RSS-Reader Netvibes.com

Vor einiger Zeit hatte ich schon was zur Umstellung meiner Mailkonten auf IMAP geschrieben, um E-Mails von mehreren Rechnern und Accounts aus nutzen zu können. Das gleiche Problem betraf auch meine RSS-Feeds, die ich bis dahin ebenfalls im Thunderbird gelesen hatte. Um auch diesen nervigen Zustand endlich mal loszuwerden habe ich endlich mal auf einen webbasierten RSS-Reader umgestellt, und meine Wahl fiel dabei auf Netvibes.

Wer mit RSS nichts anfangen kann, kann bei der Wikipedia mehr dazu lesen, aber die Kurzfassung sieht so aus: RSS ist, wie Atom, ein Protokoll für Newsfeeds. Technisch sind das einfach XML-Dateien, was für sich nicht spannend ist. Es gibt Webseiten aber die Möglichkeit, Inhalte befreit von Design und Seitenstruktur zur Verfügung zu stellen. Programme oder andere Webseiten können diese Inhalte dann auslesen und darstellen. Inhalte aus verschiedensten Quellen schön übersichtlich auf einer Seite lesen zu können ist für sich schon schön, noch besser ist aber, dass man an einem zentralen Punkt mitbekommt, wenn sich auf x verschiedenen Seiten etwas tut. Ich muss also nicht jeden Morgen 20 Blogs und Webseiten abklappern, um zu schauen, ob es etwas Neues gibt. Statt dessen gehe ich nur zu meinem RSS-Reader und sehe dort auf einen Blick, was an neuen Inhalten verfügbar ist. Vor allem für seltener aktualisierte Seiten ist das sehr praktisch.

Netvibes-Feed-Ansicht

Bisher hatte ich wie gesagt Thunderbird genutzt, mit den gleichen Problemen wie bei meinen Mails: Manche Feeds hatte ich nur im Arbeitsaccount abonniert, manche nur im privaten Account und manche in beiden. Hatte ich dann einen Eintrag gelesen, musste ich ihn ggf. im anderen Thunderbird-Account noch einmal als gelesen markieren. Wenn ich lange nicht in den privaten Account reingeschaut habe, sammelten sich da ohne Ende ungelesene Newsartikel an. Einige hatte ich derweil zwischenzeitlich vielleicht schon am Laptop gelesen, was ich dann manuell aus den Feeds aussortieren musste. Ein webbasiertes System löst alle diese Probleme: Man greift von jedem Computer auf den gleichen Service zu und hat überall den gleichen Stand beim Lesen seiner Feeds.

Zur Auswahl stehen eine größere Anzahl an Services dafür, nicht zuletzt Google. Für Netvibes habe ich mich zugegebenermaßen nach einer Weile hauptsächlich wegen der sehr ansprechenden Optik entschieden.

Zuerst einmal muss man sich bei Netvibes anmelden, um den Service nutzen zu können. Das ist kostenlos und werbefrei, fragt mich nicht was deren Geschäftsmodell ist (Vermarktung von Netvibes als Firmen-Startseite und von Widgets für spezielle Services?!). Man kann die Sammlung seiner Feeds öffentlich machen, aber ich habe das einfach auf privat gestellt. Grundsätzlich stehen zwei Ansichten zur Verfügung: Die Widget-Ansicht, in der man Widgets frei anordnen kann, und die Reader-Ansicht, in der alle Feeds und Widgets links aufgelistet sind, während rechts die Inhalte dargestellt werden (siehe Bild oben).

Genau genommen ist Netvibes mehr als nur ein einfacher RSS-Reader. Es gibt Widgets, die das aktuelle Wetter anzeigen oder eine Suche in verschiedenen Services ermöglichen. Man kann sich damit, wenn man möchte, eine personalisierte Startseite erstellen, mit allen relevanten Links und Informationen. Man kann Netvibes aber auch einfach nur als RSS-Reader nutzen, was ich im Moment mache. Deshalb rufe ich die Seite meistens auch nur in der übersichtlichen Reader-Ansicht auf.

