Edinburgh, Warwick und Worcester

Heute gibt es mal ein paar interessante Details über die Aussprache englischer Ortsnamen. Bei einigen Namen haben sich da über die Zeit Aussprachen gebildet, die man rein von der Schreibweise her nicht vermuten würde und heute vielleicht nicht mal mehr erklären kann. Schon vor meiner Ankunft hier bekannt war mir Edinburgh, welches man wie „Edinborough“ ausspricht bzw. in Lautschrift /ˈɛdɪnb(ə)rə/. Das kann man zumindest noch erklären: Das Wort „burgh“ ist die schottische Variante des englischen „borough“ und wird quasi gleich ausgesprochen. Gemeint ist damit nicht direkt eine Burg, sondern ursprünglich mehr eine befestigte Siedlung und später allgemein ein Ort mit Stadtrecht. So habe ich das zumindest verstanden.

Ok, das ist ja noch einleuchtend und man kann es sich merken. Die nächste Aussprache-Anomalie, die uns so begegnete, stellen Gloucester und Leicester dar. Das sind nicht nur beides Städte in England sondern auch die beliebtesten Käsesorten hier gleich nach dem Cheddar. Und die Aussprache ist, surprise, surprise, „Gloster“ und „Lester“ bzw. in Lautschrift /ˈɡlɒstɚ/ und /ˈlɛstə/. Ich dachte zuerst, das wäre eine zufällige Anomalie. Aber wie es aussieht, scheint das wohl auf so ziemlich alle Ortsnamen mit „cester“ am Ende zuzutreffen. Zumindest habe ich noch kein Gegenbeispiel gefunden, und laut Wikipedia wird die bekannte Worcester-Sauce auch „Woster“ ausgesprochen. Eine wirkliche Erklärung habe ich dafür nicht gefunden, aber alle diese Orte scheinen römischen Ursprungs zu sein. An anderer Stelle meint die Wikipedia dazu: „Chester […] comes from Old English ceastre, city, ultimately from Latin castra, camp.“ Irgendwann im Laufe der Jahrhunderte muss die erste Silbe davon in der Aussprache verloren gegangen sein. Kein Wunder, die Briten sind bei der Aussprache eher faul und lassen gerne Dinge weg. 😉

Und zum Abschluss noch ein weiteres Beispiel unvermuteter Aussprache: In Ortsnamen wie Warwick oder Norwich wird gerne das „W“ weggelassen. Es heißt also „Warick“ und „Norich“ bzw. in Lautschrift /ˈwɒrɪk/ und /ˈnɒrɪdʒ/. Auch dieses Muster scheint sich halbwegs durchzuziehen.

Hier habe ich übrigens noch eine nette Seite gefunden, die Dutzende dieser anomalen Aussprachen auflistet: Pronunciation of Place Names Die Stadt „Cirencester“ wird dort übrigens als vielleicht einzige Ausnahme zu der cester-Aussprache-Regel aufgeführt.

2 Gedanken zu „Edinburgh, Warwick und Worcester

  1. Hi JR!

    Wir hatten in unserer Kaffee-Ecke an der Uni ein schönes U-Bahn-Schild mit der Aufschrift „Leicester-Square“ hängen – passend zu entsprechenden Aktivitäten. 😉

    Gruß,
    Kaineus.

  2. ..die Erklärung der -cester Aussprache ist im Grunde ganz einfach: Da ein c vor e oder i im Englischen (meist) wie ein scharfes s gesprochen wird, wäre die langsame Aussprache von Gloucester also ‚gloßeßter‘, von Leicester ‚leßeßter‘. Daß die vorletzte Silbe dann über die Jahrhunderte weggezischt wurde, ist ja nachvollziehbar.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)