Andy McGaw: Colour and Light

Colour And LightHeute möchte ich euch einen ziemlich unbekannten kanadischen Songwriter vorstellen: Andy McGaw. Normalerweise wandern CDs nach einem Jahr oder so von meinem Schreibtisch ins Regal, wenn ich es aufgegeben habe, ein paar Zeilen dazu zu schreiben. Andy McGaws Album „Colour and Light“ habe ich nur als Download erworben, aber nach langer Zeit nehme ich mir nun doch noch die Zeit, endlich etwas über seine Musik zu schreiben und vielleicht den ein oder anderen dazu bewegen, mal reinzuhören.

Andy McGaw

Über Andy McGaw ist online leider nicht viel herauszufinden. Selbst seine Webseite andymcgaw.com ist im Moment offline, man kann sie sich aber per Wayback Machine noch ansehen. McGaw stammt von der kanadischen Ostküste, lebt nun aber in Ontario. „Colour and Light“ ist sein drittes Album.

Das Album

„Colour and Light“ erschien 2009 und enthält 13 Lieder mit einer Laufzeit von knapp 52 Minuten. McGaw macht einfache Musik, man könnte ihn wahlweise unter „Folk“ oder „Singer/Songwriter“ einordnen. Alle Songs sind relativ ruhig und kommen allein mit seiner Stimme und seiner Gitarre sowie einer Mundharmonika aus. Das klingt auf den ersten Blick langweilig, ist es aber nicht, denn jedes der Lieder lebt davon, dass es eine Geschichte erzählt. Ich weiß nicht, ob ich das hier schon einmal aufgeschrieben habe, aber es nötigt mir großen Respekt ab, wenn jemand es schafft, in drei bis fünf Minuten und wenigen Textzeilen eine Geschichte zu erzählen, mit Charakteren und einer Handlung. McGaw schafft das spielend, und hat dazu auch noch eingängige Melodien.

Die Songs im einzelnen:

  1. One Homeless Man
  2. Colour And Light
  3. Sabrina
  4. Happy Birthday Johnny Boy
  5. Hey Mama
  6. Romeo Dallaire
  7. The Hanging Of Marie Angelique
  8. If You Want My Love
  9. Running After You
  10. Some Fly East Some Fly West
  11. The Mad Trapper Albert Johnson
  12. Goodbye My Love
  13. Plane Jane

Inhaltlich decken die Lieder ein weites Spektrum ab, viele beschreiben jedoch die Geschichte eines Charakters. „Hey Mama“ wird erzählt aus der Perspektive eines jungen Soldaten, dem Zweifel an seinem freiwilligen Kriegseinsatz kommen. „The Hanging Of Marie Angelique“ erzählt von der tragischen Liebe zwischen einer Schwarzen und einem Weißen. „Plane Jane“ dreht sich um die Kosmetikindustrie, die jungen Mädchen einredet, nur mit MakeUp schön zu sein, „Happy Birthday Johnny Boy“ um einen von seinem Vater verstoßenen Sohn.

Neben diesen eher sozialkritischen Texten gibt es aber auch leichtere Lieder wie „If You Want My Love“, einer meiner Favoriten, oder „Goodbye My Love“. Ebenfalls ein tolles Lied ist „The Mad Trapper Albert Johnson“, eine eher spaßig gemeinte Ballade, die genau das beinhaltet, wonach der Titel klingt.

I am the mad trapper, Albert Johnson is my name.
My father was a madman and my mama was insane.

Als ich letztens darüber geschrieben habe, wo ich normalerweise neue Musik aufschnappe, da habe ich dieses Album als eine der unwahrscheinlichsten Verbindungen erwähnt: Ich bin auf Andy McGaw tatsächlich aufmerksam geworden, da sein gleichnamiger Song im Wikipedia-Eintrag von Roméo Dallaire erwähnt wird. Ich habe vor längerer Zeit dessen Buch „Shake Hands With The Devil“ gelesen, das den Krieg in Ruanda 1994 aus erster Hand schildert, denn Dallaire war damals Kommandant der UN-Truppe im Land. „Romeo Dallaire“ war denn auch der Grund, warum ich mir dieses Album gekauft habe. Der Text des Liedes trifft die damalige Situation ziemlich gut (auch wenn es eigentlich zu simpel ist, die Schuld der UN zu geben – die UN ist das, was die Mitgliedsstaaten bereitstellen) und ist dabei sarkastisch bis zur Schmerzgrenze.

He got a call one day, from the United Nations.
They said, we‘re sending you on a Public Relations.
You‘re going to Ruanda, bring your lawn chair if you wanna.
It’s just a poor black country, so it don’t really matter.

Auch dieses Lied beschäftigt sich am Ende mit dem (in diesem Fall tatsächlich existierenden) Charakter von Dallaire und wie er mit seiner Erfahrung umgeht. Die Kritik kommt im Refrain und gegen Ende aber doch recht deutlich rüber. Der Text wirkt um so mehr, als der Kontrast zwischen McGaws ruhigem Gesang und dem Inhalt recht groß ist.

Thank you for calling the United Nations.
We can’t take your call right now, cause we‘re all on vacation.

Fazit

Wer ruhige Musik mit intelligenten Texten mag, sollte hier unbedingt mal reinhören. Obwohl Andy McGaw sich ansonsten online rar macht, kann man „Colour and Light“ auf den üblichen Download-Plattformen kaufen und auch probehören.

Veröffentlicht unter Musik

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Bitte beachte die Kommentarregeln: 1) Kein Spam, und bitte höflich bleiben. 2) Ins Namensfeld gehört ein Name. Gerne ein Pseudonym, aber bitte keine Keywords. 3) Keine kommerziellen Links, außer es hat Bezug zum Beitrag. mehr Details...

So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)