Netvibes-Feed

In dieser Ansicht befindet sich links eine Leiste mit allen abonnierten RSS-Feeds, welche man der Übersichtlichkeit halber zu Gruppen sortieren kann. Hat die entsprechende Seite ein Favicon, wird der Feed damit gekennzeichnet, was es noch mal etwas übersichtlicher macht. Fett hervorgehoben sind Gruppen mit ungelesenen Inhalten. Wählt man einen Feed aus, werden dessen Inhalte rechts angezeigt. Zuerst sieht man nur die Überschriften. Klickt man eine Überschrift an, wird darunter der Inhalt angezeigt (je nach Feed kann dies eine Vorschau sein oder der ganze Inhalt). Darunter gibt es Optionen sowie den Link zur Originalseite.

Alle geöffneten Feedbeiträge werden als gelesen markiert. Oben in der Inhaltsansicht kann man auswählen, ob man alle Beiträge oder nur die ungelesenen sehen möchte. Auf die Weise kann man leicht die Übersicht behalten und auch bei Bedarf alles als gelesen markieren.

Was ich noch nicht ganz durchschaut habe ist, ob Netvibes die Feeds selbständig abruft oder nur, wenn ich die Seite lade. Das wäre dann interessant, wenn ich z.B. im Urlaub bin, aber trotzdem nichts verpassen möchte. Der übliche Feed enthält ja nur 10 bis 30 Einträge, älteres verschwindet daraus wieder. Ruft Netvibes das also regelmäßig ab und speichert die Inhalte? Im Moment würde ich nicht darauf tippen, sonst hätte nach dem letzten Wochenende die BBC viel mehr Inhalte haben müssen. Das wäre also noch ein schöner Zusatzservice, aber gegenüber einem Desktop-Programm wie Thunderbird ist es kein Nachteil, denn da hat man ja das gleiche Verhalten.

Was ich im Gegensatz zum Thunderbird mit Netvibes nicht machen würde, ist das Speichern von Inhalten. Ich habe da noch nicht besonders viel experimentiert, aber rein gefühlsmäßig würde ich sagen ist ein Service wie Netvibes nur bedingt geeignet, die Feedinhalte auch langfristig zu lagern. Dazu ruft man das dann doch lieber mit etwas wie Thunderbird ab, wo man es ähnlich einer E-Mail speichern kann. Alternativ kann man interessante Inhalte dann auch einfach bookmarken (z.B. mit Delicious, dann hat man das auch gleich von allen Rechnern aus verfügbar).

Netvibes: Feed hinzufügen

Alles in allem ist Netvibes ein sehr nützliches und dabei auch schickes Tool, das ich gerne uneingeschränkt empfehlen würde. Die ganze Webbasiertheit hat leider auch Nachteile: Man ist vom Server des benutzten Services abhängig sowie von seiner eigenen Internetverbindung. Meine Netzanbindung sollte schnell genug sein, trotzdem ist die Netvibes-Benutzung oft etwas zu langsam für meinen Geschmack. Immer wieder kommt es vor, dass die Webseite den Kontakt zum Server verliert und Feedinhalte nicht darstellen kann. Darüber hinaus habe ich leider auch schon gesehen, dass plötzlich alle Beiträge eines Feeds als ungelesen markiert werden (dann hat man plötzlich einige hundert ungelesene Beiträge) oder dass die immer gleichen Beiträge einige Tage lang bei jedem Aufruf von neuem als ungelesen markiert sind. Das gibt sich nach einer Weile wieder, aber es stört schon.

Deswegen auch mal die Frage in die Runde, was ihr denn so als RSS-Reader nutzt? Desktop-Programme fallen da natürlich raus, davon wollte ich ja weg. Den Google-Reader hatte ich mir angeschaut, aber sieht einfach zu altbacken aus. Kennt ihr noch andere Alternativen, die eventuell die Probleme von Netvibes nicht haben?

