TV-Serie: Survivors

Survivors„Survivors“ ist eine britische Serie, die 2008 etwa zeitgleich mit „Being Human“ startete und ebenso zeitgleich vor kurzem die zweite Staffel beendete. Die Handlung: Die Welt wird von einem neuen Grippe-Virus heimgesucht, der binnen Tagen Milliarden Menschen umbringt. Nur vergleichsweise wenige erweisen sich als immun gegen den Erreger, doch sie stehen nun vor den Ruinen der Zivilisation. Jedes öffentliche Leben ist zusammengebrochen, es gibt keine Regierung mehr, keine Nahrungsmittel-Produktion, keinerlei öffentliche Ordnung. Die Überlebenden finden sich urplötzlich in einer Welt wieder, in der das Recht des Stärkeren über die Verteilung der wenigen noch vorhandenen Ressourcen entscheidet…

Das Konzept der Serie basiert auf einem gleichnamigen Buch und einer TV-Serie aus den 70gern (von Terry Nation). An und für sich ist das Konzept vergleichsweise einfach, eine simple aber effektive Was-wäre-wenn-Geschichte. Das Ausgangsszenario ist so erschreckend, aber auch so nachvollziehbar und faszinierend, dass sich die anschließenden Geschichten fast von selbst ergeben. Gerade weil die Storys nicht speziell weit hergeholt sind, basiert ein großer Teil des Erfolges der Serie auf den Schauspielern und ihren Charakteren.

Die Serie folgt einer Gruppe von Überlebenden, die sich im Laufe der Pilotfolge zusammenfinden. Abby ist eine resolute Ehefrau und Mutter, die nach dem Tod ihres Mannes nach ihrem Sohn zu suchen beginnt, der bei Ausbruch der Pandemie auf einer Klassenfahrt war. Sie trifft auf den praktisch veranlagten Greg und zusammen begegnen sie Tom und Anya. Anya ist eine junge Ärztin, die so lange in ihrem Krankenhaus arbeitete, bis sie die letzte Lebende im Gebäude war. Tom verließ ebenfalls ein Gebäude als letzter Überlebender, allerdings handelte es sich dabei um ein Gefängnis. Dazu stoßen noch der junge arrogante Al, welcher in seinem Sportwagen den zwölfjährigen Najid eingesammelt hatte. Im Laufe der ersten Staffel wird der Cast zudem um Sarah ergänzt, welche auf den ersten Blick dem Klischee der dummen Blondine entspricht.

All diese Charaktere werden von ihren Schauspielern exzellent gespielt und sind relativ aus dem Leben gegriffen. Sie sind glaubwürdig und ergeben zusammen einen interessanten Cast mit vielen Ecken und Kanten. Auch wenn nicht jeder der Charaktere 100% sympathisch ist, will man einfach wissen, wie es mit der Truppe weitergeht, die da nach und nach zu einer neuen Familie zusammen wächst.

Die Geschichten selber sind aber auch interessant. Die Gruppe muss sich Vorräte beschaffen, Überfälle durch andere Überlebende abwehren und generell einen Platz in der neuen Gesellschaft finden. Im Laufe der ersten Staffel kristallisieren sich dabei zwei Schwerpunkte heraus. Zum einen hat eine Ministerin der alten Regierung überlebt und versucht nun, Ordnung wiederherzustellen. Doch bei der Wahl ihrer Mittel ist sie nicht zimperlich, und so steht die Gruppe vor der etwas drastisch überspitzten Wahl zwischen einem geordneten Leben in vergleichsweisem Luxus aber mit vielen Einschränkungen und einem Leben in Freiheit und Selbstbestimmtheit aber verbunden mit vielen Risiken. Dabei stellt sich auch immer wieder die Frage nach vergangener und neuer Schuld. Später in der Serie tauchen auch Fragen nach dem Ursprung der Krankheit auf. Offenbar gibt es noch Kräfte, die im Hintergrund und im Verborgenen arbeiten und damit etwas zu tun haben. Und Abby Grant ist für diese Gruppe von speziellem Interesse, denn sie ist die einzige Überlebende, die nicht einfach immun gegen die Krankheit ist: Sie wurde krank, erholte sich dann jedoch wieder…

