Douglas Adams: Der tiefere Sinn des Labenz

Cover der Heyne-AusgabeRezension zu „Der tiefere Sinn des Labenz“ von Douglas Adams & John Lloyd & Sven Böttcher, Originaltitel: „The Deaper Meaning of Liff“, Ersterscheinung: 1990 (UK)

Deutsche Ausgaben: „Der tiefere Sinn des Labenz“, 1992, Rogner & Bernhard Verlag Hamburg; 1996, Wilhelm Heyne Verlag München, 335 Seiten

Inhalt und Bewertung

Dies ist das vielleicht Verrückteste, was Douglas Adams je geschrieben hat. In Zusammenarbeit mit John Lloyd ist ein absolut ausgeflipptes Wörterbuch entstanden. Zitat aus dem ersten der 16 Vorworte: „Im Leben gibt es Tausende von Erfahrungen, Gefühlen, Situationen und sogar Gegenständen, die uns allen vertraut, bis heute jedoch nicht bezeichnet sind. Andererseits ist die Welt voll von unbenutzten Wörtern, die während ihres gesamten Daseins nichts weiter tun, als auf Schildern herumzuhängen und auf irgendwelche Orte zu deuten.“

Und aus dem Vorwort zur neunten Auflage: „Haben wir eigentlich klipp und klar erklärt, dass es sich bei all diesen Bezeichnungen um echte Ortsnamen handelt?“

Jawohl, echte Ortsnamen werden diversen Gegenständen, Situationen und Gefühlen zugeordnet. Das machte dieses Buch so schwer zu übersetzen, und der Mann, dem es gelungen ist, wird dafür in der deutschen Ausgabe als Co-Autor genannt: Sven Böttcher. Wir haben es hier also mit größtenteils deutschen Orten zu tun, so dass jeder nach seinem Wohnort suchen kann.

Die einzelnen Einträge im Wörterbuch sind nicht immer witzig, manchmal auch eher unverständlich. Aber viele andere sind nicht nur komisch sondern auch erschreckend zutreffend, und in Zukunft denkt man dann immer an das zugeordnete Wort, wenn einem wieder einmal die bisher unbenannte Sache begegnet.

Zum Buch: Nach den ganzen Vorworten zu den verschiedenen Auflagen kommt ein ebenfalls sehr kreativer Kartenteil, den ich hier leider nicht wiedergeben kann. Dem folgt der eigentliche Wörterbuchteil, ein Glossar (damit man später auch mal ein Wort wiederfindet), einige „Zwischenworte“ und das englische Original. Dem folgt schließlich das Nachwort und ein Appendix, dessen überraschende Natur ich nicht verrate.

Alles in allem ein Muss für jeden Adams-Fan. Das Buch ist lustig zu lesen, und noch lustiger wird es, wenn man all diese merkwürdigen Ortsnamen irgendwann mal in der Realität wiederfindet, z.B. auf Straßenschildern (Krötze 12 km).

Zitate

Aachen (V.)
Seinen Namen ändern, um eher dranzukommen.

Dickfeitzen (V.)
Sich kaltlächelnd selbst bedienen wenn man weiß, dass man nicht geschnappt wird. Zu beobachten bei asozialen Charakteren in Supermärkten (ohne Kameras) oder Parlamenten (mit Kameras).

Genua (Adj.)
Etwas um Haaresbreite verfehlend. Wenn man beispielsweise auf seinem Lottoschein die Ziffern 8/14/19/24/38/47 ankreuzt, und gezogen werden die Ziffern 9/13/20/25/37/46 darf man von sich behaupten, genua richtig gelegen zu haben – sofern man vor Wut noch sprechen kann.

Greich, der
Ein alter Millionär.

Isny, der
Maßeinheit. Definiert als die Zeit, die vergeht, bis man in der Fotoabteilung eines Kaufhauses bedient wird. Auch: Zeitraum bis zur Abschaffung der Einkommenssteuer oder bis zur Wiederkunft Christi.

Indemini, die
Eine Entscheidung, die zu fällen schwerfällt, weil so wenig von ihr abhängt.

Krün (Adj.)
Poet.: Von der Farbe verwitterten Kupfers.

München (V.)
Batterien mit der Zunge testen.

Rednitzhembach, der
Jemand, dem man unter dem Siegel der Verschwiegenheit Informationen zukommen lässt, die man gerne verbreitet wüsste.

Schröck (Adj.)
Höflich grob. Entschieden mehrdeutig. Nachdrücklich nichtssagend.

Tokio, der
(Med:) Tod durch Überarbeitung, zu wenig Muße und viel zu volle U-Bahnen.

Ungedanken, die
Sammelbegriff für all die verwerflichen Ideen, die sich zuweilen abrupt ins Bewusstsein drängeln und die man aufgrund seiner guten Kinderstube sofort entrüstet verwirft, ohne sie auf diese Weise vollständig vertreiben zu können. Ungedanken sind also z.B. die Überlegungen, dass man alle Makler, Hersteller von feuchtem Toilettenpapier und Politiker standrechtlich verbrennen und Mittelstürmern das Wahlrecht entziehen sollte.

Unterminathal (Adj.)
Auf angenehme Art und Weise unruhig. Umschreibt das plötzliche wohlige Ganzkörperkribbeln, das sich einstellt, wenn einem ein wirklich übles Gerücht eingefallen ist, das man unbedingt jemandem erzählen möchte.

Die Rechte an obigen Zitaten liegen bei den Autoren und den Verlagen. Dies soll keine Copyright-Verletzung darstellen, sondern lediglich zum Lesen des Buches anregen.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)