Star Trek: Discovery 1.02: Battle at the Binary Stars

Review zur „Star Trek: Discovery“-Episode 1.02 „Battle at the Binary Stars“
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SPOILER: Die Review geht ins Detail und verrät auch das Ende der Episode. Es können auch Spoiler für spätere Episoden der ersten Staffel enthalten sein.

Battle at the Binary StarDie letzte Episode endete mit dem Erscheinen vieler klingonischer Schiffe. Nun beginnen wir mit einem Flashback zur Zeit vor sieben Jahren, als Burnham zuerst auf die Shenzou kam. Sarek liefert sie dort ohne nähere Erklärung ab, wie ein Elternteil, das sein erwachsenes Kind am ersten Uni-Tag in den Hörsaal bringt. Sehr merkwürdig. Man fragt sich unwillkürlich, wie sie nur sieben Jahre später ein Sternenflotten-Offizier und Erster Offizier sein kann. Kann man im 23. Jahrhundert immer noch einfach auftauchen und sich seine Ausbildung auf Vulkan anrechnen lassen, so dass man um den Besuch der Sternenflotten-Akademie herumkommt? Bei der Enterprise NX-01 war ja alles noch Neuland, aber für Burnham finde ich das eher merkwürdig, auch wenn die Shenzou ja eher ein kleines, unbedeutendes Schiff der Flotte ist. Die Szene gibt sich auch große Mühe, Burnham hier als vulkanierartig und möglichst arrogant rüberkommen zu lassen. Als bräuchten wir Zuschauen noch weitere Gründe, uns nicht mit ihr zu identifizieren.

Zurück in die Gegenwart: Burnham wird für ihren Stunt vom Ende der letzten Episode ihres Postens enthoben und von der Brücke eskortiert. Captain Georgiou versucht einen Dialog mit den Klingonen zu eröffnen, deren Verstärkung ebenso wie die der Sternenflotte eingetroffen ist. Doch T‘Kuvma versucht die 24 Häuser der Klingonen (das hören wir zum ersten Mal, aber sei’s drum – vielleicht ist die feste Anzahl von 24 Häusern ein paar Jahrzehnte später ja bedeutungslos geworden) zu einigen und überredet sie zu einem Angriff.

Burnham sitzt derweil in einer Arrestzelle. Einer hypermodernen mit Energiefeldern natürlich. Es gibt eine recht gute Szene mit einem verwundeten Brückenoffizier, bevor die halbe Sektion des Schiffs aufgerissen wird. Das wäre für Burnham eine gute Gelegenheit gewesen, Zweifel am Sinn ihrer Aktion zu äußern (da sie ja nun mitten in der Krise auf der Brücke fehlt), aber da kommt leider nichts. Nur das Kraftfeld der Arrestzelle hält Burnham am Leben, und das sieht auf jeden Fall beeindruckend aus. Wir lernen nun, dass Burnham einen Teil von Sareks Katra in sich trägt und deswegen über viele hundert Lichtjahre mit ihm kommunizieren kann. Ich persönlich halte das für extrem außergewöhnlich und deswegen für einer näheren Erklärung bedürfend. Aber es wird uns Zuschauern einfach so hingeworfen und wir müssen es glauben, auch wenn wir etwas ähnliches danach nie wieder gesehen haben. Vulkanier sind immerhin schwache Telepathen, nicht zu vergleichen mit z.B. Betazoiden, und auch die können so etwas nicht. An diesem Punkt der Serie wundert man sich leider schon kaum noch.

Die Schlacht läuft schlecht für die USS Shenzou, aber dann kommt das Schiff von Admiral Anderson zu Hilfe. T‘Kuvma zerstört dieses jedoch, indem er es mit seinem getarnten Schiff einfach rammt. Das lässt mich wieder etwas ratlos zurück. Rammt nun T‘Kuvmas Sarkophag-Schiff die Europa oder ein anderes Schiff? Das Sarkophag-Schiff sehen wir später wieder, während die Selbstzerstörung der Europa ja den Angreifer vernichtet. Andererseits hat an diesem Punkt ja nur T‘Kuvmas Schiff eine Tarnvorrichtung. So oder so, wieso ist das Schiff so groß? Sternenflotten-Admiräle reisen gewöhnlich nicht auf kleinen Frachtern. Trotzdem sieht das angreifende Schiff hier deutlich größer aus als die USS Europa. Das macht eigentlich nicht wirklich Sinn. Zudem frage ich mich, wieso die USS Europa kein Constitution-Schiff ist. Wir sehen hier eine Menge Raumschiffe der Sternenflotte, und keines gehört zur Constitution-Klasse. Wenn man bedenkt, dass die USS Enterprise bereits seit elf Jahren im Dienst ist und dass 2266 quasi nur Constitution-Schiffe zu sehen sind, ist das schon merkwürdig. Das hatte damals natürlich finanzielle Gründe. Man konnte nicht jede Woche neue Schiffsmodelle bauen. Wieso erfindet „Discovery“ hier aber nun gleich so viele neue Schiffstypen ohne uns wenigstens einen bekannten Schiffstyp zu zeigen? Wenn das Ziel ist, die Serie nahtlos ins bekannte Star-Trek-Universum einzupassen, dann wäre das doch naheliegend gewesen.

