Queen + Paul Rodgers: The Cosmos Rocks

The Cosmos RocksDas Album „The Cosmos Rocks“ ist vor über einem Jahr erschienen, und es ist auch schon ein Jahr her, dass wir auf dem dazugehörigen Konzert hier in Cardiff waren. Vor der Veröffentlichung des Albums war ich sehr gespannt auf das erste neue Queen-Album seit langer Zeit. Dass ich jetzt so lange nichts dazu geschrieben habe, liegt nicht nur am allgegenwärtigen Zeitmangel, sondern auch daran, dass „The Cosmos Rocks“ nicht so recht zu begeistern weiß.

Das Album

Nicht falsch verstehen: Es ist kein schlechtes Album. Aber wenn „Queen“ vorne drauf steht, reicht „ok“ nicht aus, auch „gut“ nicht wirklich. Da erwartet man unwillkürlich etwas Grandioses. Sehr zu Gute halten muss man es Brian, Paul und Roger schon, dass sie nicht einfach „Queen“ draufgeschrieben haben, sondern als „Queen + Paul Rodgers“ firmieren. Das ist schon mal ein ehrlicher Hinweis, dass dies keine reine Fortsetzung der Queen-Tradition ist. Vielmehr bringt Paul Rodgers viel von sich und seinem Musikstil ein, und man müsste sich fast fragen, ob es nicht vielleicht sogar „Paul Rodgers + Queen“ hätte heißen sollen.

Hier liegt vielleicht auch mein Problem: Ich kannte Paul Rodgers vorher nicht. Er ist ein guter Sänger und hat auf den beiden Konzerten, auf denen ich ihn gesehen habe, eine wirklich gute Performance abgeliefert, auch bei den Queen-Klassikern. Aber ich bin nicht wirklich ein Fan von Rodgers, und sein Musikstil kommt mir oft zu simpel vor. Eine ganze Reihe an Songs des neuen Albums sind so gehalten: Paul Rodgers singt fast durchgehend alleine, und die Texte hauen einen nicht gerade um mit Tiefgründigkeit oder Witz. Für ein echtes „Queen + Paul Rodgers“-Album hätte ich mir gewünscht, dass man mehr von Brian May und Roger Taylor zu hören bekommt, insbesondere da beide vollwertige Musiker sind, die seit dem Ende von Queen (Roger Taylor auch schon vorher) beide sehr gute Solowerke abgeliefert haben. Und das ist so rein gefühlsmäßig das traurige Fazit: „The Cosmos Rocks“ hört sich gut an, aber Brian Mays „Business“ oder Roger Taylors „Electric Fire“ toppt es nicht.

Wer sich jetzt die ganze Zeit fragt, wer um Himmels Willen Paul Rodgers ist: Der britische Musiker hat früher für die Bands „Free“ und „Bad Company“ gesungen, welche man kennen könnte aber nicht muss („All Right Now“, „Feel Like Making Love“, „Can’t Get Enough“). Nach einem gemeinsamen Auftritt 2004 entstand die Idee einer Zusammenarbeit von Rodgers mit May und Taylor, was in eine lange Tour 2005/2006, mehrere Live-Veröffentlichungen und nun dieses Album mündete.

Die Tracks

Das Album enthält 14 Tracks mit einer Gesamtspielzeit von knapp 59 Minuten. Die Tracks im einzelnen:

  1. Cosmos Rockin‘
  2. Time To Shine
  3. Still Burnin‘
  4. Small
  5. Warboys
  6. We Believe
  7. Call Me
  8. Voodoo
  9. Some Things That Glitter
  10. C-lebrity
  11. Through The Night
  12. Say It’s Not True
  13. Surf’s Up… School’s Out
  14. Small Reprise

„Cosmos Rockin‘“ ist ein schöner Song zur Eröffnung des Albums. Ich bilde mir ein, dass er vom Stil her eher Brian May zuzuordnen ist, auch wenn die Texte wie gewohnt nicht den einzelnen Leuten zugeordnet sind („all tracks written by Queen + Paul Rodgers“). Die Lyrics mag man übertrieben finden, aber wenn man seit 25 Jahren auf Konzertbühnen steht und vor vielen Millionen Menschen gespielt hat, kommt das der Realität recht nahe: „We got the whole world rocking.“

„Time To Shine“ haut mich nicht speziell um, der Song plätschert etwas vor sich hin. „Still Burnin‘“ ist dann wieder rockiger und klingt wesentlich besser. „Small“ ist ein ruhiger, langsamer Song, der aber gut anzuhören ist.

