Andreas Eschbach: Herr aller Dinge

Herr aller DingeRezension zu „Herr aller Dinge“ von Andreas Eschbach, 687 Seiten, Bastei Lübbe Verlag, 2013, Ersterscheinung: 2011

Inhalt

Hiroshi Kato wächst als Sohn einer Wäscherin in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Mutter arbeitet in der französischen Botschaft in Tokio, und dort lernt er eines Tages Charlotte kennen, die Tochter des Botschafters. Die beiden freunden sich an, und im Gespräch mit ihr hat Hiroshi eine Idee, die sein weiteres Leben bestimmen wird: Wieso muss es auf der Welt Arm und Reich geben? Wieso können nicht alle Menschen gleich reich sein? Hiroshi ist überzeugt, dass er weiß, wie das gehen könnte. Doch das Leben der beiden Kinder geht weiter, sie verlieren sich aus den Augen. Jahre später: Hiroshi studiert in den USA und ist am MIT dabei, seine Idee aus Kindheitstagen in die Tat umzusetzen. Auch Charlotte hat es nach Boston verschlagen, und so werden sie beide in das Abenteuer verwickelt, das aus Hiroshis Idee entspringt. Denn obwohl er die Welt verändern möchte, hat Hiroshi nicht mit den tatsächlichen Folgen seiner Forschung gerechnet…

Bewertung

Die grundlegende Frage, die „Herr aller Dinge“ stellt, ist faszinierend und wichtig, und so ist man als Leser natürlich auf die Antwort gespannt, die der Autor findet. Auf dem Backcover und in der sonstigen Werbung für das Buch findet sich dazu keine Aussage, und ich habe oben auch vorsichtig drum herum formuliert. Das lässt einen unwillkürlich auf eine wirklich gute Idee hoffen, wie denn nun alle Menschen gleich reich sein können. Ist es Andreas Eschbach gelungen, diese Erwartungen zu erfüllen? Die Antwort ist nicht ganz einfach.

Andreas Eschbach ist unzweifelhaft ein talentierter Autor. Er weiß, wie man Charaktere und Situationen so packend schildert, dass man das Buch am liebsten am Stück durchlesen möchte. „Herr aller Dinge“ bildet da keine Ausnahme, es liest sich einfach spannend. Wenn man etwas über die Handlung nachdenkt, werden jedoch gewisse Mängel deutlich. Ein wenig erinnert mich das an „Quest“, insofern als der Hauptkritikpunkt ist, dass das Buch so viel besser hätte sein können.

Mich irritiert insbesondere etwas die Strukturierung und der Fokus der Geschichte. Ohne zu viel verraten zu wollen, sieht das für mich so aus: Der Autor nimmt sich sehr viel Zeit, die Charaktere einzuführen, und tanzt dabei lange Zeit um die Frage herum, welche tolle Idee Hiroshi denn nun gehabt hat. Das ist durchaus auch spannend, setzt aber ein gewisses langsames Tempo. Der Charakter Charlotte bekommt dabei auch viel Raum und ist spannender, als es nur von der kurzen Inhaltsangabe her klingt. Mit Charlotte und ihrer besonderen Gabe wird ein zweiter Handlungsstrang eröffnet, der fast interessanter als der erste ist. Und dann werden diese beiden Handlungsstränge zusammengelegt und das Tempo schaltet auf Turbo. Wo vorher alles detailliert geschildert wurde, werden nun viele Dinge nur noch angerissen. Der Twist ist spannend und im Nachhinein logisch, wird für meinen Geschmack aber zu hastig eingeführt und ohne genug Augenmerk darauf zu legen, wie die Charaktere das herausfinden und damit umgehen. Am Ende steht eine Entscheidung, die zentral für das Buch sein sollte, aber quasi off-page gefällt wird.

Über all dem gerät die eigentliche Frage, die am Anfang des Buches stand, seltsam in den Hintergrund. Warum können nicht alle Menschen gleich reich sein? Das Buch gibt darauf keine wirkliche Antwort, während gleichzeitig die zweite Geschichte nicht annähernd den Raum bekommt, den sie verdient. Das lässt einen dann doch irgendwie unbefriedigt zurück. Die Ideen, die in dem Buch stecken, sind faszinierend, aber als dramatische Handlung könnte die Geschichte so viel besser sein. Das ist schon Schade. Vielleicht könnte ein guter Drehbuch-Autor daraus einen erstklassigen Kinofilm schreiben…

Fazit

Ein gewohnt spannender und gut zu lesender Eschbach, mit interessanten Charakteren und Ideen, aber einer etwas mangelhaften Geschichte. Trotz allem aber lesenswert und sicher keine vertane Zeit.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)