Filmkritik: Star Trek – Into Darkness

Star Trek: Into DarknessReview zum Film „Star Trek: Into Darkness“, USA, 2013

Regie: J.J. Abrams, Schauspieler: Chris Pine (James Kirk), Zachary Quinto (Spock), Zoe Saldana (Uhura), Karl Urban (Leornard McCoy), Benedict Cumberbatch (John Harrison)

Inhalt

Kirk hat auf einer Routine-Mission die oberste Direktive verletzt und wird deswegen seines Kommandos enthoben. Da greift ein geheimnisvoller Gegner die Sternenflotte an. John Harrison zieht die Aufmerksamkeit der Sternenflotte auf sich und tötet dann eine Menge Schiffskommandanten, darunter auch Captain Pike. Als Harrison nach Kronos flieht, der Heimatwelt der Klingonen, da überzeugt Kirk Admiral Marcus, ihm die Enterprise zurückzugeben und ihn Harrison verfolgen zu lassen…

Bewertung

Ich hatte nach Abrams‘ letztem Star-Trek-Film keine großen Erwartungen an „Into Darkness“ und diese wurden dann auch mehr oder weniger wie erwartet erfüllt. Aus mir unbegreiflichen Gründen finden viele Leute, auch gerade Nicht-Star-Trek-Fans, den Film gut und spannend und unterhaltsam. Laut und bunt wie er sein mag, empfand ich „Into Darkness“ aber nicht nur als schlechten Star-Trek-Film, sondern einfach als schlechten Film.

Um etwas weiter auszuholen: Ich hatte mich direkt nach Abrams‘ erstem Star-Trek-Film noch relativ positiv geäußert. Je öfter ich den Film gesehen und je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto schlechter fand ich ihn jedoch. Abrams hat die Chance verpasst, sein eigenes Star-Trek-Universum zu erschaffen. Er hätte das problemlos tun können. Ein völliger Reboot hat ja z.B bei „Battlestar Galactica“ super funktioniert. Stattdessen hat er sich mit der Zeitreise-Story selber Schranken gesetzt, die er aber von Anfang an nicht vorhatte, zu respektieren. Theoretisch sollte bis 2233 beide Star-Trek-Universen gleich sein, was für mich auch die Grundlagen von Physik und Technik mit einschließt. Aber schon im letzten Film wurden viele Dinge dargestellt, die vor der Zeitreise der Narada anders und inkompatibel waren.

Dieses grundlegende Problem hat natürlich auch „Into Darkness“, zumal man hier wieder Story-Elemente hat, die aus der Zeit vor 2233 stammen. Für mich ist aber etwas anderes viel schlimmer: J.J. Abrams erschafft hier eine Welt, die er selber nicht ernst nimmt. Er zeigt uns eine Sternenflotte, die er völlig lachhaft darstellt (wie schon im letzten Film). Er zeigt uns ebenso lachhafte Charaktere. Er löst Probleme haufenweise durch ein völliges Verbiegen oder Ignorieren der technischen und physikalischen Rahmenbedingungen, die in 10 Filmen und 5 TV-Serien ausgearbeitet wurden, und die auch eine Zeitreise nicht einfach außer Kraft setzen kann. J.J. Abrams nimmt aus meiner Sicht seinen eigenen Film nicht ernst, und das macht es mir als Zuschauer unmöglich, „Into Darkness“ wirklich zu genießen.

Dabei hatte ich nie einen Zweifel daran, dass J.J. Abrams weiß, wie man einen Film dreht. Er hat ein Auge für die Optik, für dramatische Momente, für Action-Szenen. Er ordnet nur leider die innere Logik all diesen Dingen unter. Viele Szenen scheinen einzig der Tatsache entsprungen zu sein, dass jemand über einem Stück Pizza meinte „Hey, wäre es nicht cool, wenn…“, ohne dass anschließend jemand überlegt hätte, wie das für die Story einen Sinn ergeben könnte.

