Filmkritik: The Dark Knight

Kinoplakat The Dark KnightReview zum Film „The Dark Knight“, USA, 2008

Regie: Christopher Nolan, Schauspieler: Christian Bale (Bruce Wayne / Batman), Heath Ledger (Der Joker), Aaron Eckhart (Harvey Dent), Maggie Gyllenhaal (Rachel Dawes), Michael Caine (Alfred), Morgan Freeman (Lucius Fox), Gary Oldman (Lieutenant Gordon)

Inhalt

Batman hat das organisierte Verbrechen in Gotham City in ernste Bedrängnis gebracht, und der neue engagierte Staatsanwalt Harvey Dent setzt den Mafia-Bossen ebenfalls zu. Doch dann betritt ein neuer Spieler die Szene: Der Joker ist an mehreren brutalen Bankrauben beteiligt und bietet den Mafiabossen schließlich an, ihr Batman-Problem für sie zu lösen. Und nicht nur die Gesetzeshüter von Gotham City geraten in die Schusslinie, der Joker tötet auch die dilettantischen Batman-Nachahmer und stellt dabei Batman ein Ultimatum: Er wird solange weitertöten, bis Batman seine wahre Identität enthüllt…

Bewertung

Ich muss zugeben, ich mag Batman. Während Superman, Spiderman und der Rest der Superhelden mehr so in die Kategorie „ganz nett“ fallen, finde ich Batman einfach faszinierend, seit ich Tim Burtons Version von 1989 gesehen habe. Und nein, ich habe nie einen Batman-Comic gelesen. Mein Bild von Batman ist durch Tim Burton und die Zeichentrickserie geprägt und entspricht mehr dem „Dark Knight“ als dem bunten Comichelden der Sechziger mit seiner großen Bat-Familie. Deshalb hat mich auch „Batman Begins“ vor einigen Jahren restlos begeistert, ein absolut gelungener Neustart des Franchise mit einem Batman, genauso wie ich ihn mag. Nachdem nun „The Dark Knight“ schon mal eben den besten Filmstart der bisherigen Kinogeschichte hingelegt hat, waren meine Erwartungen natürlich entsprechend hoch.

Die Bewertung von „The Dark Knight“ wird durch einen Fakt noch etwas kompliziert: „Batman Begins“ hatte noch mehr oder weniger eine eigene Geschichte erzählt. Es wurden verschiedene Elemente von Tim Burtons erstem Film umgeschrieben (offenbar mehr an die Comics angelehnt), aber prinzipiell war es eine eigene Geschichte. „The Dark Knight“ schildert nun das Zusammentreffen von Batman und dem Joker und hat somit unübersehbare Parallelen zum ersten Kinofilm. Man kann den Film also einmal für sich bzw. nur in der Kontinuität von „Batman Begins“ sehen. Aber unweigerlich muss ich auch Vergleiche zu Tim Burtons „Batman“ ziehen.

Gleich mal vorab, bevor ich mich in Kleinigkeiten verliere: „The Dark Knight“ ist ein guter Film, ein unterhaltsamer Film und eine mehr als gelungene Fortsetzung von „Batman Begins“. Alles, was an „Batman Begins“ gut war, ist hier immer noch gut. Christian Bale ist einfach perfekt gecastet als Bruce Wayne, so wie Michael Caine als Alfred perfekt ist. Wie schon im ersten Film unterstützen außerdem Gary Oldman als Lieutenant Gordon und Morgan Freeman als Lucius Fox unseren Lieblingsmilliardär. Und auch der Rest des Castings ist gelungen, vor allem Heath Ledger verkörpert den Joker wirklich genial. Die Überraschung schlechthin war für mich aber Maggie Gyllenhaal. Im letzten Film wurde Rachel Dawes ja noch von Katie Holmes dargestellt. Das war soweit ok, auch wenn ich nicht direkt ein Fan von ihr bin. Aber seit sie Tom Cruise geheiratet hat, kann ich sie nicht mehr anschauen, ohne Tom Cruise wie einen Affen auf der Talkshow-Couch herumspringen zu sehen. Es war also so oder so eine gute Idee, diese Rolle neu zu besetzen (Katie Holmes hatte laut Wikipedia andere Projekte laufen, keine Ahnung also ob die ganze Tom-Cruise-Sache für die Produzenten eine Rolle gespielt hat). Maggie Gyllenhaal sieht nun nicht nur Katie Holmes sehr ähnlich, sie bringt auch wesentlich mehr Charme in die Rolle ein und macht sie sympathischer als sie es im letzten Film war.

