Star Trek: Discovery 1.04: The Butcher’s Knife Cares Not for the Lamb’s Cry

Review zur „Star Trek: Discovery“-Episode 1.04 „The Butcher’s Knife Cares Not for the Lamb’s Cry“
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SPOILER: Die Review geht ins Detail und verrät auch das Ende der Episode. Es können auch Spoiler für spätere Episoden der ersten Staffel enthalten sein.

The Butcher’s Knife Cares Not for the Lamb’s CryFolge 4 beginnt mit Burnhams erstem regulären Tag an Bord der Discovery. Ein kurzer Blick auf eine Kampfübung stellt uns zumindest optisch die Brückencrew vor, auch wenn wir noch nicht mal alle Namen kennen. Lorca fasst die Rolle der Discovery sehr schön zusammen: Wenn sie den Spore Drive zum Laufen kriegen, dann können sie überall materialisieren, aber sie sind dann dort auch allein. Das ist storytechnisch schön ausgedacht und sorgt für eine gehörige Portion Dramatik. Man muss halt das Mycelial Network schlucken, damit es als Geschichte funktioniert. Würde die Geschichte im 25. Jahrhundert spielen, hätte ich damit keine Probleme.

Lorca enthüllt Burnham gegenüber, dass er das Wesen von der USS Glenn an Bord der Discovery gebracht hat. Sie bekommt den Auftrag, herauszufinden, wie dessen Klauen die Hülle eines Sternenflotten-Schiffes so leicht zerstören können und wie das Wesen Phaserfeuer widerstehen kann. Lorca will daraus eine Waffe bauen und nennt das Wesen „Ripper“. Burnham findet Ähnlichkeiten zu den Tardigrades, mikroskopischen Lebewesen in irdischen Ozeanen (gibt es wirklich, auf Deutsch „Bärtierchen“). Dass Burnham in dem Wesen mehr als nur eine Waffe sieht, ist typisches „Star Trek“. Darüber gehen allerdings Lorcas ursprüngliche Fragen unter. Es wäre schon interessant zu erfahren, wie dieses Wesen so widerstandsfähig geworden ist.

Nach einer Folge Pause sehen wir die Klingonen im Binärstern-System wieder. Ihr Sarkophagschiff treibt dort in schlechtem Zustand herum und Voq und L‘Rell ziehen in Betracht, die USS Shenzou nach Ersatzteilen zu durchforsten. Die Szene ist schön beleuchtet und hat durch die klingonische Sprache eine spannende Atmosphäre. Leider ergibt das mal wieder keinerlei Sinn: Wir haben gesehen, wie die Crew die Shenzou in Rettungskapseln verlassen hat. Diese haben keinen Warp-Antrieb. Wer auch immer also die Überlebenden eingesammelt hat, muss sich doch auch um die Wracks gekümmert haben. Die Shenzou mag alt gewesen sein, aber im Krieg lässt man dem Gegner doch nicht die eigenen Schiffe da zum Erkunden und Ausschlachten! Und wenn etwas auf einem Sternenflotten-Schiff funktioniert, dann die Möglichkeit, das Schiff durch das Ausschalten des Warp-Eindämmungsfeldes zu zerstören! Hier muss sich leider wieder die Logik den Nöten der Geschichte unterordnen, und es ist kein kleines Detail, das man eben ignorieren kann. Andersherum genauso: Wenn die Sternenflotte die Überlebenden eingesammelt hat, wieso hat man das Sarkophagschiff nicht mitgenommen. Die Sternenflotte weiß doch, dass es über eine neuartige Tarnvorrichtung verfügt!

Anachronismus: Lorca hat einen Tribble auf seinem Tisch liegen. Elf Jahre später kennt die Crew der Enterprise keine Tribbles, sonst hätte man sie nicht so naiv an Bord gebracht. Lorca scheint aber kein Problem mit sich zu vermehrenden Tribbles zu haben. Das soll eine lustige Hommage an die Classic-Serie sein, wirkt auf mich aber nur gedankenlos.