Kirk und SpockUm meine Kritikpunkte mal zu konkretisieren, ein paar Beispiele: Spock muss ein Gerät in dem Vulkan ablegen. Aus Technobabble-Gründen kann er das nur selber machen, es gibt keine Fernsteuerung (das ist in jedem Star-Trek-Film und jeder Serie lächerlich und so gesehen sogar konsistent). Die Enterprise parkt derweil im Ozean. Warum? Keine Ahnung, es macht keinen Sinn. Als sie dann aufsteigt, sehen die Bewohner sie natürlich. Das könnte man ganz einfach verhindern, indem man sagen wir 50 Kilometer von der Küste entfernt parkt. Warum macht man das nicht? Keine Ahnung, es macht keinen Sinn. Später steht Scotty nicht zur Verfügung, und Kirk kommandiert Chekov in den Maschinenraum ab, als Chefingenieur. Wieso gibt er den Job nicht Scottys Stellvertreter oder einem anderen Offizier des Maschinenraums? Oder irgendeinem anderen der vielleicht 50 bis 100 Offiziere, die im Rang über dem 18jährigen Chekov stehen? Wieso ist Chekov in dem Alter überhaupt an Bord, wo er von seinem Alter her doch kaum ein Jahr an der Akademie hinter sich haben kann? Wie immer: Keine Ahnung, es ergibt keinerlei Sinn. Und als letztes Beispiel aus dem Bereich Technik: Der Gegner des Filmes flieht gegen Anfang, indem er sich von der Erde nach Kronos beamt! Von der Erde nach Kronos!!! An irgendeiner Stelle wurde sicher mal etabliert, wie weit das ist, sagen wir mal großzügig, dass es wohl 50 Lichtjahre sein werden. Es ist bizarr, so etwas in einem Nebensatz damit zu erklären, dass Scotty ja zwischenzeitlich sein Warp-Beamen aus dem letzten Film perfektioniert hätte. Und um dem dann noch einen draufzusetzen, beamt man aber nicht hinterher, sondern fliegt mit einem Schiff, was auch einige Zeit zu dauern scheint…

Ich könnte ewig so weitermachen. Es gab buchstäblich für jeden guten, passenden Moment im Film zwei oder drei echte WTF-Momente, wo ich ungläubig laut lachen musste, dass Abrams uns das gerade wirklich vorsetzt. Und es ist ja nicht so, dass „Into Darkness“ nicht seine guten Momente hätte. Wie gesagt, Abrams hat ein Auge für Stimmungen und Drama. Der Angriff des Shuttles auf das Sternenflotten-Hauptquartier ist z.B. so eine Szene, die mir als besonders gelungen und realistisch in Erinnerung geblieben ist. Unterm Strich rettet das aber diesen Film nicht mal annähernd.

London

Ich habe übrigens auch auf einer anderen Ebene ein Problem mit „Into Darkness“: Der Film wurde mal wieder als mehr vermarktet, als er dann wirklich liefert. Das erinnert mich stark an „Insurrection“, wo man das Gefühl vermittelt bekam, die Enterprise würde sich gegen den Föderationsrat auflehnen. Statt des ganz großen Dramas gab es dann doch wieder nur lahme Action und einen abtrünnigen Admiral. Hier vermittelten die Trailer das Gefühl, die Erde und die Sternenflotte würde in ihrer Existenz bedroht. Statt dessen gab es eine Bombe, einen Shuttle-Angriff und dann die im Rahmen der Story ebenfalls relativ sinnlose Action des Showdowns. Das war’s. Eine existenzielle Bedrohung sieht anders aus, jedenfalls in einem realistischen Star-Trek-Universum, in dem die Föderation auch aus anderen Völkern als den Menschen besteht und in dem ein Präsident und ein Föderationsrat regieren. In einem solchen Universum würde man all das als kleineres Problem abhaken. Auch auf dieser Ebene hat mich „Into Darkness“ dann doch enttäuscht.

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass Abrams natürlich mit vielen Anspielungen an „Star Trek II“ um sich wirft. Manchmal ist das gelungen und subtil, manchmal auch ziemlich holzhammermäßig. Aber wie gesagt, bei den grundsätzlichen Problemen des Filmes war mir das dann auch noch egal.

Ach ja, es gab erstmals auch einen Star-Trek-Film in 3D zu sehen. Wir haben aber die normale Version gesehen, der Spaß war eh schon teuer genug, insofern kann ich nicht viel dazu sagen, ob das lohnt oder nicht. Es erklärt zumindest so Szenen wie den ansonsten sinnlosen Flug durch den Weltraum.

Fazit

„Into Darkness“ ist in meinen Augen kein guter Film, da er eine Welt erschafft, die er selber nicht ernst nimmt. Storymäßig zielt der Film recht niedrig, an Effekten, Ausstattung etc. kann man natürlich nicht meckern. Wer Abrams‘ letzten Star-Trek-Film ernsthaft gut fand, wird hier dran vermutlich Spaß haben. Nur mit „Star Trek“ hat das leider nicht viel zu tun.

Links

"Star Trek: Into Darkness" bei IMDB.com

P.S.: Ich bin halbwegs fassungslos. Ich habe mir in meinem Fead-Reader zwei Filmkritiken zu „Into Darkness“ aufgehoben, von Leuten, deren Meinung in Bezug auf Filme ich des öfteren teile. Und nun finden sowohl der Wortvogel als auch Thomas Höhl den Film gut. Klar muss nicht die ganze Welt meine Meinung teilen, andererseits sind Plot Holes nun mal Plot Holes, und von Autoren hätte ich erwartet, dass sie der Geschichte mehr Bedeutung zumessen als der Action.

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So, noch mal kurz drüber schauen und dann nichts wie ab damit. Vielen Dank fürs Kommentieren! :-)