Worüber man eigentlich nicht weiter sprechen muss ist die Ausstattung des Filmes. Kostüme, Effekte etc. sind gelungen und höchster Standard, was sicher auch am nicht geringen Budget gelegen hat. Da wurde nicht gespart, und wenn CGI zum Einsatz kam, dann unauffällig bzw. sehr realistisch umgesetzt. Die Actionszenen sehen jedenfalls allesamt sehr echt aus. Eine einzige Ausnahme was die CGIs betrifft gibt es am Ende des Filmes (keine Angst, den Effekt erkennt ihr wenn ihr ihn seht), und gerade weil im restlichen Film die Effekte so unauffällig sind, springt einen dieser Effekt irgendwie störend an. Wobei er immer noch wirklich gut umgesetzt ist, es wirkt nur naturgemäß kein bisschen realistisch.

Batman über HongkongWas an der Ausstattung auffällt, vielleicht mehr noch als in „Batman Begins“, ist dass Gotham City in diesem Film realer wirkt, nicht wie eine comic-hafte Kulisse, sondern wie eine moderne Großstadt. Und obendrein ist Gotham auch eingebettet in die reale Welt. So unternimmt Batman u.a. einen Ausflug nach Hongkong, was meiner Erinnerung nach bisher noch in keinem Film zu sehen war. Passend dazu ein Detail, dass generell den neuen Look der Batman-Filme zusammenfasst: Gute Comicverfilmungen überraschen mich normalerweise mit einem unerwarteten Anfang. Der erste „X-Men“-Film etwa fing in einem Konzentrationslager an und „Batman Begins“ mit einer Szene in Tibet! „The Dark Knight“ beginnt, völlig untypisch für die früheren Batman-Filme, mit einer Szene in gleißendem Sonnenschein.

Ebenfalls gelungen ist die Musik, welche den Film mit der nötigen Dramatik versorgt. Das Batman-Thema von Danny Elfman kommt leider nicht zum Einsatz, aber der Score ist ähnlich genug und kann durchaus für sich stehen.

Und dann hätten wir da noch den Joker. Hier fangen die Vergleiche mit Tim Burtons Film an, in dem Jack Nicholson den Joker verkörperte. Das sind keine kleinen Fußstapfen, die Heath Ledger da ausfüllen musste, aber es ist absolut gelungen. Ledgers Joker ist jünger und das Make-Up sieht anders aus, aber wie Nicholsons Joker haftet ihm ein Hauch Wahnsinn an. Bei Ledger kommt das allerdings fast noch realistischer rüber, weniger comic-haft aufgesetzt. Auch das Make-Up finde ich interessant: Offensichtlich wurden ihm die Wangen aufgeschnitten, wovon dicke Narben zurückblieben, die ein breites Grinsen andeuten. Oben drüber dann weißes Make-Up, alles irgendwie etwas verschmiert, mit zotteligen Haaren und Klamotten, aber alles in allem sieht es wie gesagt weniger aufgemalt aus. Und natürlich hat der Joker fast alle guten Zeilen des Filmes abbekommen. Meine Lieblingsstelle ist diese hier:

„Do I really look like a man with a plan, Harvey? I don’t have a plan. The mob has plans, the cops have plans. You know what I am, Harvey? I‘m a dog chasing cars. I wouldn’t know what to do if I caught one. I just do things.“

der JokerDas fasst diesen Charakter toll zusammen, finde ich. Abgesehen vom Joker kriegen wir einen guten Blick auf Harvey Dent, bevor dieser sich in Two-Face verwandelt. Two-Face kennen wir ja schon aus dem dritten Film, „Batman Forever“, wo er von Tommy Lee Jones dargestellt wurde. Hier sehen wir ihn noch als Staatsanwalt, der äußerst ambitioniert das Verbrechen von Gotham City bekämpft und Batman darin durchaus Konkurrenz macht, mit seinen eigenen Methoden. Es ist nicht direkt ein sympathischer Charakter, aber Aaron Eckhart spielt ihn gut und relativ glaubwürdig. Trotzdem ist Dent irgendwie mit ein Schwachpunkt des Filmes, vielleicht weil er wenig Charme oder Charisma ausstrahlt, im Unterschied zu fast allen anderen Charakteren.

Kurz erwähnen wollte ich dann noch Morgan Freeman. Er spielt Lucius Fox, welcher in „Batman Begins“ erstmals zu sehen war (habe aber gerade bei Wikipedia gelesen, dass er aus den Comics stammt und auch in der Zeichentrickserie schon zu sehen war). Fox ist gewissermaßen Waynes „Mister Q“, und einige meiner Lieblingsszenen aus „Batman Begins“ drehten sich um den Bau des Bat-Anzuges aus in Taiwan georderten Einzelteilen. Diese Rolle spielt Morgan Freeman hier weiter, aber sein Charakter kommt mir im neuen Film noch ein Eckchen glaubwürdiger vor, mit mehr Gelegenheit für Freeman tatsächlich etwas zu spielen.

