Douglas Adams: Die Letzten ihrer Art

Cover 'Die Letzten ihrer Art'Rezension zu „Die Letzten ihrer Art – Eine Reise zu den aussterbenden Tieren unserer Erde“ von Douglas Adams und Mark Carwardine, Originaltitel: „Last Chance to See“, Ersterscheinung: 1990 (UK)

Deutsche Ausgaben: „Die Letzten Ihrer Art“, Rogner & Bernhard Verlag Hamburg, 1991; Wilhelm Heyne Verlag München, ca. 269 Seiten, 1992

Inhalt

1985 schickte die britische Zeitschrift Observer den Zoologen Mark Carwardine und den Science-Fiction-Autor Douglas Adams nach Madagaskar, um dort nach der so gut wie ausgestorbenen Lemurenart Aye-Aye zu suchen. Wie Adams es beschreibt:

Mark ist ein ungemein erfahrener und bewanderter Zoologe, der damals für den World Wildlife Fund arbeitete und dessen Aufgabe im wesentlichen darin bestand, von allem eine Ahnung zu haben. Meine Aufgabe – eine, für die ich absolut qualifiziert bin – bestand darin, ein ungemein unwissender Nicht-Zoologe zu sein, für den alles wie aus heiterem Himmel zu kommen hatte.

Trotz größerer Hindernisse auf der Reise fanden Adams und Carwardine einen Aye-Aye, auch wenn sie das Tier nur für ein paar Sekunden zu Gesicht bekamen. Auf dieser Reise entstand die Idee, auch über andere vom Aussterben bedrohte Tierarten zu berichten, und so brachen die beiden drei Jahre später auf, um rund um die Welt seltene Tierarten zu suchen. Diese Reise führte sie unter anderem zu den Drachenechsen von Komodo, zu den blinden Yangtse-Delphinen in China, dem Kakapo in Neuseeland und Gorillas und Nashörnern in Afrika.

Bewertung

Fast jeder kennt wohl die Hitchhiker-Romane von Douglas Adams, für die er auf der ganzen Welt bekannt wurde, und Enthusiasten haben sicher auch seine Dirk-Gently-Romane gelesen. Doch dieses Sachbuch aus Adam’s Feder ist eher weniger bekannt, obwohl er in Interviews meinte, es wäre das Projekt, auf das er am stolzesten sei. Auch ich hatte dieses Buch bisher nicht gelesen, aber der Heyne-Verlag hat letztens netterweise eine neue Auflage herausgebracht (die 28., es müssen also eigentlich doch eine ganze Menge Leute schon gelesen haben) und so bekamen wir dieses Buch letztes Jahr geschenkt.

Und um es kurz zu machen: Für alle Fans von Douglas Adams ist dieses Buch ein absolutes Muss, und auch sonst würde ich es empfehlen! Denn das besondere an den Hitchhiker-Romanen oder an Dirk Gently ist ja nicht so sehr die Handlung oder die Charaktere, sondern vielmehr Douglas Adams‘ unverwechselbarer Schreibstil. Und dieser Schreibstil kommt in diesem Sachbuch genauso zur Geltung wie in seinen SF-Romanen. Adams konnte wohl nicht anders, er schreibt einfach gut, unterhaltsam, witzig und in diesem Fall auch informativ.

Es ist dabei übrigens schwer abzuschätzen, wie viel Mark Carwardine zu dem Buch beigetragen hat, abgesehen von seinem kurzen Nachwort. Es gibt jedenfalls keine Stilbrüche, zudem schreibt Adams aus seiner Ich-Perspektive. Ich nehme aber mal an, dass Carwardine mindestens für die immer mal wieder locker in den Text eingestreuten Fakten verantwortlich ist.

Was erwartet einen hier nun? In erster Linie eine Reisebeschreibung, von der viele Teile auch 1:1 aus einem Anhalter-Roman stammen könnten. Adams schildert immer wieder surreale Begebenheiten, etwa seine Erfahrungen mit klapprigen afrikanischen Flugzeugen oder den Versuch, in China ein Kondom zu erwerben (für rein wissenschaftliche Zwecke natürlich, zur Isolierung eines Unterwassermikros). All das ist pointiert und witzig zu lesen.

Dann werden uns natürlich die bedrohten Tierarten vorgestellt, und wir erfahren viel über ihren Lebensraum und die spezifischen Dilemmas, die sich den Tierarten präsentieren. Sehr schön ist etwa die Beschreibung des Kakapos, eines sehr großen und flugunfähigen Papageis auf Neuseeland, insbesondere seines komplizierten Paarungsverhaltens. Manche Tiere kennt man dabei schon, von anderen hat man vermutlich noch nie gehört. Das Buch stellt dahingehend eine ausgewogene Mischung dar. Es erschlägt einen auch nicht mit Fakten, auch wenn die eine oder andere Information sicher hängen bleiben.

Das Hauptaugenmerk des Buches liegt aber darauf, uns ein paar Einblicke in das Leben dieser seltenen Tiere zu geben. Es will kein erschöpfendes Kompendium zu diesen Tieren sein und auch kein reißerischer Versuch, den Leser zum Umweltschützer zu machen. Adams erzählt einfach, was er auf seiner Reise vorgefunden hat, und macht sich zu vielen Dingen seine Gedanken, die hier und da auch ins Philosophische abgleiten.

Alles in allem fand ich dieses Buch höchst unterhaltsam. Die Übersetzung ist im übrigen gelungen (Sven Böttcher hatte ja auch schon die Übersetzung von „Der tiefere Sinn des Labenz“ gewagt), aber wer des Englischen mächtig ist sollte sich ruhig die Originalausgabe besorgen.

Bleibt noch anzumerken, dass es Tonaufnahmen von Douglas Adams gibt, wie er einige Stellen aus diesem Buch vorliest (Göttingen, 1994). Dabei erzählt er auch einige Dinge, die ich so im Buch nicht vorgefunden habe. Die Lektüre wird zudem noch witziger wenn man dabei seine Stimme im Hinterkopf hat. Leider gibt es die entsprechende Webseite nicht mehr. Es wurde allerdings auch eine CD-ROM veröffentlicht, die u.a. eine komplette Lesung des Buches durch Adams enthält.

Und gerade habe ich noch ein paar Infos bei der BBC gefunden. Offenbar wurde die Reisebeschreibung 1989 zuerst als eine sechsteilige Radioserie ausgestrahlt. Da Adams und Carwardine mit dem Aufschreiben nicht so recht hinterherkamen, wurde die Buchfassung schließlich ohne zwei der besuchten Tierarten veröffentlicht (es fehlen: The Juan Fernandez Fur Seal und The Amazonian Manatee).

Fazit

Absolut lesenswert! Adams schreibt wie immer unterhaltsam und witzig, wenn auch diesmal mit ernstem Hintergrund. Und das Thema des Buches ist heute leider immer noch so aktuell wie vor zwanzig Jahren!

Links

Ein Gedanke zu „Douglas Adams: Die Letzten ihrer Art

  1. Sind doch wirklich faszinierende Kreaturen diese Warane. Dein Beitrag über diesen Roman klingt als sei es eine sehr gut recherchierte Geschichte. Ich freue mich schon darauf „Die letzten ihrer Art“ zu lesen! Danke für den Tipp, anderweitig wäre mir das Buch nicht aufgefallen. LG, Marcus

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)