Robin McKinley: Sunshine

Cover SunshineRezension zu „Sunshine“ von Robin McKinley, Jove Books New York, 2004, ca. 405 Seiten, Ersterscheinung: 2003 (USA)

Inhalt

Rae Seddon ist Mitte zwanzig und arbeitet im Café ihrer Familie in der Bäckerei. Jeden Morgen steht sie gegen 4 Uhr auf um ihre beliebten Zimtrollen und andere Leckereien zu backen, bevor der Tag in Charlies Café beginnt. Doch ihr irgendwie monotones Leben wird drastisch unterbrochen als sie eines Abends beschließt an den See zu fahren, um für eine Weile der Hektik des Familienlebens zu entfliehen – denn dort wird sie von einer Gruppe Vampire angegriffen. Die Vampire entführen Rae und sperren sie in einem alten Haus am See mit einem anderen Vampir ein, der genau wie sie ein Gefangener eines Meistervampirs ist. Doch anstatt von Constantine ausgesaugt zu werden, entdeckt Rae ganz neue Fähigkeiten an sich und erfährt, wie passend ihr Spitzname „Sunshine“ tatsächlich ist…

Bewertung

„Sunshine“ ist ein interessantes Buch, das sich sehr flüssig und spannend liest. Es lebt vor allem vom frischen Schreibstil der Autorin und den interessanten Charakteren. Es ist aus der Perspektive Raes geschrieben, und Robin McKinley versteht es, die Geschichte in einer lockeren Sprache zu erzählen, oft mit einem sarkastischen Unterton.

Rae alias Sunshine ist eigentlich mit ihrem Leben als Zuckerbäckerin zufrieden, ein Leben das von ihrer Mutter und ihrem Stiefvater Charlie geprägt ist. Doch in der Gefangenschaft am See entdeckt sie das Erbe ihres Vaters wieder, eines offenbar mächtigen Magiers, und wird in eine dunklere Welt hineingezogen. In der Folge muss sie diese beiden Welten miteinander in Einklang bringen. Trotzdem verbringen wir im Laufe der Geschichte viel Zeit mit Rae in ihrem normalen Alltag, wo sie die „Cinnamon Roll Queen“ ist, und die Autorin erweckt das Familiencafé mit viel Liebe zum Detail zum Leben.

Die Geschichte spielt in einer Welt, die unserer auf den ersten Blick sehr ähnelt. Es ist schwer zu sagen, ob es eine Parallelwelt sein soll oder einfach unsere nahe Zukunft. Jedenfalls gibt es dort Vampire und zahllose andere Geschöpfe und Dämonen. Doch vor allem die Vampire sind ein Problem, nicht erst seit den sogenannten Voodoo-Kriegen ein paar Jahre zuvor. Eine Spezialeinheit, die SOF, beschäftigt sich damit, die Gefahr für die Menschheit einzudämmen. Ansonsten ähnelt Raes Welt unserer sehr, vielleicht mit der Ausnahme, dass Magie zu einem gewissen Teil zum Alltag gehört (in Form von Schutzzaubern vor Vampiren etc.). Die Autorin baut diese Welt jedoch sehr langsam auf und enthüllt erst nach und nach Details. Der Fokus der Geschichte bleibt jedoch bei Rae und wandert nicht zu den Voodoo-Kriegen, auch wenn das sicher ebenfalls spannend gewesen wäre. Es geht um ihren Alltag und darum, wie sie die plötzlich in ihr Leben tretenden Komplikationen bewältigt.

Deswegen stört es auch nicht so sehr, dass die Welt, die Robin McKinley hier aufbaut, nicht in allen Details originell ist. Die SOF hat man so z.B. in anderen Büchern schon gesehen. Doch schon die üblichen Vampirlegenden bereichert sie um einige nette Details, z.B. dass ältere Vampire so empfindlich gegen Sonnenlicht werden, dass sie bei Mondschein nicht mehr rausgehen können (welcher ja nur reflektiertes Sonnenlicht ist). Ansonsten ist vielleicht noch erwähnenswert, dass die Autorin es schafft, eine glaubwürdige alternative Terminologie für Computer und Internet zu entwickeln. Das trägt zu dem Gefühl bei, dass die Geschichte vielleicht zwanzig Jahre in unserer Zukunft spielt, in einer leicht parallel angehauchten Welt.

Wie schon gesagt wird das Buch vor allem durch den frischen Schreibstil der Autorin lesenswert. Dahingehend habe ich nur eine Beschwerde: Robin McKinley hat die etwas merkwürdige Angewohnheit, mitten in einer Szene, in einem Dialog, abzuschweifen. Sicher, das Buch ist aus der Ich-Perspektive erzählt, und man schweift mit seinen Gedanken auch schon mal ab während man mit jemandem spricht. Aber das kann man übertreiben, vor allem wenn es sich mehrfach wiederholt. Und so unterbricht die Autorin öfters ein Gespräch zwischen zwei Charakteren und folgt zwei, drei Seiten lang den Gedanken Raes, nur um dann nahtlos den Dialog fortzusetzen.

Interessant ist übrigens noch, dass McKinley der Versuchung widersteht, jedes aufgebaute Rätsel am Ende des Buches aufzulösen. Sie überlässt statt dessen eine ganze Reihe an offenen Fragen der Fantasie der Leser. Sollte sie jemals eine Fortsetzung schreiben wollen, hätte sie damit natürlich auch Anknüpfungspunkte. Auch wenn mich der ein oder andere Punkt wirklich interessiert hätte, finde ich es doch auch gut, dass nicht am Ende plötzlich alle losen Fäden wieder hervorgezaubert und zu einer konstruierten Auflösung verbaut werden. Da hat die Autorin durchaus eine gute Balance gefunden, und es passt zum Stil des Buches.

Fazit

Ein spannendes und interessantes Buch, das sich wirklich gut lesen lässt. Es lebt vom Schreibstil und dem glaubwürdig geschilderten Hauptcharakter. Empfehlenswert!

Links

Website der Autorin

2 Gedanken zu „Robin McKinley: Sunshine

  1. Sehr cooler Buchtipp. Ich glaube solch ein Vampir-Voodoo-Schmöker ist genau das richtige für meine freien Tage kommende Woche. Ich werde mal sehen, dass ich Sunshine heute noch bei Amazon bekomme. LG, Marcus

  2. Das Buch hat allerdings mehr mit Backen zu tun als mit Voodoo. 😉 Es kommen die erwähnten Schutzzauber vor, aber davon abgesehen werden die Voodoo-Kriege eigentlich nur erwähnt, ohne dass man weitere Details erfährt.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)