„Orphan Black“ ist eine kanadische SciFi-/Mystery-Serie von Graeme Manson und John Fawcett. Ausgestrahlt wird sie von Space bzw. BBC America, gedreht wird in Toronto. Sie läuft seit 2013.
Die Serie
Sarah Manning ist auf der Flucht, vor ihrem alten Leben, ihrem gewalttätigen Freund, vor sich selbst. Mit ihren letzten Dollars kehrt sie nach Toronto zurück, um ihre Tochter Kira zu sehen, die bei ihrer Pflegemutter Mrs. S. lebt. Sarahs Leben erreicht jedoch einen Wendepunkt, als sie auf einem Bahngleis sich selbst trifft – bzw. eine Frau, die ihr zum Verwechseln ähnelt. Die Fremde stürzt sich vor einen Zug, und Sarah flieht mit ihrer Handtasche. Zusammen mit ihrem Pflegebruder Felix heckt sie einen Plan aus: Felix identifiziert die Tote als Sarah, während diese sich im Leben von Beth Childs breit macht und versucht, deren Bankkonto leerzuräumen. Doch der anfangs so einfach scheinende Plan gerät zusehends außer Kontrolle: Sarah lernt weitere Versionen von sich selbst kennen und findet heraus, dass ihnen jemand nach dem Leben trachtet. Außerdem trifft sie auf Beth‘ Freund Paul und wird von Beth‘ Partner Art aufs Revier geschleppt: Beth war Polizistin. Inmitten dieses Chaos muss Sarah nicht nur die Maskerade als Beth aufrecht erhalten und um ihre Tochter Kira kämpfen. Sie muss auch herausfinden, wer sie eigentlich ist…
Bewertung
„Orphan Black“ kommt mit vielen Vorschuss-Lorbeeren, und ehrlich gesagt war ich nach der ersten Episode etwas enttäuscht. Aber: Es lohnt sich, dieser Serie eine Chance zu geben. Die Pilotfolge war noch ein wenig holperig, doch schon nach der zweiten Episode sollte man eigentlich drin sein in der Geschichte. Mit den Charakteren wird man schnell warm, selbst mit dem exzentrischen Felix, und bald will man einfach wissen, wie es für alle weitergeht. Insbesondere entfaltet die erste Epsiode nicht das ganze Potential der Serie, da wir hier eigentlich nur Sarah kennenlernen. Katjas Auftritt ist zu kurz und Beth treffen wir quasi ebenfalls nicht. Ab der zweiten Episode stoßen Allison und Cosima zum Team, und dann wird es wirklich interessant.
Die Prämisse der Serie ist für sich schon interessant: Was wäre, wenn man einen Klon von sich selbst treffen würde? Die darauf aufbauende Geschichte hat natürlich Elemente des doppelten Lottchens, und das ist auch gut so. Es macht viel Spaß dabei zuzusehen, wie Sarah in Beth‘ Rolle schlüpft oder später Allison in Sarahs etc. Wirklich hervorragend wird die Serie aber durch die schauspielerischen Leistungen von Tatiana Maslany, der Hauptdarstellerin. Sie spielt nämlich alle Klone selbst, man vergisst dieses Gimmick aber schon nach kurzer Zeit und nimmt Sarah, Allison, Cosima und Helena als eigenständige Charaktere wahr. Technisch ist die Serie dabei eine Top-Produktion, und vor allem: Man geht den unweigerlichen Schwierigkeiten beim Dreh nicht einfach aus dem Weg. Es wäre ein Leichtes gewesen, die Szenen mit mehreren Klonen immer so zu drehen, dass zwischen den Charakteren hin- und hergeschnitten wird oder dass man immer einen Charakter von hinten sieht. Stattdessen interagieren die Klone in „Orphan Black“ wie ganz normale Charaktere. Man sieht sie nebeneinander im gleichen Bild, ein Klon reicht dem anderen Sachen etc. Man mag sich kaum vorstellen, was für einen Aufwand das beim Drehen verursacht und wie viel Arbeit Tatiana Maslany in die Serie steckt!
Auch die Geschichte weiß zu gefallen. Die Serie hat pro Staffel zehn Episoden, was für eine angenehm straff erzählte Story sorgt. Man erfährt auch relativ schnell mehr über die Klone und deren Hintergründe, langweilige Füll-Episoden oder hanebüchene Story-Wendungen zum Strecken der Geschichte gibt es eher nicht. Gleichzeitig reißt die erste Staffel die große Geschichte gerade mal an, es ist also noch viel Raum, um Sarahs Schicksal weiterzuentwickeln. Toll fand ich übrigens auch Skyler Wexler, welche Sarahs Tochter Kira spielt. Der Charakter der Kira gibt der ganzen Geschichte eine gewisse Bodenständigkeit und sorgt gleichzeitig dafür, dass Sarah ihre Rollen nicht nur zum Spaß spielt sondern wirklich etwas zu verlieren hat. Es ist auch einfach toll geschrieben, wie souverän Kira im Umgang mit den Klonen ist.
Schön übrigens auch, dass die Serie nicht nur in Toronto gedreht wurde, sondern auch dort spielen darf. Oft müssen Toronto oder Vancouver ja als New York herhalten. Das Setting wirkt also verglichen mit vielen US-Serien etwas unverbrauchter. Dazu trägt auch bei, dass Sarah, Felix und Mrs. S eigentlich aus UK stammen. Auch Maria Doyle Kennedy spielt die Pflegemutter Mrs. S übrigens sehr erfrischend und unklischeehaft. Vom generellen Stil erinnert mich „Orphan Black“ übrigens an „Dark Angel“.
Video: https://youtu.be/do_BCA-vR9E
Mittlerweile habe ich auch die zweite Staffel gesehen, die dritte ist ja auch schon vor einiger Zeit gelaufen. „Orphan Black“ bleibt dabei spannend. Insbesondere Matt Frewers und Michiel Huismans Rollen bereichern die Serie in späteren Episoden. Es gibt hier und da allerdings auch Story-Elemente, die für mich etwas unglaubwürdig sind (dass etwa ein Charakter eben noch ein kaltblütiger Mörder ist und plötzlich zum Teil der Familie mutiert). Trotzdem ist die generelle Geschichte so gut, dass ich mit der Serie nicht zu kleinlich sein will.
Fazit
Eine spannende und faszinierende SciFi-/Mystery-Serie, die neben einer guten Geschichte auch mit der tollen technischen Umsetzung beeindruckt. Trotz kleinerer Schwächen hier und da sollte man „Orphan Black“ auf jeden Fall gesehen haben.