Übrigens, ich habe ja generell alle technischen Werte der Serie gelobt. In diesen Schlachtszenen muss ich leider eine Ausnahme machen. Die Aufnahmen der USS Europa sehen relativ deutlich nach Rendering auf dem Niveau eines Mittelklasse-Computerspiels aus. Das kann weder mit anderen Renderings noch mit den alten Modellaufnahmen mithalten und wirkt nicht sehr realistisch. Eventuell hat man sich hier einfach mit der schieren Anzahl der Effektaufnahmen verschätzt und hatte dann nicht genug Zeit oder Budget für ein besseres Ergebnis?! Es ist aber kein Beinbruch und fällt bei oberflächlichem Schauen nicht auf.

Die Klingonen haben weniger Verluste erlitten als die Sternenflotte und ziehen sich nun zurück. T‘Kuvma hat die 24 Häuser mehr oder weniger hinter sich und erklärt der Föderation den Krieg. Das sind an sich schon kraftvolle und gut umgesetzte Szenen, ein bisschen zu vergleichen mit DS9s „Way of the Warrior“, als die Klingonen die Khitomer-Verträge aufkündigen. Es stört aber eben etwas, das hier ein riesiger Konflikt beschrieben wird, der in späteren Jahren nie wieder erwähnt werden wird.

Auf der Shenzou überredet Burnham den Computer, sie aus der Arrestzelle zu lassen, bevor deren Eindämmungsfeld versagt. Das ist nett gedacht, aber auch etwas merkwürdig. Wenn Burnhams Flug durchs Vakuum die einzige Überlebenschance wäre, sollte der Computer da vielleicht ja auch ohne Überredung drauf kommen. Und wenn, wie Burnham sagt, das Feld noch 8 Minuten halten wird, kann der Computer ja ein Crewmitglied finden, welches diese Entscheidung trifft und überwacht. Da die Shenzou keine Zivilisten an Bord hat, würde so ziemlich jedes Crewmitglied im Rang höher stehen als ein Gefangener. Das wirkt leider nicht zu Ende gedacht.

Saru und Georgiou schmieden Pläne, T‘Kuvmas Schiff mit einem manuell ins Ziel gesteuerten Photonentorpedo zu zerstören. Burnham rät davon jedoch ab, denn dann würde T‘Kuvma zum Märtyrer, für den die Klingonen endlos kämpfen könnten. Hier trifft die Serie zum vielleicht ersten Mal die Mentalität der Klingonen, wie wir sie kennen, und Burnham gibt zum ersten Mal einen sinnvollen Rat. Die Szene betont jedoch auch wieder den Konflikt zwischen Burnham und der Sternenflotte. Sie erzählt ihrem Captain, dass die Rettung der Shenzou für sie wichtiger war als die Prinzipien der Sternenflotte. Diese Einstellung zieht sich leider auch durch sehr viele Episoden und hinterlässt einen schlechten Beigeschmack. Zu Zeiten von Picard zählten Prinzipien noch etwas, auch und gerade wenn es unbequem war („The First Duty“ kommt für mich locker in die Top Ten der besten TNG-Episoden).

Georgiou und Burnham

Die Klingonen sammeln derweil ihre Toten aus dem Weltall ein und deaktivieren dafür ihre Schilde. Das passt nicht zu dem, was wir über Klingonen wissen (für die der Körper nach dem Tod nur eine leere Hülle ist, die beliebig entsorgt werden kann), aber nehmen wir mal an, dass T‘Kuvma zu einer komischen Sekte gehört, die nicht direkt die Mainstream-Klingonen repräsentiert. Die Crew der Shenzou nutzt diese Chance jedenfalls, um Burnhams Plan zu folgen, T‘Kuvma gefangen zu nehmen. Burnhams Idee ist gut und logisch, aber die Ausführung ist erbärmlich. Captain Georgiou und Commander Burnham beamen also zu zweit rüber? Auf ein Schiff voller potentiell Bat‘leth-schwingender Klingonen nehmen sie lediglich zwei Phaser mit? Und dann behaupten sie sich tatsächlich im Kampf gegen bewaffnete Klingonen? Not bloody likely. Hier nicht mit fünf bis zehn kampferfahrenen Sicherheitsleuten zu arbeiten, während Captain Georgiou die Aktion von der Brücke der USS Shenzou aus überwacht, macht keinen Sinn. Die ihres Postens enthobene Burnham in diesen Einsatz zu schicken, macht ebenfalls keinen Sinn, da sie ja demonstriert hat, dass sie bezüglich der Klingonen nicht rational denkt. Sie begeht auch prompt den nächsten Fehler und tötet T‘Kuvma. Die Episode macht leider nicht klar, wieso sie das tut. Wir wissen schließlich, dass man Phaser auch auf Betäubung stellen kann, und darauf stand er beim Rüberbeamen ja wohl, wenn sie T‘Kuvma gefangen nehmen wollten.

