Sophia McDougall: Rome Burning

Burning RomeRezension zu „Rome Burning“ von Sophia McDougall, ca. 583 Seiten, Orion Books London, 2008

Inhalt

Drei Jahre nach den Ereignissen aus „Romanitas“: Innenpolitisch ist Ruhe eingekehrt im Römischen Reich, dafür gärt es in den Beziehungen zu Nionia. Der Konflikt der beiden Großmächte droht in offenen Krieg umzukippen und am Wall in Terranova (oder Tokogane, wie der Kontinent in Nionia heißt) kommt es immer wieder zu gefährlichen Zwischenfällen. Ausgerechnet in dieser angespannten Lage erleidet Titus Novius Faustus Augustus einen Schlaganfall. Marcus wird zum Caesar ernannt und muss für seinen Onkel die Regierungsgeschäfte übernehmen, die Verhandlungen mit Nionia eingeschlossen. Seine Freunde Una und Sulien werden schon bald in eine gefährliche Intrige gegen Marcus verwickelt: Als letzter der Verschwörer ist Drusus am Leben, und er hat den Kampf um den Thron von Rom noch nicht aufgegeben…

Bewertung

In „Romanitas“ entwarf die Autorin das faszinierende, wenn auch hier und da etwas zu wenig detailreiche Bild eines modernen Roms, das seit zweieinhalb Jahrtausenden existiert und Zweidrittel der Welt beherrscht. Wichtiger noch als die Welt waren jedoch im ersten Band die Charaktere: Die ehemaligen Sklaven Una und Sulien, der Thronerbe Marcus Novius, sein Mentor Varius und andere kehren in diesem Band alle wieder.

Nachdem die grundsätzliche Bühne des Romans mit dem Vorgängerband etabliert ist, kann sich Sophia McDougall auf dieser Basis mehr auf die Geschichte konzentrieren. Die Charaktere stehen nach wie vor im Mittelpunkt, werden diesmal jedoch in einer etwas geradlinigeren Geschichte präsentiert. Der Welt selber fügt sie viele Facetten hinzu und macht sie damit glaubwürdiger. So bekommen wir etwa Einblicke ins chinesische Reich, welches einen Puffer zwischen Rom und Nionia darstellt und als solcher die Friedensverhandlungen beherbergt. Außerdem dreht sich ein guter Teil des Romans um die politischen Intrigen in der römischen Machtelite, die Verhandlungen mit Nionia sowie um die Beziehung von Marcus und Una.

Das Buch liest sich sehr spannend, fast noch mehr als Band eins, und vor allem: Es kann gegen Ende mit einer sehr schönen Wendung aufwarten, die man nicht kommen sieht und die durchaus Sinn ergibt. Die Sprache der Autorin ist etwas komplizierter, sie baut gerne längere Sätze mit vielen Nebensätzen, worüber sich einige Rezensenten bei Amazon aufregen. Nachdem ich die Reviews dort gelesen habe, habe ich diesmal vermehrt auf die Sprache geachtet, fand sie aber trotz allem gut und flüssig lesbar.

Kleiner Wermutstropfen am Ende: Das Ende scheint etwas stark auf den Anschluss an einen Band drei ausgelegt zu sein. Das Buch endet etwas merkwürdig mit ein paar Szenen, die nicht wirklich als Abschluss eines für sich stehenden Romans taugen. Natürlich kann man Anknüpfungspunkte bilden, aber ein eigenständigeres Ende wäre schön gewesen. Das beeinträchtigt den Gesamteindruck aber nicht wirklich.

Was mir ansonsten zu McDougalls Welt auffällt und was ein leicht unreales Gefühl erzeugt, wenn man darüber nachdenkt: Die Autorin fokussiert sich sehr auf eine überschaubare Anzahl an Charakteren. Wie schon bei Band eins könnte die Welt realer wirken, wenn nicht wichtige Komponenten komplett fehlen würden. Die Unterschiede zu unserer Gegenwart kann man natürlich aus der Tradition einer zweitausendjährigen absoluten Monarchie erklären, aber die Autorin erklärt in der Hinsicht eben nichts. Bei allen Machtspielchen wird z.B. meiner Erinnerung nach der Senat so gut wie nicht erwähnt, außer Salvius kommen keine nennenswerten Generäle vor, keine anderen hohen und mächtigen Beamten, und es gibt wohl nach wie vor keine Presse in Rom. Alle Charaktere bis auf sehr wenige scheinen sich dem Kaiser voll unterzuordnen, und das ist nicht das, an was ich mich aus dem Geschichtsunterricht erinnere. Wie gesagt, kann man alles erklären, aber es einfach aus der Geschichte kommentarlos auszublenden, irritiert mich ein wenig.

Fazit

Wer „Romanitas“ gelesen hat, sollte hier ruhig zugreifen. Die Geschichte wird überzeugend und spannend weiter erzählt, mit ein paar schönen Wendungen und sehr guten Charakterisierungen. Ohne die Vorkenntnisse des ersten Bandes fehlt aber vermutlich etwas die Einführung der Charaktere, denke ich, und die sind für diesen Roman eben sehr wichtig.

Links

Website der Autorin
Rezension von Band 1: „Romanitas“

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)