Wir lernen Admiral Cornwell kennen, die als Charakter gelungen ist und zum Glück auch noch öfters vorkommt. Ein weiblicher Admiral ist nach TNG nicht direkt Neuland, aber trotzdem nett zu sehen. Dann wird es wieder Zeit für einen schwierigen Moment. „Corvan 2 generates 40% of the Federations dilithium.“ Wirklich? Ein einzelner Planetoid, der auch noch so liegt, dass die Klingonen ihn erreichen können? Und nachdem die Wachflotte zerstört wurde, ist das nächste Schiff mehrere Tagesreisen entfernt? Das ist nach allem, was wir über die Föderation wissen, schwer zu glauben. Einfach nur die Kolonisten zu retten, hätte für die Episode nicht gereicht, nehme ich an, obwohl der Hilferuf ja angemessen dramatisch umgesetzt wurde. Immerhin, Corvan II wurde in TNG „New Ground“ schon einmal als Industrie-Planet mit ökologischen Problemen erwähnt.

Lorca zwingt nun Stamets, den Spore Drive für einen viel längeren Sprung zu benutzen als bisher möglich war. Wenn der Spore Drive benutzt wird, rotieren der innere und der äußere Teil der Untertassensektion!? Wie soll das denn bitte gehen? Was hält dieses Schiff denn überhaupt zusammen? Und wozu soll das Rotieren gut sein? Wieder einmal ein Fall von „Ästhetik trumpft innere Logik“. Sieht halt irgendwie cool aus, also wurscht ob es physikalisch überhaupt geht und Sinn macht. Der Effekt des Sprungs selbst ist dann im Vergleich wieder gut gelungen und hätte mir persönlich ausgereicht.

Der Sprung bringt die Discovery um ein Haar in eine Sonne. Burnham findet heraus, dass der Tardigrade eine Verbindung zum Spore Drive hat. Danach lernen wir endlich Dr. Culber kennen, einen Arzt der Discovery und Partner von Lieutenant Stamets. Danach bringt sich Landry auf wirklich doofe Weise selber um. Dass eine Sicherheitschefin solche Fehler begeht, kam mir schon beim ersten Schauen unglaubwürdig vor.

Die Episode gibt sich große Mühe, die Wichtigkeit von Corvan 2 zu betonen. Gleichzeitig drückt sie extrem auf die Tränendrüse mit den Hilferufen der Kolonie. Hier hätte man sich vielleicht entscheiden sollen, ob man das Dilithium oder die Kolonisten retten möchte.

Voq und L‘Rell durchkämmen das Wrack der Shenzou nach Teilen für ihre Energieversorgung. Das ist insofern komisch, als wir kurz zuvor einen Besuch von Kol bei Voq gesehen haben, welcher Voq gewissermaßen die Treue schwor, um an dessen Tarnvorrichtung zu kommen. Voq erwähnte, dass sie ein bestimmtes Bauteil brauchen würden. Was hat denn Kol danach getan? Einfach gesagt: „Ja, musst du halt schauen, wo du das findest. Meld dich wegen der Tarnvorrichtung, wenn du soweit bist.“ und ist nach Hause geflogen? Kol ist offenbar Anführer eines großen klingonischen Hauses und fliegt ja wohl mit einem entsprechenden Schiff durch die Gegend. Die innere Logik dieser Szenen ist mal wieder schwer verständlich. Aber man ahnt es bereits: Die Szene im schwerelosen Wrack der Shenzou sieht einfach gut aus!

Die Brückencrew

Es folgt eine schöne Szene zwischen Saru und Burnham. Burnham ist sich nun sicher, dass Ripper eigentlich ein friedliches Wesen ist. Saru ist derweil überzeugt, dass Burnham perfekt in Lorcas Crew passen wird. Wobei nicht klar ist, wen außer Lorca selbst er damit meint, nun wo Landry tot ist. In der vorherigen Folge wurde noch einiges Aufheben um die Sicherheit im Maschinenraum gemacht. Und nun kann ein Kadett einfach einen ganzen Behälter der Sporen mit in einen anderen Teil des Schiffes schleppen, ohne dass das auffällt? Nicht glaubwürdig. Burnham und Stamets finden derweil heraus, dass Ripper mit den Pilzsporen kommunizieren kann. Dass das Wesen, welches uns als tödliches Monster vorgestellt wurde, eigentlich ein harmloser Reisender ist, ist eine nette Wendung, wie sie gut in eine „Star Trek“-Episode passt. Aber again, damit das funktioniert, muss man das Mycelial Network als solches schlucken. Es wurde meines Wissens nach auch nicht der Sprung von „Sporen echter und eigentlich unscheinbarer Pilzsorte“ zu „Netzwerk, das die ganze Galaxis durchzieht“ erklärt. Die Serie will ja hoffentlich nicht behaupten, dass dieses Mycelial Network sich aus sämtlichen Pilzen zusammensetzt, die es so gibt. Da hätte ein kurzes Wort zur Subraum-Komponente des ganzen geholfen. Vielleicht kommt das noch (Yep, in der nächsten Episode), aber aktuell ergibt die ganze Pilzgeschichte einfach keinen Sinn.