„Warboys“ ist wieder rockiger und klingt gar nicht schlecht. Der Text verwirrt mich aber. Falls darin eine Message stecken soll, ist sie zu gut versteckt. „We Believe“ ist da schon wesentlich klarer. „Call Me“ würde ich als Song eher Paul Rodgers zuordnen. Catchy, klingt gut, aber der Text bewegt sich für meinen Geschmack auf zu simplem Niveau. 😉

„Voodoo“ wird sehr von Brian Mays Gitarre dominiert. „Some Things That Glitter“ ist einer meiner Lieblingssongs der CD. Er passt vielleicht noch am ehesten in die Kontinuität der späteren Queen-Alben, mit einer guten Kombination aus Musik, Gesang und Text.

So let us mind what’s there to see
Befor our hearts become too cold
Inspite of all that we‘ve been told
Some things that glitter may be gold

Danach kommt ebenfalls ein Highlight des Albums: „C-lebrity“, welches auch die erste Single des Albums war (naja, gewissermaßen, siehe Anmerkung zu „Say It’s Not True“). „C-lebrity“ klingt als wäre es direkt einem Roger-Taylor-Album entsprungen. Akustisch erinnert es z.B. sehr an „Nation of Haircuts“, auch wenn Paul Rodgers singt. Der Text ist eine bitterböse Satire auf die modernen, talentfreien Celebrities. Wirklich böse ironisch, aber es bleibt auch deswegen im Gedächtnis, weil ja viel Wahres dran ist. Man ertappt sich dann immer mal wieder dabei, den Refrain vor sich hinzusummen. „I want to be – a face on your TV“. Roger Taylor saß übrigens vor ein paar Tagen gerade auf der Morgenmagazin-Couch und meinte, er würde durchaus gerne „X-Factor“ schauen (ein britisches Superstar-Format). „They can’t sing, but it’s entertaining.“ meinte er dazu. 😉

„Through The Night“ entspricht dann wieder eher Brian Mays Stil, kann aber nicht wirklich mit einer interessanten Melodie aufwarten. Danach kommt „Say It’s Not True“. An sich ein Klasse Song, aber es fällt mir schwer, ihn als Teil dieses Albums zu sehen, schließlich wurde er schon 2003 geschrieben und damals noch allein von Roger Taylor vorgetragen. Gehört habe ich ihn auch schon beim „Queen + Paul Rodgers“-Konzert 2005. Trotzdem ist es aber ein geniales Lied, das auch perfekt zu Queen passt. Etwas detaillierter hatte ich das Lied letztes Jahr zur „Say It’s Not True“Single-Veröffentlichung beschrieben. Es ist übrigens auch das einzige Stück der CD, dass die drei zu dritt singen, jeder eine Strophe und den Refrain zusammen.

Danach klingt das Album mit der Rocknummer „Surf’s Up… School’s Out“ und einem kurzen instrumentellen Stück aus.

Die Konzerttour

Es ist im übrigen leicht, dieses Album als verzweifelten Versuch abgehalfterter Rockmusiker hinzustellen. Die zugehörige Konzerttour war aber durchaus gelungen und auch erfolgreich. So fand z.B. das Eröffnungskonzert in Kharkov in der Ukraine vor 350,000 Leuten statt! Insgesamt spielten Queen + Paul Rodgers 40 Konzerte in zwanzig Ländern vor fast 1 Million Zuschauern. Neben den neuen Songs wurden natürlich auch viele Queen-Klassiker gespielt sowie einige Songs aus Paul Rodgers‘ Karriere. Bei ein oder zwei Songs wurden Aufnahmen von Freddie Mercury per Leinwand dazugeschaltet, und es gab natürlich die unvermeidlichen Gitarrensolos von Brian sowie eine interessante Nummer von Roger Taylor, der einen Kontrabass als Drum-Kit benutzte (wenn ich mich da richtig erinnere).

Fazit

Nach „Say It’s Not True“ und „C-lebrity“ hatte ich mir von diesem Album viel versprochen, denn beide Songs sind wirklich gelungen. Als es dann rauskam, war die Mischung aber doch etwas durchwachsen. Einige Songs sind sehr schön und werden sicher auch Klassiker. „Some Things That Glitter“ mag ich zum Beispiel sehr, und „Cosmos Rockin‘“ wird auf eventuellen zukünftigen Konzerten sicher auch gespielt (in Cardiff letztes Jahr war das der Eröffnungssong). Wenn Paul Rodgers mal wieder auf Solotour geht, wird er sicher auch „Call Me“ spielen. Der Rest ist gut anzuhören, aber ohne echte Highlights und es ist, was Gesang betrifft, weniger von Brian May und Roger Taylor zu hören als ich gehofft hatte. Unterm Strich bleibt also ein solides Album, das sein Potential leider nicht ausreizt.

Das Album ist übrigens sehr schnell sehr billig geworden, so dass einem die Kaufentscheidung nicht zu schwer fallen sollte. Wer sich mit Paul Rodgers gar nicht anfreunden kann, sollte aber zumindest in „Say It’s Not True“ und „C-lebrity“ mal reinhören. Beide Songs sollte man per Amazon auch einzeln erwerben können.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)