Der Kontrast zwischen Burnham und dem Rest der Crew ist immer wieder groß und fällt leider immer so aus, dass die Sympathien bei der rational und nach Sternenflotten-Normen agierenden Crew liegen. Das ändert sich etwas in dieser Szene, denn Saru beamt Burnham zurück, bevor diese die Leiche von Captain Georgiou erreichen kann. Das wirkt erst mal so, dass er sich rational für ihr Leben über den sentimentalen Wert der Leiche des Captains entscheidet. Aber schon in unserem Jahrhundert ist ja der Tod nicht zwangsläufig endgültig, wenn man schnell genug handelt. Aus anderen Star-Trek-Episoden wissen wir, dass Charaktere auch nach größeren Verwundungen wiederbelebt werden können. Bei Captain Georgiou sollte das eigentlich kein Problem sein, wenn ein Medikerteam im Transporterraum bereitstünde und nur ein paar Sekunden vergangen sind. Man sieht dort keines, genauso wenig wie Sicherheitspersonal. Hätte aber sicher beides Sinn gemacht. Wer das Kommando hat, während Saru sich im Transporterraum aufhält, bleibt auch offen. So oder so kann Saru jedenfalls nicht wissen, was dem Captain genau passiert ist. Ein kleiner sauberer Stich oder komplett zerstrahlt? Nur Burnham sieht das, und aus meiner Sicht hätte er ihr hier die Entscheidung überlassen müssen, zumal sie im Rang ja über ihm steht (wenn man annimmt, dass sie aktuell noch einen Rang hat nach der versuchten Meuterei).

Die Klingonen haben nun ihren Märtyrer. Die Sternenflotte stellt derweil Burnham vor ein Kriegsgericht und befindet sie für schuldig. Die entsprechenden Szenen haben mich extrem gestört. Wo sind wir denn hier? Im Versammlungssaal einer geheimen Verbrecherorganisation? Beim Imperium aus Star Wars? Wenn das ein Kriegsgericht sein soll, kann dann bitte jemand das Licht anschalten, Namensschilder aufstellen und Burnhams Anwalt in den Saal lassen! Die Szene mit den Gesichtern der drei Offiziere im Schatten wirkte einfach komplett deplatziert für eine Star-Trek-Serie. Auch eine lebenslange Freiheitsstrafe halte ich für „Star Trek“ nicht für realistisch. Tom Paris wurde für seine Mitgliedschaft beim Maquis z.B. zu 18 Monaten Haft verurteilt.

Nun ja, Burnham ist damit am Tiefpunkt angekommen. Zwei Episoden der neuen Serie sind vergangen, und wir haben das Schiff noch nicht gesehen, nach dem die Serie benannt ist. Wenn man sich nicht anderweitig informiert und spoilert, hat man an diesem Punkt keine Ahnung, was für eine Geschichte diese Serie eigentlich erzählen möchte. Ich persönlich halte das für ziemlich lahm und bei einer Serie, die via CBS auch von Einschaltquoten abhängig ist, auch für sehr gefährlich. Man kann es natürlich auch erfrischend anders finden.

Was Burnham betrifft, so versucht man hier also einen Charakter mit Schwächen aufzubauen, ist meiner Meinung nach dabei aber übers Ziel meilenweit hinausgeschossen. Klar muss man vom Bild des strahlenden, perfekten Helden auch mal abweichen. Klar dürfen auch Hauptcharaktere mal Fehler begehen, und es macht sie vielleicht sogar interessanter. Allerdings behebt ja Burnham nicht einfach einen Fehler. Sie hat nicht zwei Optionen zur Auswahl und entscheidet sich in einem Moment der Schwäche für die falsche. Das hätte in meinen Augen einen interessanten Charakter ergeben. Stattdessen erleben wir zwei ganze Episoden lang einen Charakter, der von A bis Z als unsympathisch charakterisiert wird. Die einzig wirklich brauchbare Szene, um Burnham als positiven Charakter zu etablieren, erscheint mit die letzte Besprechung zwischen Saru, Georgiou und Burnham zu sein. Ansonsten sehen wir sie in einem fort Befehle ignorieren, ihre Crew belügen, ihren Captain angreifen, schlechte Entscheidungen treffen, von Plänen abweichen und ihre Befindlichkeiten über die Werte der Sternenflotte stellen. Da hilft es auch nicht, dass die Serie ihr eine fast übernatürliche und extrem unglaubwürdige sehr persönliche Verbindung zu Spocks Vater andichtet. Burnham ist an dem Punkt, als sie von der Sternenflotte zu Recht ihres Ranges enthoben und inhaftiert wird, einfach kein positiv besetzter Charakter.

Anmerkungen

  • Das klingonische Haus D‘Ghor wurde in DS9 „The House of Quark“ bereits erwähnt.
  • Die Schlacht von Donatu V wird erwähnt, welche wohl 2245 stattgefunden hat und laut der Classic-Episode „The Trouble with Tribbles“ unentschieden ausging.

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