Terry Pratchett: Gevatter Tod

Cover Gevatter TodRezension zu „Gevatter Tod“ von Terry Pratchett, 4. Scheibenwelt-Roman, Originaltitel: „Mort“, Ersterscheinung: 1987 (UK)

Deutsche Ausgaben: „Gevatter Tod“, 1990, Wilhelm Heyne Verlag München, 330 Seiten; „Gevatter Tod“, 2004, Piper Verlag

Inhalt

Mort ist ein unbeholfener Junge, schlaksig und oft viel zu nachdenklich. Sein Vater findet keine Lehrstelle für ihn, doch dann bietet der TOD persönlich ihm eine Stelle an. Er nimmt Mort mit in sein Reich und führt den Jungen in die verantwortungsvolle Arbeit ein, die Seelen Verstorbener ins Jenseits zu geleiten.

Während er Mort in seinen ersten Einsatz schickt, macht Tod sozusagen Urlaub und erkundet die menschliche Gefühlswelt. Er ahnt nicht, was Mort schon an seinem ersten Tag anrichtet: Er verhindert den Tod der Prinzessin Keli, in die er sich verliebt hat. Die Geschichte ist aber der festen Meinung, die Prinzessin sei tot. Und während Mort verzweifelt versucht, Keli davor zu retten, einfach von der Realität verdrängt zu werden, wird Mort seinem Meister immer ähnlicher…

Hauptpersonen

  • Tod – der Sensenmann nimmt einen Lehrling zu sich
  • Mort – Tods Stellvertreter verursacht einen Bruch der Realität
  • Ysabell – Tods Tochter steht Mort zur Seite
  • Albert – in Tods Diener steckt mehr als es den Anschein hat
  • Prinzessin Keli – das Universum will ihren Tod
  • Ignazius Eruptus Schneidgut – der Zauberer des 52. Grades bekommt einen fast unmöglichen Auftrag

In weiteren Rollen

  • Binky, Tods Pferd
  • der Herzog von Sto Helit
  • der Bibliothekar der Unsichtbaren Universität
  • Rincewind, stellvertretender Bibliothekar
  • der Quästor und andere führende Zauberer der Universität

Schauplätze

Spitzhornberge, Tods Haus und Garten, Ankh-Morpork und die Unsichtbare Universität, Sto Lat, Sto-Ebene, Krull, Bes Pelargic (Achatenes Reich), Tsort

Bewertung

Dies ist der erste Scheibenwelt-Roman, der sich hauptsächlich dem Tod und seiner Arbeit widmet. Das Buch dreht sich um das Thema Verantwortung, hauptsächlich ist es aber eine spannende Fantasy-Geschichte (die Schaffung einer konkurrierenden Realität) und eine Geschichte über einige wundervolle Charaktere, die hier mit viel Liebe zum Detail gezeichnet wird.

Tod hatte schon in jedem der ersten drei und in (fast?) allen der nachfolgenden Romane einen Auftritt, Tods ‚Tochter‘ Ysabell haben wir im zweiten Buch immerhin kurz getroffen. Diesem Buch folgten noch einige andere, die sich hauptsächlich um den Tod drehen, dafür wird hier die Grundlage geschaffen. Albert, Tods Haus, Tods Pferd Binky (das hier diesen wundervoll verrückten Namen erhält), die Lebensuhren und die Knotenberechnung – wir erfahren viele interessante Details über Tods Arbeit.

Hier macht Tod auch das erste Mal Urlaub von seiner Arbeit und legt währenddessen die Verantwortung in die Hände Morts. Der Konflikt zwischen dem in Menschlichkeit schwelgenden Tod und Mort, der seinem Meister immer ähnlicher wird, ist gut geschildert. Am Anfang sucht Mort noch nach Gerechtigkeit oder einem Sinn, doch dann nimmt er immer mehr Tods Perspektive an: ES GIBT KEINE GERECHTIGKEIT, ES GIBT NUR MICH.