So oder so, Stamets stopft Ripper in die Kammer und das Gerät der USS Glenn sorgt dafür, dass Ripper die Discovery durch das Mycelial Network steuern kann. Das Gehirn eines unglaublich fremden Außerirdischen als Navigationscomputer zu benutzen klingt für mich nach einer wirklich schwierigen Aufgabe, die ein paar Jahre Forschung erfordert. Aber die Crew der USS Glenn hat das so schnell hingekriegt, dass sie der Discovery nicht mal Andeutungen zu ihrem Vorgehen gemacht haben? Wissenschaftliche Rivalität in Zeiten des Krieges? Die Discovery unternimmt jedenfalls einen Sprung und landet dieses Mal direkt im Orbit von Corvan 2 und rettet die Kolonie.

Kol hat derweil Voq verraten und übernimmt dessen Schiff. Voq wird auf dem Wrack der Shenzou ausgesetzt, L‘Rell schließt sich ihm an. Sie deutet an, dass das Haus ihrer Mutter, Haus Mo‘Kai, ihm einen Weg zeigen kann, wie er unter großen Opfern diesen Krieg gewinnen kann. Spoiler: Hier wird die ganze Geschichte um Tyler vorbereitet, die ebenfalls, man ahnt es schon, keinerlei Sinn ergibt. Was schwebte L‘Rell denn vor, wie diese monströse Aktion Voq irgendwie helfen sollte? Ich kann mir einfach nichts vorstellen, wie man das erklären sollte. Von den gerade zum ersten Mal demonstrierten Wunderfähigkeiten der Discovery weiß sie ja an diesem Punkt noch nichts. Damit endet leider der nette Teil der Storyline um Voq und T‘Kuvma.

Burnham erkennt als einzige, dass Ripper beim Steuern des Schiffes durch das Netzwerk leidet. Es tut ihr leid, dass sie das Wesen auf diese Weise benutzen müssen. Die Episode endet mit einer emotionalen Szene, in der Burnham endlich die Kiste öffnet, welche ihr Captain Georgiou hinterlassen hat. Die aufgezeichnete Ansprache stammt offensichtlich von vor Burnhams Meuter-Versuch. Das Fernrohr, welches Georgiou ihr vermacht, stand in deren Bereitschaftsraum. Sollen wir also wirklich glauben, dass das jemand mitgenommen hat beim Verlassen des Schiffes, aber dass das Schiff selbst nicht zerstört wurde?

Diese Episode hätte mit der vorherigen zusammen einen brauchbaren Pilotfilm abgegeben. Wir haben jetzt die meisten wichtigen Bestandteile der ersten Staffel zusammen. Die Discovery hat mit dem Tardigrade einen Weg gefunden, den Spore Drive zuverlässig zu benutzen und hat ihn im Kampf gegen die Klingonen zum Einsatz gebracht. Burnham hat einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, ihr Ansehen bei der Crew steigt wieder. Und bei den Klingonen wurde Voqs irrer Plan in die Wege geleitet. Die Episode ist an sich spannend und gut gemacht, aber man muss eben alle 10 Minuten oder so etwas völlig Unglaubwürdiges hinnehmen. Das drückt den Spaßfaktor erheblich.

Anmerkungen

  • Das Haus Mo‘Kai wurde in der Voyager-Episode „The Killing Game“ bereits erwähnt.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)