Douglas Adams: Dirk Gently’s Holistische Detektei

Cover der Ullstein-AusgabeRezension zu „Dirk Gently’s Holistische Detektei“ von Douglas Adams, Originaltitel: „Dirk Gently’s Holistic Detective Agency“, Ersterscheinung: 1987 (UK)

Deutsche Ausgaben: „Der elektrische Mönch“, 1988, Rogner & Bernhard Verlag Hamburg; „Dirk Gently’s Holistische Detektei“, 1990, Ullstein Verlag Berlin, 224 Seiten; „Der elektrische Mönch“, 2001, Wilhelm Heyne Verlag München

Inhalt

Holistik ist die grundsätzliche Verflechtung von allem mit allem. Nach diesem Konzept arbeitet der Privatdetektiv Dirk Gently, und nur damit lassen sich auch seine Spesenrechnungen erklären.

Eine echte Inhaltsangabe fällt schwer, da Douglas Adams sein holistisches Konzept ziemlich ernst nimmt. Es gibt tausend kleine Puzzle-Stückchen, die sich alle am Ende auf die ein oder andere Weise zusammenfügen. Und zwar wirklich alle. Hier zu verraten, welche der Puzzle-Stücke wichtig sind, würde dem Buch doch einiges an Spannung nehmen.

Kurz gesagt geht es um den Mord an dem Geschäftsmann Gordon Way. Hauptverdächtiger ist Ways Angestellter Richard MacDuff, der seinen alten Studienkollegen Dirk Gently in die Sache hineinzieht. Des weiteren hätten wir da: Einen elektrischen Mönch, Geister, Gedichte, Pferde in Badezimmern, einen Mord, einen Einbruch, einen mehr als merkwürdigen Privatdetektiv, einen Zaubertrick und ein uraltes Geheimnis…

Hauptpersonen

  • Dirk Gently alias Svlad Cjelli
  • Richard MacDuff
  • Susan Way
  • Prof. Reginald Chronotis
  • Gordon Way

Bewertung

Stilistisch unterscheidet sich das Buch ziemlich von den Anhalter-Romanen, finde ich. Es ist nicht so auf Wortwitz ausgelegt, sondern vielmehr auf eine aberwitzige und wahrlich holistische Story. Zitierbare Wortspielereien finden sich eher wenige. Dafür ist das Buch aber wirklich spannend und teilweise regelrecht unheimlich geschrieben. Und wenn man erst mal die Aberwitzigkeit der Story und all die unzähligen Zusammenhänge begreift, kann man sich dabei auch köstlich amüsieren.

Am treffendsten wird das Buch noch auf dem Klappentext von Douglas Adams selbst beschrieben: „Ich habe mir gesagt, ich erfinde ein neues Genre: das erste Geister-Horror-Wer-ist-der-Täter-Zeitmaschinen-Romanzen-Komödien-Musical-Epos.“

Fazit

Eher leicht zu konsumierende Unterhaltung wie die Anhalter-Romane sollte man nicht unbedingt erwarten, etwas schwerere Kost ist Dirk Gently schon. Aber trotzdem lohnenswert.

Update Apr 2012

Ich habe das Buch kürzlich zum ersten Mal auf Englisch gelesen und war doch ein wenig enttäuscht. Es ist streckenweise spannend geschrieben, aber der Schluss lässt einen etwas ratlos zurück und fast noch ratloser macht einen der Anfang: Der titelgebende Protagonist Dirk Gently taucht erst nach 89 Seiten richtig auf, und das bei einem 242-Seiten-Buch. Man hat einfach nicht wirklich das Gefühl, dass Dirk Gently die Hauptperson sein soll, und doch legt das der Titel irgendwie nahe. Vor zehn Jahren oder so hatte ich die beiden Gently-Romane in der falschen Reihenfolge gelesen, weswegen mir das damals nicht so auffiel.

Wer jedenfalls von der Auflösung ebenfalls etwas verwirrt ist, kann sich das haarklein bei der Wikipedia erklären lassen. 😉

Mir fällt übrigens eben auf, dass in meiner deutschen Ullstein-Ausgabe ein Charakter „Michael Milton-Innerwoakes“ heißt, während er im Original „Michael Wenton-Weakes“ heißt. Ich habe keine Ahnung, was diese Umbenennung soll und ob das generell in allen deutschen Ausgaben so ist. Wenn ihr schauen wollt, etwa in der Mitte des kurzen Kapitels 30 wird er erwähnt.

