Gene DeWeese: Star Trek – Engines of Destiny

Cover Engines of DestinyRezension zu „Star Trek: Engines of Destiny“ von Gene DeWeese, Ersterscheinung: 2005 (USA), Pocket Books, ca. 338 Seiten

Inhalt

2369 rettet die Crew der Enterprise-D Captain Montgomery Scott aus dem Transporter der USS Jenolen. Nach dem Abenteuer um die Dyson-Sphäre überlässt ihm Captain Picard eines der Shuttles der Enterprise. Sechs Monate später: Scotty hilft zwei Narisianern bei der Flucht vor der herrschenden Kaste ihres Planeten und findet dabei einen alten klingonischen Bird-of-Prey. Nach Monaten der Ziellosigkeit fasst Scotty nun einen gewagten Plan. Er will mit dem Bird-of-Prey in die Vergangenheit reisen und Captain Kirk retten, ihn in der Sekunde wegbeamen, in der ihn das Vakuum aus dem Bauch der Enterprise-B zieht. Auf diese Weise könnte Kirk gerettet werden, ohne dass die Zeitlinie gestört wird, da er dann bis 2370 einfach als tot gelten würde.

Doch in dem Moment, als Scotty den Zeitsprung durchführt, erscheinen plötzlich Dutzende von Borgkuben im ganzen Sektor. Offensichtlich hat Scotty die Vergangenheit geändert, eine neue Realität geschaffen. Der Crew der Enterprise-D bleibt nichts anders übrig, als Scotty in die Vergangenheit zu folgen und zu versuchen den Fehler zu korrigieren…

Bewertung

Die Grundidee dieses Buches ist nichts weniger als genial. Ich weiß gar nicht so recht, wie viel ich davon verraten soll, aber lasst es mich so sagen: Das Buch spielt etwa zu Beginn der siebenten TNG-Staffel, vor „Generations“ und „First Contact“. Mit Kenntnis dieser Filme hat man natürlich als Leser einen ganz anderen Wissensstand als die Charaktere. Da erschließt sich einem relativ schnell, wieso es für den ganzen Alpha-Quadranten fatal wäre, wenn Kirk nicht in den Nexus gezogen wird (von dem Scotty ja nichts genaues weiß).

Ausgehend von dieser Grundidee entwirft Gene DeWeese dann ein interessantes Parallelwelt-Szenario, in dem die Borg die Erde vor Jahrhunderten assimilierten. Die restlichen Völker des Alpha-Quadranten haben sich zu einer wackeligen Allianz zusammengeschlossen, angeführt von Supreme Arbiter Sarek. Doch alle paar Jahre assimilieren die Borg ein weiteres Sternensystem…

Gene DeWeese ist kein Neuling, was Star-Trek-Romane betrifft, er hat früher eine ganze Reihe Romane geschrieben. Dieses Buch stellt seinen ersten ST-Beitrag seit längerer Zeit dar, und auch deswegen war ich darauf recht gespannt, neben der interessant klingenden Story. Leider hat mich das Ergebnis nicht wirklich überzeugt. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass eine wirklich gute Idee völlig uninspiriert umgesetzt wurde. Das fühlte sich irgendwie so an, als würde ein mittelmäßiger Autor das Exposé eines sehr guten Autoren nach und nach abarbeiten.

Schon auf den ersten Blick fällt auf, dass das Buch schwer einzuordnen ist. Es ist genauso sehr ein TNG- wie ein Classic-Roman. Es mag größtenteils im Jahr 2293 spielen, aber der Großteil der Charaktere stammt aus TNG. Und so wusste am Ende wohl niemand so genau, wo das Buch hingehört. Das Cover ordnet es keiner der beiden Reihen explizit zu, der Verlag hat es auf seiner Webseite unter TNG abgelegt und in der Psi Phi Book Database steht es unter „Other“.

Das ist prinzipiell kein Problem, im Gegenteil: Gerade solche Bücher sind mit die spannendsten, die verschiedene Facetten des ST-Universums auf erfrischende Weise miteinander verknüpfen. In diesem Fall hat es aber, denke ich, zu dem sehr unausgeglichenen Gefühl beim Lesen beigetragen. Ich hatte leider nicht das Gefühl, dass Gene DeWeese mit den TNG-Charakteren so richtig vertraut ist. Die besten Teile des Buches sind dann wohl auch die, welche sich um Scotty drehen. Schon Kirk hat als Charakter nicht viel zu bieten, und die Schilderung der TNG-Crew ist vergleichsweise leer und flach. Nur Picard und Guinan haben überhaupt nennenswerten Dialog, alle anderen Crewmitglieder werden maximal in Nebensätzen erwähnt.

Nun gut, also ein Scotty-Picard-Guinan-Roman mit einem Schuss von Kirk und als Beilage Sarek. Auch das könnte durchaus noch gelingen, auch wenn es sehr unrealistisch ist, dass in einer Krisensituation wie der geschilderten nicht die ganze Enterprise-Crew mitwirken würde. Aber hier haben wir schon das nächste Problem: Ich konnte mich nicht wirklich damit anfreunden, wie Guinan geschildert wird. Sicher, sie hatte immer eine mysteriöse Aura in der Serie. Aber dieser Roman übertreibt es damit um Längen, macht Guinan quasi zum hilflosen Spielball ihrer eigenen Vorahnungen. Das passt meiner Meinung nach nicht wirklich. Dieser Eindruck verschärft sich noch, wenn man wie ich kurz davor „The Buried Age“ gelesen hat, wo Guinan ganz anders beschrieben wurde (auch nicht immer passend, aber doch näher an ihrem Serien-Charakter, finde ich).

Das Buch hat noch die ein oder andere Facette, die mehr oder weniger überzeugend sind. Der Blick in die Parallelwelt ist durchaus gelungen. Allerdings ist ja von Anfang an klar, worauf es hinausläuft: Alles zurück auf Anfang, nach bester Voyager-Manier. Da hat der Autor gar keine Wahl. Und während sowohl Scotty als auch die Enterprise-Crew ein ganzes Weilchen rätseln, was eigentlich passiert ist, weiß man das als Leser ja relativ schnell. Zumindest weiß man, dass die Vermutungen der Charaktere absolut nicht zutreffen. Und das ist meiner Meinung nach immer schlecht, wenn man mit mehr Wissen ausgestattet längere Zeit den Charakteren beim Rätseln zuschaut. Das drückt die Spannung beim Lesen leider um einiges.

Fazit

Eine geniale Grundidee, aber leider nur ein mittelmäßiges Buch. Durchaus lesbar, aber in vielen Dingen uninspiriert geschrieben und nicht direkt spannend. Alles in allem nicht halb so gut wie es hätte sein können.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)