Die Geschichte von Mort und Ysabell wird auf gewisse Weise in „Rollende Steine“ weiter erzählt. Auch Albert taucht in Zukunft öfter auf, dieses Buch bildet die Grundlage seiner Charakterisierung und erzählt seine Hintergrundgeschichte. Das Ensemble des Buches ist diesmal recht überschaubar, an bekannten Charakteren treffen wir ansonsten nur Rincewind und den Bibliothekar wieder, sowie die Zauberer-Horde der Unsichtbaren Universität.

Ansonsten will ich hier gar nicht viele Worte verlieren. Das Buch ist spannend und interessant, mit guten und für die Scheibenwelt auch wichtigen Charakteren. Genau wie einige andere frühe Scheibenwelt-Romane eröffnet es eine Storyline und man sollte es allein deshalb schon kennen. Im Gegenteil zu z.B. dem ersten Rincewind-Roman kann es sich aber durchaus schon mit den späteren Scheibenwelt-Büchern messen. Ich fand es auch beim dritten Mal immer noch unterhaltsam. Vielleicht liegt zumindest ein Teil meiner Begeisterung aber auch daran, dass dieses Buch das erste Scheibenwelt-Buch war, das ich gelesen habe.

Fazit

Das Glanzlicht der ersten fünf Romane und sicherlich ein guter Punkt, um in die Scheibenwelt-Reihe einzusteigen. Sollte man gelesen haben!

Zitate

Er mochte die kosmopolitische, internationale Atmosphäre von Schafrücken und hörte gern die fremdartigen Dialekte von Leuten, die aus fünf oder sogar zehn Meilen entfernten Dörfern stammten.
[S. 14]

„Nun, ich will ganz offen sein“, sagte er. „Ich bin bereit, dir den Weg zum nächsten Bordell zu zeigen.“
„Ich habe bereits gegessen“, erwiderte Mort und hoffte, dass er damit die richtige Antwort gab.
[S. 29]

In der einen Ecke des kleinen Raumes stand ein niedriger Schrein, der Offler geweiht war, dem sechsarmigen Krokodilgott von Klatsch. Der Götze grinste wie Tod. Allerdings gab es einen Unterschied: Tod hatte keinen Schwarm Heiliger Vögel, die Nachrichten von seinen Jüngern brachten und ihm außerdem die Zähne reinigten.
[S. 80]

Das Klatschianische zeichnet sich durch all die akustischen Schnörkel und zungenakrobatischen Kunststücke einer uralten und gereiften Sprache aus, in der es bereits fünfzehn verschiedene Worte für den Begriff ‚Mord‘ gab, bevor die übrigen Bewohner der Welt herausfanden, was man mit einem ordentlichen Knüppel anrichten kann.
[S. 81]

Keli lächelte. Wer zum Hof gehörte und dieses Lächeln kannte, hätte Schneidgut vom Stuhl gezerrt und ihn irgendwo in Sicherheit gebracht, zum Beispiel auf dem nächsten Kontinent.
[S. 133]

Das Gewand wurde nicht in dem Sinne getragen, sondern eher bewohnt.
[S. 246]

Mort […] versuchte sich daran zu erinnern, wann er zum letzten Mal etwas gegessen hatte. Seine innere Uhr breitete hilflos die Arme aus und meinte, er solle einen Kalender konsultieren.
[S. 262]

Und dann fügte er in Gedanken hinzu: He, Mann, in dieser Realität bin ich der mächtigste Zauberer aller Zeiten. Davon kann ich noch meinen Enkeln er… Er knirschte mit den Zähnen.
[S. 306, Schneidgut]

Tod grinste, und es wurde bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass ihm eigentlich auch gar nichts anderes übrigblieb. Diesmal aber steckte volle Absicht dahinter,.
[S. 297]

Die Rechte an obigen Zitaten liegen bei Terry Pratchett und den Verlagen. Dies soll keine Copyright-Verletzung darstellen, sondern lediglich zum Lesen des Buches anregen. Alle Seitenangaben beziehen sich auf die Heyne-Ausgabe.

Links

Dieses Buch im Annotated Pratchett File
Übersicht aller Scheibenwelt-Bücher

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)