Screenshot

Wie so oft bei BBC-Serien komme ich da echt ins Grübeln, wieso so eine Serie nicht auch mal in Deutschland produziert wird (auch wenn solche Fragen zunehmend an Relevanz verlieren). Wenn man sich die Zutaten der Serie näher anschaut, ist da eigentlich nichts dabei, was es nicht auch in Deutschland gäbe: Sieben exzellente Schauspieler, ein paar gute Drehbuchautoren (wie gesagt, das Szenario ist so mächtig, dass sich Geschichten wirklich fast von selbst ergeben), ein gutes Stunt-Team und ein äußerst fähiger Location-Manager. Letzterer muss immer wieder für Ansichten verlassener und Müll-übersähter Straßen sorgen. Die Serie wird in und um Birmingham gedreht, was ich mir nicht einfach vorstelle (mal eben eine Hauptstraße sperren, und zwar so, dass wirklich keine Schaulustigen im Hintergrund sichtbar sind…). Aber wie gesagt: Theoretisch könnte die Serie genauso in Berlin spielen. Warum nur kann ich mir das trotzdem nur mit Mühe vorstellen?!

Alles in allem ist „Survivors“ eine wirklich spannende und gut gemachte Serie. Es ist keine Wohlfühl-Serie, die Episoden sind meist intensiv, spannend, drastisch. Aber es ist durch und durch gut gemacht und gespielt. Auch die zweite Staffel war leider mit nur sechs Episoden schon wieder viel zu schnell vorbei und hat auch wieder auf einen spannenden Cliffhanger geendet. Ob die Serie je im deutschen Fernsehen lief, weiß ich nicht, aber falls ihr sie mal seht, schaut ruhig rein. Es lohnt sich, auch wenn in der Synchro dann Toms herrlicher nordenglischer Akzent sicher verloren geht. 😉

Update: Den Text hatte ich vor ein paar Wochen kurz nach dem Ende der zweiten Staffel geschrieben (hatte nur keine Zeit ihn zu bebildern). Mittlerweile sieht es wohl leider so aus, dass die BBC kein Interesse an einer dritten Staffel hat. Die Begründung ist relativ schwachsinnig: Die Serie hatte wohl recht gute Quoten, aber nicht ganz so gut wie man sich das für BBC One erhofft hat. So what? Dann verschiebt die Serie halt nach BBC Two oder Three. Mit der richtigen Werbekampagne sollte das doch kein Problem sein. Naja, hoffen wir, dass sich die BBC das noch mal überlegt, wenn genug Leute protestieren. Mehr Infos findet ihr zum Beispiel in diesem Survivors-Blog. Wenn ihr die Serie unterstützen möchtet, gibt es hier Infos zum Kontaktieren der BBC.

Beide Staffeln gibt es übrigens auch schon auf DVD, zu annehmbaren Preisen: Staffel 1 und Staffel 2. Aber nicht mit den DVDs der alten Serie verwechseln.

2 Gedanken zu „TV-Serie: Survivors

  1. Aha, Terry Nation – deswegen kam mir das so bekannt vor. Ich habe da mal in eine Folge der zweiten Staffel reingesehen, aber dann nicht weiter verfolgt. Evtl. war das der falsche Einstieg. Ist aber nicht so mein Fall von Unterhaltung, von wegen Utopie und so. Andererseits halte ich ja schauspielerische Leistung für wichtig.

    Da ich aber momentan so viele andere Serien auf meiner unbedingt-mal-sehen-Liste habe, werde ich das hier erstmal hinten anstellen 🙂

  2. Wenn Du mal die Gelegenheit hast, schau ruhig rein. Mir hat die Serie wirklich gefallen, und die schauspielerischen Leistungen stimmen hier auf jeden Fall. Es ist auch eigentlich keine Utopie. Wenn dann eine Dystopie, aber in diese Kategorie würde ich die Serie eigentlich nicht einordnen, sie spielt ja hier und heute und nicht in der Zukunft.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)