Zitate

Sein Alter rangierte auf der älteren Seite von absolut unbestimmt. Wenn man auf eine beliebige Zahl tippte, war er wahrscheinlich etwas älter, aber – wie gesagt, man konnte es unmöglich feststellen.
[S. 13]

[Sein Horoskop] hatte von einer ungewöhnlich starken Planetentätigkeit in seinem Sternzeichen gesprochen, ihn gedrängt, zwischen dem zu unterscheiden, was er meine haben zu müssen, und dem, was er wirklich brauche, und ihm nahegelegt, seelische oder Arbeitsprobleme mit Entschlossenheit und äußerster Ehrlichkeit anzupacken, aber es hatte unerklärlicherweise zu erwähnen unterlassen, dass er, ehe der Tag zu Ende wäre, tot sei.
[S. 46]

„Regel eins bei Einbrüchen“, sagte eine Stimme. „Geh nie ans Telefon, wenn du mitten in der Arbeit bist. Wie willst du dich denn melden, Herrgott nochmal?“
[S. 86, Dirk Gently]

Sein Gehirn fing an, leise zu summen und am Daumen zu lutschen. Viele, viele kleine Synapsen tief unter seiner Großhirnrinde fassten sich bei den Händen und begannen herumzutanzen und Kinderlieder zu singen.
[S. 87]

Er war natürlich nicht mehr Gordon Way. Er war der Geist von Gordon Way. In seiner Tasche hatte er die Geister von Gordon Ways Schlüsseln.
[S. 98/99]

Viele Leute machten sich nicht viel aus ihm, aber es ist ein riesiger Unterschied, ob man jemanden nicht mag – vielleicht ihn sogar ganz und gar nicht mag – oder tatsächlich erschießt, erwürgt, über die Felder schleift und ihm das Haus ansteckt. Das war ein Unterschied, der die große Mehrheit der Bevölkerung tagtäglich am Leben erhielt.
[S. 129]

Groß. Groß und irrsinnig dünn. Und gutmütig. Ein bisschen wie eine beutegierige Gottesanbeterin, die nicht auf Beute lauert – eine nicht-beutegierige Gottesanbeterin, wenn Sie so wollen. So was wie eine erfreulich sanftmütige Gottesanbeterin, die die Beutejagd aufgegeben hat und statt dessen Tennis spielt.
[S. 152, über Richard MacDuff]

Tief im Regenwald tat es das, was es im Regenwald normalerweise tut, nämlich regnen: daher der Name.
[S. 193]

Die Rechte an obigen Zitaten liegen bei Douglas Adams und den Verlagen. Dies soll keine Copyright-Verletzung darstellen, sondern lediglich zum Lesen des Buches anregen. Alle Seitenangaben beziehen sich auf die Ullstein-Ausgabe.

2 Gedanken zu „Douglas Adams: Dirk Gently’s Holistische Detektei

  1. Hi,
    auch wenn der Blogeintrag schon sehr lange zurück liegt: Vielleicht kann mir ja hier jemand weiterhelfen.
    Ich bin großer D.A.-Fan und habe eine Frage zu o.g. Roman, auch auf die Gefahr hin, für doof gehalten zu werden.

    Ich habe absolut nicht kapiert, wie die Ereignisse durch die Verhinderung des Gedichts verändert werden konnten. Auch mehrmaliges Lesen hat mir kein Licht aufgehen lassen.
    Wozu brauchte der Geist eine „Gebrauchsanweisung“ in Form dieses Gedichts? Wenn er es Coleridge „eingeflüstert“ hat, verfügte er doch bereits über alle Informationen?
    Ich glaube, mir ist da etwas Entscheidendes entganegn und würde mich über Aufklärung an dieser Stelle sehr freuen.

    LG
    Gisela

  2. Die Umbenennung in „Michael Milton-Innerwoakes“ hängt wohl damit zusammen, dass es ja im Buch heißt, er würde ironisch auch „Michael In-‘ner-Woche“ genannt – was in der Aussprache ähnlich wie „Innerwoakes“ klingt. Im englischen Original lautet sein Spitzname hingegen „Michael Wednesday-Week“.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)