Trotz allem will ich Netvibes auch nicht schlechter machen als nötig: Es ist kostenlos und reicht für meine Zwecke aus, auch wenn es hier und da etwas rumzickt. Wenn ihr also einen webbasierten RSS-Reader mal testen wollt, probiert Netvives ruhig mal aus.

5 Gedanken zu „RSS-Reader Netvibes.com

  1. Schon irgendwie merkwürdig einen Artikel über Feedreader in einem Feedreader zu lesen. Ich nutze den Google-Reader. Weiß gar nicht, was du mit „altbacken“ meinst. Die für mich beste Funktion, die er bietet, ist, dass man die Feeds nach neuesten oder nach ältesten sortieren kann. Mir ist es meistens wichtig, die Nachrichten in der chronologisch richtigen Reihenfolge zu lesen statt die neuesten zuerst; die Feedreader, die ich vorher hatte, haben das nicht geboten – und Google Reader bietet es leider auch nicht in der mobilen Variante :-/. Falls Netvibes das kann, wechsele ich sofort!

    Fehler wie du sie beschrieben hast, sind mir noch nicht vorgekommen. Ungelesene Nachrichten werden nicht gelöscht und sammeln sich so lange an, bis ich sie auch gelesen habe. Das hat mich nach meinem letzten Urlaub echt viel Zeit gekostet *g*. Wenn ich einen Beitrag noch mal nachlesen bzw. in Erinnerung behalten will, kann ich ihn entsprechend markieren und habe auch noch später Zugriff auf ihn – benutze ich recht häufig, da ich auf dem Smartphone keine Videos sehen kann, und Beiträge, die welche enthalten, so zum späteren Ansehen markieren kann.

    Er ist einfach zu bedienen, hat nützliche Funktionen und bis auf den einen nervigen Sortier-Fehler in der mobilen Version, bin ich äußerst zufrieden mit ihm.

  2. Hm, da musste ich direkt mal nachschauen. Sieht aber nicht so aus, als könnte man die Sortierreihenfolge bei Netvibes ändern. Zumindest sehe ich keine Möglichkeit dazu. Chronologisch sortiert ist es natürlich, aber eben von neu nach alt. Stört mich aber weniger, da fange ich halt unten zu lesen an. 😉

    An Google stört mich wie gesagt die Optik. Das sieht alles aus wie etwas, das man 1998 online gestellt hätte. Und es gibt dafür tatsächlich keine offiziellen Skins/Themes!? Netvibes bietet grob die gleichen Funktionen, aber übersichtlicher und schicker, finde ich. Google hat ein paar mehr Einstellungsmöglichkeiten zu bieten, aber das macht die ganze Seite irgendwie auch unübersichtlicher (Wieso steht hier überall was von „Empfehlungen“? Ist das nur falsch übersetzt?!). Ansonsten kann man Netvibes und den Google Reader so konfigurieren, dass sie sich relativ gleich verhalten, incl. „Später lesen“-Ordner.

    Performancemäßig hat Google eindeutig die Nase vorne. Das zwingt mich also vielleicht doch noch zu einem Wechsel, wer weiß. Vor allem aber wüsste ich gerne, wie Netvibes unter der Haube funktioniert. Ich muss das wirklich noch mal genauer testen, ob nach einer Aufrufpause mehr Inhalte da sind als aktuell im Feed stehen.

    Wenn Du Netvibes mal testen willst, kannst Du übrigens den Import/Export per OPML-Datei nutzen. Das können beide Dienste, so dass man mal eben alle Feeds übertragen und sich im anderen Reader anschauen kann. 😉

  3. Hallo!

    Also ich bin ja grundsätzlich ahnungslos bei solchen Diskussionen, aber dafür habe ich ja meinen Mann! 😉
    Ich wollte hier bloß mal angemerkt haben, dass es sich für den Ahungslosen so anhört, als wäre der Google Reader besser… Dann teste ich den doch mal! *g* Du kannst ja dann da mal bei mir rein schauen Johannes. Oh, und Sabine: Ich habe immer noch keine Einladung… 😉

    Schönste Grüße,
    Diana

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)