Ok, bleibt noch ein Blick auf die Geschichte des Films. Und da habe ich leider auch einiges zu kritisieren. Der Film ist 152 Minuten lang und hat für diese Länge meiner Meinung nach eine etwas zu wirre Story. Streckenweise weiß man gar nicht so richtig, worum es gerade geht, und das Gesamtbild entfaltet sich eher langsam. Am Ende fügen sich alle Puzzlestücke sehr schön zusammen, und ich finde vor allem toll, dass die Autoren sich näher angeschaut haben, was „Batman“ ausmacht, was man unter „Dark Knight“ tatsächlich verstehen kann (im Unterschied zum sprichwörtlichen „White Knight“ und im Kontrast zu Harvey Dent). In dieser Hinsicht ist der Film wesentlich ambitionierter als alle Batman-Filme seit Tim Burtons erster Version. Aber der Weg zum dramatischen Ende ist für meinen Geschmack zu lang und nicht fokussiert genug. Fans von Batman wird das sicher nicht zu sehr stören, aber ich denke, unbeteiligte Zuschauer werden da durchaus auch etwas verwirrt aus dem Kino kommen. Und das glänzende Ergebnis des Startwochenendes verdankt der Film sicher nur zu einem kleinen Prozentsatz tatsächlich den Fans der Fledermaus.

Für sich betrachtet bleibt „The Dark Knight“ also ein faszinierender und gut gemachter Blick in die Welt von Batman, wenn auch mit einigen Längen. Und wie sieht der direkte Vergleich mit Burtons Batman aus? Was die Story und die Länge betrifft fällt das im Vergleich noch mehr auf: Michael Keatons erster Auftritt als Fledermaus war mit 126 Minuten auch nicht gerade kurz, aber die Story kann man problemlos in drei Sätzen zusammenfassen und sie fühlt sich zu keinem Zeitpunkt unfokussiert oder verwirrend an. In dieser Hinsicht war Tim Burtons Version tatsächlich besser. Der Joker, das hatte ich schon erwähnt, ist in beiden Filmen einfach gelungen, jeweils auf seine ganz eigene Weise. Eine Sache finde ich allerdings etwas Schade, nämlich dass beim Neustart die persönliche Beziehung des Jokers zu Batman verloren ging. Im ersten Film war der Joker derjenige, der als Kleingauner einst Bruce Waynes Eltern umbrachte und ihn damit erst zu Batman machte, so wie Batman für die Erschaffung des Jokers verantwortlich war. Batmans Geschichte in den Comics ist eher verworren, folgt aber wohl mehr der neuen Version aus „Batman Begins“, ohne eine Beziehung zum Joker. Der Joker ist hier einfach nur ein Wahnsinniger, von dem niemand so genau weiß, wo er herkommt.

Ein Element, das ich witzigerweise aus dem ersten Film ebenfalls vermisse, ist der Spruch des Jokers: „Have you ever danced with the devil in the pale moonlight?“ Seine neue „catch phrase“ ist dagegen: „Why so serious?“ Alles in allem denke ich, haben diese Unterschiede auch ihr Gutes: Beide Filme können für sich stehen, und „The Dark Knight“ ist bei weitem kein bloßes Remake eines ohnehin schon genialen Filmes. Man kann sich beide Filme anschauen, und auch die bald zwanzig Jahre alte Version von Tim Burton ist immer noch sehenswert.

Fazit

Für alle Batman-Fans ist dieser Film ein Muss und eine mehr als gelungene Fortsetzung von „Batman Begins“. So unterhaltsam und spannend er aber auch ist, hat der Film leider auch einige Längen, was nicht so Batman-interessierte Zuschauer etwas abschrecken könnte.

Links

"The Dark Knight" bei IMDB.com

2 Gedanken zu „Filmkritik: The Dark Knight

  1. Habe den Film mittlerweile auch gesehen. Ich wollte ja eigentlich nicht, aber ich brauchte Donnerstag Abend dringend ’ne Ablenkung und habe mich deshalb doch der Ute-Truppe angeschlossen. Und … ich fand ihn gar nicht so schlecht. Verwirrend habe ich ihn übrigens an keiner Stelle empfunden.

    Der neue Joker und die Geschichte um ihn herum haben mich nicht so gestört wie befürchtet. Ehrlich gesagt, hat sich mir während des Sehens gar kein Vergleich mit dem Burton-Film aufgedrängt. Du hattest recht – man kann ihn natürlich völlig getrennt davon sehen. Zumindest dann, wenn man, wie ich, den Burton-Film mittlerweile ewig nicht gesehen hat.

    Mich würde jetzt interessieren, welchen schlechten CGI-Effekt du meinst. Das Gesicht von Two-Face?

  2. Yep, ich meinte das Gesicht von Two-Face. Der Effekt ist nicht direkt schlecht. Eigentlich ist das sogar sehr gut gemacht. Aber im Gegenteil zum restlichen, sehr realistisch gehaltenen Film ist das einfach naturgemäß sowas von gar nicht realistisch. Das springt einen irgendwie an und schreit „CGI“, finde ich. 😉

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)