Tödliche Waffen

Teros dom Herakal rannte keuchend den Gang entlang. Während er fieberhaft eine Tür suchte, erinnerte er sich an die Ereignisse der letzten Stunden. Die arkonidische Delegation, die schon gestern mit zehn Schiffen auf dem Planeten gelandet war, hatte heute morgen mit den Verhandlungen begonnen. Die Diskussion war immer heftiger geworden, und Hadar da Merat, der Leiter der Delegation, hatte schließlich die Beherrschung verloren. Es war zu einem Handgemenge gekommen, in dessen Verlauf das Regierungsoberhaupt der C‘thurru schwer verletzt wurde.

Teros konnte Hadar verstehen, die Forderungen der C‘thurru waren unverschämt. Natürlich hätten sie als neues Mitglied des Imperiums keinen Anspruch auf innere Selbstverwaltung, diese wurde nur in seltenen Fällen einigen arkonidischen Kolonien gewährt, aber doch keinem Fremdvolk! Und es war selbstverständlich, dass alle Planeten des Imperiums unter der Gesetzgebung Arkons standen. Hadar, der der neue Gouverneur dieses Planeten werden sollte, hatte seinen wohlverdienten Posten in Gefahr gesehen und die Verhandlungen auf seine Art beendet. Allerdings hatte keiner der Arkoniden damit gerechnet, dass die C‘thurru derart hart zurückschlagen würden, normalerweise begegnete man den Abgesandten Arkons mit Respekt, wie es sich gehörte.

Ein Problem war daraus aber erst geworden, als die C‘thurru ein Dämpfungsfeld über den Gebäudekomplex gelegt hatten, das den Funkverkehr unterband. So mussten sich die Arkoniden ohne Hilfe von ihren Schiffen nach draußen durchschlagen. Teros dom Herakal war dabei von der Hauptgruppe der Delegation getrennt worden. Jetzt suchte er einen Weg nach draußen.

Er öffnete die nächste Tür und seine Augen begannen vor Aufregung zu tränen. Er hatte tatsächlich einen Gleiterhangar entdeckt, jetzt konnte ihm nicht mehr viel passieren. Der C‘thurru, der neben einem der Gleiter stand, hatte keine Zeit zu reagieren. Teros schoss und der Fremde brach zusammen. Die Waffe, die er noch gezogen hatte, entglitt seiner Hand und schlitterte einige Meter über den Boden. Teros, dessen eigene Waffe kaum noch Energie hatte, hob sie auf und sah sie sich an. In der Mitte des zylinderförmigen Laufes war der schräge Griff befestigt. Der Auslöseknopf war seltsamerweise an der Seite angebracht, wo ihn Teros nur schwer erreichen konnte. Am vorderen Ende der Waffe gab es eine kleine Abstrahlöffnung. ‚Wahrscheinlich ein Nadelstrahler‘, dachte Teros dom Herakal, der sich nie sonderlich für Waffen interessiert hatte, und schon gar nicht für nichtarkonidische.

Am anderen Ende der Waffe gab es sogar eine Art Belüftungsgitter, wahrscheinlich um eine Überhitzung zu vermeiden. „Primitiv“, murmelte Teros, „aber es muss genügen.“ Er steckte die Waffe in seinen Gürtel, dann überzeugte er sich davon, dass er allein im Hangar war. Während er an die Kontrollen trat, um das Hangartor zu öffnen, hörte er plötzlich ein Zischen. Die Tür öffnete sich und ein weiterer C‘thurru, der offensichtlich zu den Suchtruppen gehörte, kam herein. Er eilte sofort zu seinem toten Artgenossen. Teros betrachtete ihn, der Körperbau war entfernt arkonidisch, die schuppige Haut verriet aber die reptilischen Vorfahren.

Teros trat hinter dem Pult hervor und zog die Waffe aus dem Gürtel. Durch das Geräusch aufgeschreckt, richtete sich der andere auf und bemerkte den Arkoniden. Teros wollte abdrücken, da begann der C‘thurru seltsame Geräusche auszustoßen, es klang fast wie Lachen. „Was soll das?“ begann Teros in einem scharfen Ton, dann fiel ihm ein, dass er seinen Translator unterwegs verloren hatte. Teros ging einige Meter nach links, um nicht den Gleiter hinter dem Fremden zu beschädigen. Dabei behielt er ihn genau im Blick. Das Zischeln des Fremden hatte sich noch intensiviert, und Teros war sich jetzt sicher, dass er lachte. Wütend hob er die Waffe erneut und drückte ab.

Der C‘thurru hörte auf zu lachen und kam zu dem toten Arkoniden herüber. Er schüttelte verwundert den Kopf und beugte sich über Teros, in dessen Brust ein großes, verbranntes Loch klaffte. Dass die Fremden keinen Verstand hatten, war Niyaijar‘hay sofort klar gewesen. Aber dass sie zu dumm waren, eine Waffe richtig herum zu halten, hätte er nicht gedacht. Niyaijar‘hay nahm den schweren Impulsstrahler aus den Fingern des Toten. Wenn der Arkonide etwas mehr auf die C‘thurru geachtet hätte, wäre ihm natürlich aufgefallen, dass ihre Hände, aus der Sicht eines Arkoniden, verkehrt herum saßen und sie dementsprechend auch ihre Waffen anders anfassten.

Es war auf jeden Fall richtig gewesen, sich ihrem Imperium nicht anzuschließen, dachte der C‘thurru, als er kopfschüttelnd den Raum verließ.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)