Öffnungszeiten

Nach einigen Monaten Großbritannien wird es Zeit, endlich mal ein paar Beobachtungen aufzuschreiben. Beginnen möchte ich mit einer kurzen Betrachtung der britischen Laden-Öffnungszeiten. Diese sind nämlich einer der auffälligeren Unterschiede zu Deutschland. Zuerst einmal gibt es kein Ladenschlussgesetz – bzw. beschreibt es die Wikipedia folgendermaßen:

Im Vereinigten Königreich bestehen grundsätzlich an den Werktagen keine zeitlichen Restriktionen. An Sonntagen bestehen gemäß dem Sonntagshandelsgesetz für Verkaufsstellen mit einer Verkaufsfläche von mehr als 280 m² eine Zeitrestriktion von sechs Stunden; kleine Verkaufsstellen dürfen ihre Öffnungszeiten auch an den Sonntagen frei bestimmen.

Wer jetzt jedoch denkt, dass die Geschäfte hier rund um die Uhr geöffnet hätten, liegt damit falsch. Das Ergebnis der sehr knappen Regelung ist, wenn man die Öffnungszeiten einer deutschen Großstadt gewöhnt ist, eher interessant: Viele Geschäfte haben Sonntags geöffnet, aber dafür machen sie unter der Woche auch gegen 18 Uhr alle zu. Was z.B. in der Leipziger Innenstadt unvorstellbar wäre, aber wochentags ist die Innenstadt von Cardiff um kurz nach sechs halbwegs ausgestorben. Das ist ein Aspekt, an den ich mich eher schwer gewöhne, und ich bin schon mehr als einmal gegen 17,30 Uhr in die Stadt aufgebrochen, nur um dann festzustellen, dass die Hälfte der Läden schon wieder zu hat. Besorgungen in der Innenstadt macht das unter der Woche eher schwierig. Auch große Ketten machen da im übrigen keine Ausnahme.

Sonntags einkaufen zu können hat auch aus diesem Grund wirklich was für sich. Unter der Woche machen die Geschäfte früh zu und samstags ist man meist mit allem möglichen beschäftigt; putzen, einkaufen, Treffen mit Freunden. Aber am Sonntag hat man normalerweise Ruhe, um auch mal ein bisschen entspannt durch die Innenstadt bummeln zu können. Und daran gewöhnt man sich schnell, diese Möglichkeit zu haben, egal ob es Klamotten-Kauf oder ein Bummel durch Ikea ist. Sonntägliche Öffnungszeiten sind im übrigen eher auf die direkte Innenstadt und die Supermärkte begrenzt. Der Obstladen um die Ecke hat am Sonntag genauso wenig offen wie der Fleischer, die Post oder die Bank. Die sowieso nicht, auch nicht in der Innenstadt – manche Dinge sind dann doch universell. *g*

Exzessive Öffnungszeiten gibt es natürlich auch. Einige der großen Tesco-Filialen laufen quasi 24/5 – sie machen von Montag früh bis Samstag Abend gar nicht mehr zu und man kann dort, wenn man möchte, tatsächlich nachts um drei einkaufen gehen. Sonntags haben Supermärkte meistens von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Wenn man am Samstag also nicht zum Wocheneinkauf gekommen ist, kann man das auch bequem am Sonntag nachholen. Auch das ist sehr nett.

In unserer direkten Nachbarschaft gibt es auch Läden, die sehr lange offen haben, und zwar den Spar-Markt und die Londis-Filiale. Diese kleinen Lebensmittelgeschäfte gibt es eigentlich in der ganzen Stadt, und sie haben Öffnungszeiten á la 7 bis 22 Uhr, und zwar siebenmal die Woche. Wenn einem also abends um neun einfällt, dass man noch was braucht, kann man da immer mal schnell rüberhuschen. Die Preise sind natürlich auch entsprechend, dass man den Großeinkauf doch woanders macht.

Und dann gibt es noch einen Unterschied zu Deutschland, den ich persönlich sehr bedauere: Imbissbuden, Fast Food, Pizzaservices etc. machen zu einem Großteil erst um 17 Uhr auf. Ich kenne in Deutschland Imbisse, die machen um 17 Uhr zu, aber welcher hätte um die Mittagszeit nicht offen?! Aber nein, Mittagessen muss man sich hier selber kochen. Einzige Ausnahme sind Sandwichläden und alles, was in Richtung Pommesbude geht. Ersteres lässt mich auch vermuten, dass der Hang der Briten zu Sandwiches daran nicht ganz unschuldig ist. Wenn ein Sandwich als reguläres Mittagessen angesehen wird, braucht man natürlich keinen China-Imbiss. Das ändert aber nichts daran, dass ich es überhaupt nicht nett finde, dass drei von drei China-Imbissen in der nächstgrößeren Straße mittags geschlossen haben. 🙁

Davon abgesehen sind die Öffnungszeiten hier in Cardiff aber durchaus brauchbar. Was unter der Woche an Öffnungszeiten fehlt, kann man halt am Sonntag nachholen. Das deutsche Modell (unter der Woche lange, dafür am Sonntag geschlossen) hat ja auch seine Vor- und Nachteile, aber im Endeffekt nehmen sich beide Varianten nicht sehr viel. So oder so steht man irgendwann unweigerlich mal vor geschlossenen Ladentüren. 😉

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)