ja auch nicht vom Himmel, und aufregen drüber kann ich mich auch jetzt schon. *g*

Witziger Zufall im übrigen: Die Lektüre des sechsteiligen Andromeda-Zyklus habe ich damals auch bei Band 4 aufgegeben. Der Zyklus las sich damals allerdings schon noch besser als das Ara-Toxin, aber speziell spannend war er auch nicht. Ich muss mir also wohl ganz fest vornehmen, keine Perry-Rhodan-Kurzreihe mehr anzufassen, die nicht von Robert Feldhoff konzipiert wurde. :-/

Sachdienliche Hinweise zu den Hintergründen dieses Zyklus nehme ich in den Kommentaren gerne entgegen, z.B. Links zu Interviews mit den Beteiligten. Ich bin ja doch so ziemlich raus aus der PR-Szene mittlerweile.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)